Sonnenglut der Leidenschaft
Mutter mich tatsächlich nicht geliebt hat, es aber nicht an mir lag. Das musste ich nicht nur akzeptieren, sondern auch glauben.“
„Und das tust du jetzt?“
„Ja.“
„Wünschst du dir selbst Kinder?“ Wieso stellte er so persönliche Fragen? Schon längst ging es in ihrem Gespräch nicht mehr um Small Talk. Doch Tariq spürte das tiefe Bedürfnis, alles über Gwynneth zu erfahren, über ihre Vergangenheit und ihre Zukunftspläne. Zu spät kam ihm die Erkenntnis, dass diese Fragen sehr aufschlussreich sein könnten. Gwynneth könnte ahnen, was er für sie empfand.
„Ich sehne mich nicht übermäßig nach eigenen Kindern, um ihnen eine bessere Kindheit als meine zu geben. Sozusagen um meine eigene Kindheit durch ihre – hoffentlich glückliche – umzuschreiben. Aber wenn ich mit dem Richtigen zusammenlebe, möchte ich natürlich auch Kinder mit ihm haben.“
Sie wagte es nicht, Tariq anzuschauen. Womöglich verriet ihr Blick, was sie fühlte. Sie sehnte sich so sehr nach ihm! „Ich glaube, jede Frau wünscht sich instinktiv ein Kind von dem Mann, den sie liebt, als Zeichen ihrer gegenseitigen Liebe. Kinder sind aber auch unabhängige Wesen und sollten als solche respektiert werden. Das mag nicht immer so einfach sein, wie es klingt.“
So offen hatte sie noch nie mit jemandem über ihre Gefühle gesprochen. Sie schwebte in großer Gefahr. Tariq hörte ihr konzentriert zu. Und wie er sie ansah! Ihr Herz pochte immer aufgeregter und wäre ihm am liebsten zugeflogen.
„Das ist ein sehr ernstes Thema. Zu ernst, es mit einem Fremden zu erörtern“, sagte sie schließlich – leicht außer Atem.
Mit einem Fremden? Ja, das stimmte natürlich. Sie waren einander fremd, und doch spürte Tariq eine tiefe Verbindung zu ihr. Entschlossen schob er dieses Gefühl beiseite.
„Vielleicht lässt sich über Themen, die einem sehr nahegehen, gerade am besten mit Menschen sprechen, die man noch nicht so gut kennt.“ Wieder wunderte Tariq sich über sich selbst. Ausgerechnet mit einer Frau, die leicht zu haben und zudem hinter dem Geld her war wie der Teufel hinter der Seele, diskutierte er derart intime Fragen? Ausgerechnet so eine Frau begehrte er?
„Vermutlich hast du recht“, stimmte Gwynneth zu. Aber die plötzliche Nähe, die sie während des Essens geteilt hatten, war wieder vorbei. Sie spürte, wie Tariq sich gefühlsmäßig von ihr entfernte und sie kühl ansah.
„Es ist spät, und ich habe noch eine lange Fahrt vor mir. Würdest du mich jetzt bitte entschuldigen?“ Sein Tonfall klang gebieterisch. Er mied ihren Blick und stand so elegant auf, wie er sich zuvor gesetzt hatte.
Hatte sie ihn mit ihren persönlichen Gedanken und Hoffnungen gelangweilt? Beunruhigt sah sie, wie er auf sie zukam. Er streckte die Hand aus, um ihr aufzuhelfen. Zwischen Sofa und Tisch war wenig Platz. Tariq stand ganz dicht vor ihr. Er duftete nach Duschgel und Eau de Cologne und sehr sinnlich nach Mann. Wie betäubt schloss sie die Augen und schwankte leicht.
Tariq blieb fast die Luft weg. Er sah, wie die Brustspitzen sich unter dem dünnen Stoff des Kaftans abzeichneten, und musste die freie Hand zur Faust ballen, um nicht dem Impuls nachzugeben, die Brüste zu streicheln. Wie gern hätte er ihren Hals mit den Lippen liebkost, eine Spur bis zu den Brüsten und über den flachen Bauch gezogen. Und dann …
Als sie seinen heißen Atem spürte, riss sie schnell die Augen wieder auf und wich beschämt zurück.
Wie lange blieb er wohl fort? Hoffentlich kehrte er erst zurück, nachdem die Beamten festgestellt hatten, wem die Wohnung tatsächlich gehörte. Sie wollte endlich einen Schlussstrich unter die leidige Angelegenheit ziehen. Wie auch immer sie ausgehen würde. Hoffentlich zu ihren Gunsten, um Teresa und Anthony ausreichend abzusichern.
10. KAPITEL
Gwynneth schob ihr Haar aus dem Gesicht, als sie den Fahrstuhl Richtung Wohnung verließ. Weil sie sehr früh aufgewacht war, hatte sie beschlossen, eine Runde zu joggen, solange die Sonne noch nicht zu stark schien. Die Bewegung hatte ihr gutgetan. Allerdings musste sie auch beim Laufen ständig an Tariq denken. Er ging ihr einfach nicht mehr aus dem Sinn.
Tag und Nacht kreisten ihre Gedanken um ihn. Wo mochte er jetzt sein? Womit beschäftigte er sich? Dachte er auch an sie? Sie liebte ihn so sehr und hielt es kaum ohne ihn aus.
Diese Erkenntnis erfüllte sie mit Panik. Sie durfte ihn nicht lieben, da er doch ganz offensichtlich diese Liebe nicht erwiderte. Immerhin
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