Sonnenglut der Leidenschaft
handelte, so war der Raum zu klein, um es auszuziehen.
Trotz ihrer Erschöpfung konnte sie nicht schlafen. Außerdem ging ihr zu viel durch den Kopf. Warum litt sie noch immer darunter, ohne elterliche Liebe und Zuwendung aufgewachsen zu sein? Wieso war ausgerechnet sie so ungerecht behandelt worden? In einer besseren Welt würden alle Menschen Liebe und Trost erfahren. Aber sie lebte nun einmal im Hier und Jetzt. Vielleicht sollte sie einfach beginnen, sich selbst zu lieben, alles andere würde sich dann schon finden.
Der Anblick der vielen Pärchen bei ihrem Abflug auf dem Flughafen hatte ihr wieder einmal verdeutlicht, wie einsam und leer es in ihrem eigenen Leben aussah. Ob sie deshalb so heftig auf Tariq reagiert hatte? Wie eine Ausgehungerte? Offensichtlich hatte ihr Körper die Führung übernommen, um ihr endlich zur Erfüllung zu verhelfen.
So ein Unsinn! Unwillig vertrieb Gwynneth diese Gedanken und ging zum Bücherregal. Dort nahm sie das Buch über die Geschichte Zurans heraus, das ihr bereits aufgefallen war, machte es sich anschließend auf dem Sofa so gemütlich wie möglich und vertiefte sich in die spannende Lektüre.
Tariq horchte an der Bürotür. Kein Laut drang aus dem Zimmer. Es war kurz vor Mitternacht, und er hatte sich das Abendessen schmecken lassen, das er telefonisch im Restaurant bestellt hatte. Gerade holte der junge Kellner die zwei Teller wieder ab, einen leeren und einen unberührten. Da er Gwynneth nicht verhungern lassen konnte, hatte Tariq für sie mitbestellt. Also traf ihn keine Schuld, wenn sie nichts aß.
Behutsam drehte er am Türknauf und öffnete die Tür.
Das Büro lag in den Schein der Leselampe gehüllt. Gwynneth schlief tief, halb auf dem Sofa liegend. Auf dem Fußboden entdeckte er das Buch, das sie offensichtlich gelesen hatte. Sehr entspannt wirkte sie in der Haltung nicht gerade. Warum hatte sie das Sofa denn nicht zum Bett ausgeklappt?
Zuerst wollte Tariq sich lautlos zurückziehen, überlegte es sich dann jedoch anders. So konnte er sie da nicht liegen lassen. Sie würde mit steifem Nacken und eingeschlafenen Beinen aufwachen. Wie jung und unschuldig sie im Schlaf aussah! Die dunklen Wimpern warfen anmutige Schatten auf die hübschen Wangen.
Er öffnete die Tür etwas weiter, ging zum Sofa und betrachtete Gwynneth nachdenklich. Sie sollte aufwachen, doch das tat sie natürlich nicht. Sogar im Schlaf schien sie ihn noch herauszufordern. Typisch!
Niemand zwingt mich dazu, dachte Tariq, als er sich hinunterbeugte und sie vom Sofa hob. Vielleicht sollte er sie tatsächlich so verkrampft liegen lassen, dann würde sie die Wohnung wahrscheinlich am Morgen freiwillig räumen.
Erst jetzt fiel ihm auf, wie klein und schlank ihre Füße waren. Mit hohem Rist und hellrosa lackierten Nägeln.
Schnell wandte er den Blick ab und konzentrierte sich darauf, Gwynneth aus dem Zimmer zu tragen. Sie seufzte wohlig und schmiegte sich enger an ihn. Jetzt lächelte sie im Schlaf.
Das riesige Doppelbett im Schlafzimmer bot genug Platz für eine Kleinfamilie. Zwei Erwachsene konnten also bequem darin schlafen, ohne einander zu stören. Was sollte schon passieren? Zumal Gwynneth noch all ihre Kleidung trug.
Doch als Tariq sie behutsam aufs Bett legte und sorgfältig zudeckte, empfand er es als Verlust, sie nicht mehr zu spüren. Mit einem unterdrückten Fluch verließ er schnell das Zimmer und kehrte zum Büro zurück.
Ich muss noch arbeiten, redete er sich ein. Deshalb bin ich hier und nicht, weil ich befürchte, mich im Schlaf an diese wunderschöne Frau zu schmiegen.
Am nächsten Morgen entdeckte Gwynneth eine kurze Nachricht auf dem Küchentisch.
Ich bin heute geschäftlich unterwegs, komme aber wieder. Tariq.
Tariq heißt er also, dachte sie und sagte den Namen verträumt einige Male vor sich hin.
Wann er wohl zurückkehrte? Geistesabwesend strich sie zärtlich über die schwungvollen Buchstaben. Als würde die kurze Notiz ihr seine starke Persönlichkeit näherbringen. Himmel! Sie musste ihre Gefühle unter Kontrolle behalten und sich auf die Tatsachen konzentrieren.
Fest stand, dass sie heute Morgen in dem riesigen Bett aufgewacht war, voll bekleidet und mutterseelenallein. Nur ein Mensch konnte sie dorthin gebracht haben. Aber warum? Weil er sie begehrte, aber nicht aufwecken wollte? Unsinn! Selbst wenn sie sich nach einer weiteren Liebesnacht voller Leidenschaft sehnte, hieß das noch lange nicht, dass Tariq – was für ein schöner, interessanter Name – diese
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