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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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missgestimmt.
    Er hatte sich inzwischen seine Meinung über Roelstras Töchter gebildet. Wenn er bei seiner Durchsicht der Frauen in Stronghold festgestellt hatte, dass denen einiges fehlte, so reichten diese Prinzessinnen noch weit weniger an den Eindruck der Vollendung heran, den er mit Sioned verband. Gevina neigte zu albernem Kichern; Rusalka benahm sich, als würde Rohan einer ganz anderen Spezies angehören als sie selbst, und sah derart überrascht aus, als zweifelte sie daran, dass er aß, trank und sich an der Nase kratzte wie andere Männer. Er dankte der Göttin für Sioned, deren Lachen offen und ehrlich war und die in ihm den Menschen sah, ebenso wie ein Mann.
    Naydra war ausgesprochen hübsch, wenn man ihren Typ schätzte. Aber Rohans Geschmack war durch die goldene Schönheit seiner Mutter und die lebhaften, dunklen Farben seiner Schwester geprägt worden, und so wirkte Naydra auf ihn einfach nur farblos. Außerdem hatte sie einen leicht lüsternen Ausdruck in den Augen und neigte dazu, seine Lenden zu betrachten, als wollte sie ihn taxieren. Er war dankbar für Sioneds offene Sinnlichkeit; Naydras verstohlene Art fand er abstoßend.
    Lenala starrte ihn geradeheraus an. Rohan vermutete, es hätte schmeichelhaft sein können, so offen bewundert zu werden, wenn da auch nur der kleinste Funke von Verstand in ihrem Blick gelegen hätte. Dankbar für Sioneds Intelligenz empfand er Mitleid mit dem Mann, der diese hohlköpfige Prinzessin ehelichen würde.
    Was nun die beiden anderen anging – sie waren unbestreitbar schön. Anmutig und bezaubernd in ihren Farben benahmen sie sich wie Frauen, nicht wie Mädchen. Pandsala legte eine leichte Zurückhaltung an den Tag, und Rohan vermutete, sie glaubte ihn damit reizen zu können. Ianthes Blicke hingegen waren eine offene Einladung, wann immer sie ihn ansah. Rohan war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass – wäre Sioned nicht gewesen – Pandsala wirklich ausgesprochen verführerisch gewesen wäre und Ianthe nahezu unwiderstehlich. Er kam zu der Erkenntnis, dass es wirklichen Genuss bedeuten konnte, ein junger, reicher und gutaussehender Prinz zu sein.
    Es war jedoch nicht mehr angenehm, als Roelstra ihn allein abpasste, nachdem die Sitzung dieses Tages beendet war. »Meine Mädchen können den Blick nicht von dir wenden«, lachte der Hoheprinz. »Ich habe sie zu lange in der Felsenburg behalten, wo es nicht viele junge Männer gibt, die sie ansehen können. Es wird mir schwerfallen, mich von ihnen zu trennen, weißt du.«
    Glaubte er etwa, Rohan würde sie ihm gleich im Dutzend abnehmen? Rohan setzte eine verlegene Miene auf und murmelte unbestimmt, dass sie wirklich sehr nette Mädel wären.
    »Lieber Vetter, du könntest mir vielleicht bei einem kleinen Problem behilflich sein, das ich mit ihnen habe. Ich kann nie entscheiden, welche die Hübscheste ist. Ich würde gern deine Meinung über meine Mädel hören – deine Mutter war zu ihrer Zeit eine der größten Schönheiten, und deine Schwester ist die herrlichste Frau, die ich je gesehen habe.«
    Rohan entzog sich dieser Entscheidung mit einem weiteren Murmeln und der Frage nach dem Ausstoß an Cunaxa-Wolle, eine Information, die es ihnen beiden ermöglichen sollte, dem geizigen Prinz Durriken eine weitere Konzession zu entringen. Rohan war Experte geworden in der Kunst, errötend auszuweichen, als würde der bloße Gedanke an Roelstras Töchter ihn so vollständig verwirren, dass er sich in praktische Dinge flüchten musste. Und dabei schmeichelte er dem Hoheprinzen die ganze Zeit, bis dieser mehr und mehr Dokumente unterzeichnete.
    An diesem Tag waren es schon mehrere gewesen: eine Erneuerung der Vereinbarung, dass Feruche Roelstra gehörte, aber die darunter liegenden Ländereien zu Rohans Besitz zählten; ein Pakt über gegenseitige Unterstützung, sollten die Merida angreifen und den Handel durchbrechen; und, lächerlich genug für Roelstra, aber wichtig für Rohan, eine Vereinbarung darüber, dass die Prinzenmark eine Zählung der Drachen vornehmen würde, wenn sie im nächsten Jahr nordwärts flögen.
    »Ich habe von deinem ersten Drachen gehört«, erzählte Roelstra. »Tüchtige Arbeit! Und ihn dann mit deinem Vater zusammen zu verbrennen, die Asche von Faradhi’im in den Morgenwind streuen zu lassen – ich weiß, dass Zehava das geschätzt hätte.«
    »Ich gebe zu, dass ich vor Angst fast den Verstand verloren hätte, als ich diesen Drachen auf mich zukommen sah«, meinte Rohan.
    »Nur ein

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