Sonnenglut der Leidenschaft
begehrte er sie. Die Begegnung ihrer ersten gemeinsamen Nacht beschäftigte sie noch immer. Sie musste nur an ihn denken, schon sehnte sie sich mit ihrem ganzen Körper nach seinen erregenden Liebkosungen, und ihr Herz klopfte schier zum Zerspringen.
Verrückt! Sie holte ihr Handy, um den jungen Beamten anzurufen, der sich um die Wohnungsfrage kümmerte. Leider erwischte sie nur den Anrufbeantworter, der sie bat, eine Nachricht zu hinterlassen. Aber was sollte sie denn sagen? Dass man ihr den doppelten Wert der Wohnung angeboten hatte, wenn sie auf ihren Eigentumsanspruch verzichtete? Dass sie nicht wusste, ob das Angebot seriös war? Dass sie befürchtete, die Wohnung wäre nicht das Einzige, was Tariq ihr stehlen würde?
Tariq. Wo mochte er stecken? Was machte er gerade? Ob er an sie dachte? Hatte er sich in der vergangenen Nacht nach ihr gesehnt? Sie jedenfalls wäre vor Sehnsucht nach ihm fast vergangen. Ihre Hände zitterten, als sie jetzt Wasser in den Kocher laufen ließ.
In Gedanken noch immer bei ihm, suchte sie in den Bücherregalen nach neuer Lektüre. Sie schwankte zwischen dem Buch über die Geschichte Zurans, in dem sie schon eifrig gelesen hatte, und einem dicken Wälzer über die geologischen Formationen der Wüste. Vielleicht war das ja ganz interessant. Sie zog das Buch heraus, wobei ein dünnes Taschenbuch auf den Boden fiel, das zwischen den beiden Büchern geklemmt hatte.
Gwynneth hob es auf und wollte es gerade zurückstellen, als ihr Blick auf den Titel fiel: Mjenat: Das verborgene Tal und sein Herrscher.
Ein Buch über das verborgene Tal? Wie interessant. Lächelnd stellte sie den Wälzer zurück und spazierte mit ihrem Fund auf den Balkon.
Keine fünf Minuten später war ihr Lächeln wie weggewischt. Ungläubig und wütend zugleich starrte sie auf das Foto, das die Umschlagseite des Buches zierte.
Tariq sah ihr entgegen! Tariq oder – um seinen vollständigen Titel zu nennen – Seine königliche Hoheit Prinz Tariq bin Salud Al Fwaisa. Der Mann, den sie liebte, war ein Prinz! Und nicht nur das, sondern auch Herrscher über sein eigenes kleines Königreich.
Das Buch lobte ihn in den höchsten Tönen. Nebenbei erfuhr Gwynneth auch, dass er Milliardär war und großzügig Teile seines Reichtums an seine Mitmenschen abgab.
Gwynneth warf das Buch auf den Tisch, stand auf und lehnte sich über die Balkonbrüstung – in ihren Augen schimmerten Tränen.
Warum hatte er nichts gesagt? Wieso ließ er sie in dem Glauben …
Die Antwort lag doch auf der Hand. Er hatte sie nicht ins Vertrauen gezogen, weil Männer wie er Frauen wie ihr nichts anvertrauten. Sie schliefen mit ihnen und entledigten sich ihrer wie eines Spielzeugs, das sie nicht mehr interessierte. Solche Männer benutzten Frauen. Sie bezahlten für ihre Dienste, vergnügten sich mit ihnen und warfen sie dann hinaus.
Allerdings hatte Tariq das nicht geschafft, weil sie sich nicht aus der Wohnung vertreiben ließ. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, griff er zu anderen Maßnahmen, damit sie endlich ging. Er bot ihr einfach das Doppelte des angemessenen Verkaufswerts. Alles nur, damit sie endlich verschwand. Das tat so unendlich weh, dass Gwynneth vor innerem Schmerz zusammenzuckte.
„Wir sind ziemlich sicher, die Quelle des unterirdischen Flusses gefunden zu haben, der die Oase speist“, berichtete einer der Wissenschaftler, die für Tariq am Projekt „Verborgenes Tal“ arbeiteten, aufgeregt. „Es könnte sich allerdings auch um einen See handeln. Bisher wissen wir, dass es sich um Felsenhöhlen am Zugang zum Tal handelt, und zwar unterhalb vom Fundament des ehemaligen Palasts.“
„Meine Vorfahren hätten eine Befestigung um die Quelle bauen sollen, um auch im Falle einer möglichen Belagerung an Wasser zu gelangen. Zumal der ursprüngliche Palast sehr nah an dem alten und viel bereisten Kameltreck stand. Indem meine Vorfahren sich das Tal und damit die Oase sicherten, verfügten sie über eine enorme Einnahmequelle, die es natürlich zu schützen galt.“ Bei diesen Worten musste Tariq an Gwynneth denken und daran, wie sie auf sein Angebot reagiert hatte, ihr die Wohnung abzukaufen.
„Möglicherweise dienten die unterirdischen Höhlen und Wege – sofern sie denn existieren – als Fluchtweg aus der Festung, vielleicht sogar an der Oase vorbei“, spekulierte Hal Derwent, der leitende Archäologe des Teams. „Diese Wüste hat mich schon immer fasziniert. Sie birgt so viele Geheimnisse, die wir nur mit viel Geduld
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