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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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ihnen irgendeinen Hinweis fallenließ, so dass Roelstra etwas zum Nachdenken hatte. Doch seine Spione waren ohnehin tüchtig, und daher hatte er heute nichts Neues erfahren.
    Als er dann mit den Frauen in seinem Besitz bei Wein und süßem Kuchen beisammensaß, überlegte er, dass sich dieser Tag schließlich doch gelohnt hatte. Pandsala und Ianthe waren wie befohlen zum Marktplatz gegangen und waren mit ihren Eindrücken bezüglich Lady Sioned zurückgekehrt.
    »Dürr«, höhnte Ianthe, als Palila fragte, wie das Mädchen aussehe. »Nur Haut und Knochen – mit Sommersprossen und sonnengebräunt vom Leben in der Wüste, das sie den ganzen Sommer über geführt hat.«
    »Ich fand sie recht hübsch«, widersprach Pandsala unwillig. »Und sie hatte keine Sommersprossen.«
    »Dann waren es Schmutzflecken.«
    Naydra blickte von ihrer Stickerei auf. »Was kann man schon von einer Lichtläuferin erwarten?«
    »Stimmt es, dass sie Rohan heiraten soll?«, erkundigte sich Palila auf einen Blick von Roelstra hin.
    »Ich habe meiner Zofe befohlen, mit einem von ihren Lakaien zu reden«, erzählte Gevina. »Sie sind verwirrt, was das angeht. Sie ist auf Lady Andrades Geheiß hin gekommen, um Rohans Braut zu werden, aber er wollte sie offenbar nicht. Und was noch wichtiger ist, es heißt, dass sie ihn auch nicht will!«
    Lenala räusperte sich. »Er sieht aber sehr gut aus.«
    Roelstra bedachte sie mit einem geduldigen Blick. »Wie gut beobachtet von dir, meine Liebe.«
    »Gevina hat recht«, warf Pandsala ein. »Das Mädchen hat heute Nachmittag selbst gesagt, es wäre sich nicht sicher, ob es ihn haben will. Welch eine Närrin!«
    »Er sieht sogar sehr gut aus«, ließ sich Lenala vernehmen, kühn geworden durch die Anerkennung ihres Vaters.
    Ianthe stand auf und schob Palila, die auf einem Samtsofa saß, ein Kissen in den Rücken. »Ist es so besser?«, erkundigte sie sich mitfühlend, als die Mätresse erstarrte.
    »Es geht mir gut«, fuhr Palila sie an, und Roelstra unterdrückte ein Grinsen. Manchmal vermisste er den Reiz, den mehrere Mätressen versprachen, die einander verabscheuten, aber die Zusammenstöße zwischen seinen Töchtern und Palila waren fast ebenso amüsant. Aladra war die erste wirklich nette Frau gewesen, zu der er sich nach dem Tod seiner Gemahlin hingezogen gefühlt hatte, aber er kannte sich gut genug, um zu wissen, dass er ihrer schnell überdrüssig geworden wäre. Da war es besser, dass sie gestorben war und ihm nur die schönen Erinnerungen blieben. Hätte sie Frieden und Liebe in seinen Haushalt eingeführt, wäre er über kurz oder lang an Langeweile eingegangen.
    »Wie es scheint, ist Prinzessin Tobin auf ihrer Seite«, berichtete Ianthe, nachdem sie wieder in der Nähe der Fenster Platz genommen hatte. »Sioned hat das ausdrücklich betont.«
    »Sie hat außerdem erklärt, dass Rohan nicht ihrem Geschmack entspricht«, fügte Pandsala hinzu. »Ich denke, das ist viel wichtiger. Sie scheint kein Typ zu sein, der sich Lady Andrades Wünschen beugt, wenn die ihren eigenen zuwiderlaufen. Offen gesagt, mir kommt sie unglaublich stur vor.«
    »Sie gefällt mir mehr und mehr«, bemerkte Roelstra gedehnt, nur um die Reaktion der Frauen zu sehen. Ein Lächeln spielte um Ianthes Lippen, Palilas Augen verengten sich, und die anderen stimmten einen Protestchor über die Dummheit ungehorsamer Frauen an. Roelstra hob eine Hand, um sie zum Verstummen zu bringen. »Das gilt für keine von Euch, meine gehorsamen Lieblinge. Ihre starrsinnige Natur wird es euch vor dem Prinzen nur leichter machen, euch von ihr abzuheben – zu eurem Vorteil.«
    Palila wedelte mit einer Hand, und Roelstra fiel auf, wie dick und aufgedunsen ihre Finger geworden waren. »Euer Interesse an ihm wird ihm nach ihrer Gleichgültigkeit Trost und Vergnügen sein«, erzählte sie den Mädchen. »Ihr dürft nie vergessen, sanft zu sein, meine Lieben. Männer mögen keinen Streit. Und Rohan ist sehr jung. Er wird wünschen, bewundert und umsorgt zu werden, und möchte sicher das Gefühl bekommen, als Mann wichtig zu sein.«
    »Sein Aussehen gefällt mir«, murmelte Lenala.
    »Das weiß jetzt jeder, mein Schatz«, sagte Roelstra.
    Die Töchter kehrten in ihre Zelte und an ihre Aufgaben zurück, aber Roelstra hielt sich noch eine Weile in Palilas Raum auf. Ihr Anblick widerte ihn an, aber mit ihren Instinkten war alles in Ordnung.
    »Und nun?«, fragte er mit hochgezogenen Brauen.
    »Pandsala will ihn. Ianthe scheint er gleichgültig zu sein,

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