Sonnenglut der Leidenschaft
sie über diese Selbsterkenntnis. Deshalb erinnerte sie ihn nun schnell daran, warum sie vor einigen Stunden fluchtartig die Wohnung verlassen hatte. „Hast du vergessen, dass ich vorhin weggelaufen bin, anstatt mit dir ins Bett zu gehen?“
„Es war meine Entscheidung aufzuhören. Daraufhin ist dein Temperament mit dir durchgegangen. Wahrscheinlich in der Hoffnung, ich würde dir folgen, um dir ein unwiderstehliches Angebot zu machen.“
Das unwiderstehliche Angebot müsste aber nicht aus Geld, sondern aus leidenschaftlichen Umarmungen, Küssen und Zärtlichkeiten bestehen, die ihr jederzeit zur Verfügung standen. Verlegen wandte Gwynneth sich ab, damit er ihr nicht ansah, was sie schon wieder dachte.
„Ich muss für einige Tage geschäftlich weg“, teilte Tariq ihr unvermittelt mit. „Heute Abend reise ich ab.“ Die Fahrzeit zum Tal betrug mindestens vier Stunden. Normalerweise wäre er im Morgengrauen aufgebrochen, doch er sehnte sich so sehr nach der Einsamkeit des verborgenen Tals, dass er es kaum erwarten konnte, sich endlich auf den Weg zu machen. In der Wüste würde er wieder auf dem Boden der Tatsachen landen und erkennen, dass es im Leben ums Überleben ging. Die Wüste, seine unerbittliche Geliebte, vergab keine menschlichen Schwächen. In dieser Umgebung hoffte Tariq, wieder zur Vernunft zu kommen. Dort sah er bestimmt ein, dass das schier übermächtige Verlangen nach dieser Engländerin keine Bedeutung besaß.
Bevor er aufbrach, würde er allerdings um Polizeischutz für Gwynneth bitten, damit Chad seine Drohung nicht wahr machte. Und dann wollte er das Mädchen ein für alle Mal vergessen.
In Gwynneths Blick lag tiefe Enttäuschung, deshalb sah sie schnell zur Seite. Tariq durfte nicht gehen. Er sollte bei ihr bleiben – für immer.
Offensichtlich hatte sie verzweifelt gestöhnt, denn Tariq drehte ihr Gesicht zu sich und musterte sie. „Was ist los? Hast du Schmerzen?“
Ja, Seelenschmerzen. Doch das behielt sie lieber für sich. „Nein, ich bin nur erleichtert“, behauptete sie.
Er glaubte ihr kein Wort. „Während meiner Abwesenheit solltest du gründlich über mein Angebot nachdenken.“ Wieder sah er auf seine Armbanduhr. „Oje, ich muss mich beeilen. Vor meiner Abfahrt will ich noch zu Abend essen. Ich bestelle uns etwas aus dem Restaurant.“
„Ich muss aber erst duschen und mich umziehen“, wandte sie ein.
„Wie lange brauchst du?“
„Mindestens zwanzig Minuten.“
„Okay, dann bestelle ich das Essen für halb acht Uhr.“
Damit ließ er sie einfach in der Diele stehen, was Gwynneth fürchterlich ärgerte. Er hatte sie nicht einmal gefragt, was sie gern aß.
Zehn Minuten später stand sie unter der belebenden Dusche, die die Ärgernisse des Tages einigermaßen wegspülte. Auch die schmerzenden Muskeln entspannten sich. Doch der Herzschmerz blieb.
Das warme Wasser auf seinem Körper fühlte sich fast so sinnlich an wie die Berührung einer Frau. Es war unglaublich; ständig kreisten seine Gedanken um Gwynneth, und sein Körper reagierte sofort entsprechend.
Wenn er sie jetzt in den Armen halten, ihren feuchten Körper liebkosen könnte … Wütend stellte Tariq den Hebel auf „kalt“, um das in ihm lodernde Feuer zu ersticken. Ob sein Vater genauso für seine Mutter empfunden hatte?
Er stellte das Wasser ab und stieg aus der Duschkabine. Es war das erste Mal, dass er in diesem Zusammenhang an seinen Vater dachte. Wie der Vater, so der Sohn … Doch er hatte sich geschworen, niemals so zu werden wie sein Vater. Nie wollte er Frau und Kind verlassen. Trotzdem interessierte es ihn plötzlich, ob sie einander ähnelten.
Tariq trocknete sich ab und sah seinen Vater vor sich, wie er mit ihm spielte und amüsiert lachte, als er seinen jauchzenden Sohn hoch in die Luft hob.
Nur ihretwegen erinnerte er sich auf einmal an seine Kindheit. Gwynneth hatte in seine Seele geblickt und alte Geheimnisse offengelegt. Unerhört!
Nackt betrat er das angrenzende Arbeitszimmer und zog sich an. Auf die Kopfbedeckung verzichtete er, die benötigte er nicht in der Wohnung.
Es läutete. Fünf vor halb acht, das musste das Essen sein.
Hatte es geklingelt? Nach der belebenden Dusche hüllte Gwynneth sich in einen schwarzen Leinenkaftan, den sie erst vor Kurzem gekauft hatte. Das feuchte Haar flocht sie zu einem lockeren Zopf, und dann legte sie noch etwas rosa Lipgloss auf. Inzwischen war sie richtig hungrig. Also machte sie sich auf den Weg zur Küche.
Der Duft orientalischer
Weitere Kostenlose Bücher