Sonnenlaeufer
und Meath tat so, als taumele er unter dem Gewicht seiner Last.
»Möglicherweise suche ich mir einen anderen Beruf: Einsiedler! Fern von Frauen und vor allem von Händlern! Aber es war wirklich ein Vergnügen, meine Damen, zu sehen, wie ihr all das Geld ausgegeben habt; denn schließlich war es ja nicht meines.«
Er brachte ihre Einkäufe in Tobins Zelt, während die Frauen am Fluss entlangschlenderten, bis sie an eine einsame Stelle unter einem Baum anlangten. Camigwen setzte sich, den Rücken resolut dem Wasser zugekehrt, die Arme um ihre Laute geschlungen.
»Ich schätze, du hast vergessen, dass Ostvel keine einzige Note kennt«, bemerkte Sioned.
»Aber er hat eine wundervolle Stimme, und er hat mir einmal erzählt, dass er schon immer spielen lernen wollte. Das wird mein Hochzeitsgeschenk für ihn.« Sie blinzelte. »Er weiß es zwar noch nicht, aber bei den Zeremonien des Letzten Tages werden auch wir dabei sein!«
»Das freut mich«, erklärte Tobin herzlich. »Chay und ich werden auf euch beide anstoßen. So, wäre jetzt vielleicht eine von euch so freundlich, mich über Sioneds Einkäufe aufzuklären?«
Die Faradhi’im grinsten sich an, und Camigwen sagte: »Sie hat einen Vorteil gegenüber diesen Prinzessinnen, weißt du. Die sind Jungfrauen!«
»Bis hinab zu den Zehenspitzen«, stimmte Sioned zu.
»Ihr Leben lang in der Felsenburg isoliert …«
Tobin fiel lachend ein. »Kostbare Blumen, die nicht einmal einen Bruder haben, der ihnen den Unterschied zwischen Knaben und Mädchen zeigen könnte …«
»Und wahrscheinlich nicht wissen, was sie machen müssen, selbst wenn sie den Unterschied kennen!«, schloss Camigwen mit boshaftem Lächeln.
»Mein Vater hat immer behauptet, man könnte eine Frau von einer Jungfrau an der Art ihres Hüftwackelns unterscheiden«, grübelte Tobin. »Ich könnte schwören, er hat es gleich am nächsten Morgen gemerkt, nachdem Chay und ich zum ersten Mal …« Errötend brach sie ab.
»Ich nehme an, das war einige Zeit vor der Hochzeit?«, spottete Sioned.
»Ein wenig«, gab Tobin zu. »Aber das heißt doch, dass du meinen Bruder verführen willst, was bedeutet, dass du auch die Absicht hast, ihn zu heiraten. Oh, Sioned, ich bin ja so erleichtert!«
»Ich habe es die ganze Zeit über gewusst«, murmelte Camigwen und stieß ihre Freundin spielerisch in die Rippen.
»Das hast du nicht! Jedenfalls warst du dir nicht sicher. Bitte sag, dass ich keine so schlechte Schauspielerin bin, sonst bleibt mir keine Hoffnung, dass ich irgendjemanden zum Narren halten könnte.«
»Du weißt, dass du Zweifel in mir geweckt hast«, tröstete Cami sie. Dann wandte sie sich an die Prinzessin. »Aber es geht hier nicht um eine einfache Verführung. Es gibt gewisse Zauber, die uns niemand beibringen darf, ehe wir mindestens acht Ringe tragen, und Andrade weiß nicht, dass wir sie kennen.« Sie seufzte. »Ich hatte niemals Grund, sie bei Ostvel anzuwenden.«
»Es ist nicht gefährlich, Tobin. Nur ein wenig FEUER hier und da – deshalb die Kerze – und nichts, was man bei einem Mann gegen dessen Willen anwenden kann. Ehrlich gesagt, ich glaube, es liegt in erster Linie an dem Wein.« Sie zwinkerte Camigwen zu.
»Sagt mir, wie ich helfen kann«, forderte Tobin sie auf.
»Schläft außer ihm irgendjemand anders in dem Zelt?«
»Sein Knappe, Walvis.«
»Oh, den können wir einweihen. Er ist ohnehin auf meiner Seite. Wenn du dafür sorgen kannst, dass die Wachen in die andere Richtung schauen … den Rest erledige ich.«
»Schon geschehen.« Die Prinzessin blickte sich um, um sich zu vergewissern, dass sie nicht belauscht worden waren. Dann beugte sie sich vor und sagte: »Du hast meine Hilfe und meinen Segen, aber ich möchte ein paar Dinge wissen.«
Camigwen lachte. »Aber wie willst du Lord Chaynal erklären, wo du sie gelernt hast?«
»Er wird weder die Kraft noch ausreichend Atem haben, um zu fragen«, schnurrte Tobin.
Nach einem Dinner mit Prinz Clutha von Meadowland und Lord Jervis aus Waes, seinen hiesigen Gastgebern, zog sich Roelstra auf seine Barke zurück und verbrachte einige Zeit mit seiner Mätresse und seinen Töchtern. Der erste Tag des Rialla war immer langweilig, denn es wurden noch keine richtigen Geschäfte gemacht, während alle über den Markt schwärmten. Roelstra war in seinem Zelt geblieben, und die Prinzen waren gekommen, um ihm ihren Respekt zu zollen. Der einzige Vorteil der ganzen langweiligen Angelegenheit bestand darin, dass gelegentlich einer von
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