Sonnenlaeufer
reden, die nur meinen Bruder angehen«, fügte sie hinzu und deutete mit Blicken an, dass sie nichts lieber täte.
»Wie es scheint, sorgt sich alles beim Rialla um Prinz Rohan«, beobachtete Ianthe kalt. »Ich hoffe, wenigstens die Spielwaren sind zu Eurer Zufriedenheit, Lady Sioned – wenn es schon Prinz Rohan nicht ist. Komm weiter, Sala.«
Die Schwestern schlenderten davon und verschwanden in der Menge. Tobin zählte stumm bis dreißig, ehe sie einen besonders obszönen Fluch flüsterte, der ihren Gemahl sicher entsetzt hätte – obwohl sie ihn von ihm gelernt hatte. Sioneds Lächeln hielt jedoch an, und ihre dichten Wimpern senkten sich leicht über ihre wutglänzenden Augen.
»Ziegen, alle beide«, erklärte Tobin. »Kümmere dich nicht um sie.«
»Nein? Er kann keine von beiden heiraten und erwarten, die Geburt seines ersten Sohnes um mehr als ein paar Tage zu überleben. Aber trotzdem – bei der Göttin, Tobin, sie sind beide so schön …«
»Und du nicht?«
Camigwen trat mit triumphierender Miene zu ihnen. Die Laute hatte sie unter dem Arm. Sioned fing an, das Instrument fast fieberhaft zu bewundern, und geizte nicht mit ihrem Lob. Tobin beschloss, sich von den königlichen Ziegen nicht den Tag verderben zu lassen, und schmiedete hastig neue Pläne. Sie bezahlte für die beiden Ritter und befahl, diese einzupacken und zu ihrem Zelt zu bringen.
»Packt auch die Puppe ein«, lautete ihre Anweisung. »Sioned, Cami, als Nächstes suchen wir einen Juwelier auf, und dann …«
»Nein«, murmelte Sioned und stellte die Puppe ins Regal zurück. »Vielen Dank, dass Ihr sie mir gezeigt habt. Ich bin sicher, irgendein glückliches kleines Mädchen wird sie von Herzen lieben. Ich bin älter, und der Sinn steht mir nach etwas anderem. Cami, nun wird dir dein Wunsch erfüllt.«
Tobins Pläne segelten auf der Nachmittagsbrise davon, als sie und Cami Sioned über den Markt folgten, stumm begleitet von Meath. Vorbei an Buden mit Teppichen, Kupferwaren, Decken und Sätteln und Büchern aus Pergament marschierten sie, und jeder von Sioneds Schritten drückte Entschlossenheit aus. Sie blieb stehen, um eine einzelne blaue Kerze zu kaufen, ging dann weiter, ohne sich um die ausgestellten Möbelstücke, Lederwaren und das bunte Glas zu kümmern. Schließlich blieb sie bei einem Seidenhändler stehen, und nachdem sie einen Augenblick damit verbracht hatte, dessen Ware zu mustern, deutete sie herrisch auf einen Ballen, der auf der Rückseite der Bude fast verborgen war.
»Den möchte ich sehen«, teilte sie dem Händler mit.
Er musterte sie von oben bis unten, offensichtlich mit geringer Erwartung angesichts ihrer schlichten Kleidung. Tobin, die neben und ein wenig hinter Sioned stand, machte ihm mit einem Nicken und einem erhobenen Finger ein Zeichen. Der Händler zuckte die Schultern, und die Seide wurde hervorgeholt.
Es handelte sich um einen dicken, schweren Stoff in hellem Cremeton, der durch die mit Silberfäden gestickten Blätter und Blüten noch steifer wurde. Im Sonnenschein wirkte er erdrückend; bei Kerzenlicht aber würde er sicher funkeln wie aus Sternen gemacht.
»Ja«, bestätigte Sioned. »Macht ihn mir zum Bankett des Letzten Abends fertig.«
»Unmöglich!«, heulte der Mann.
»Alles ist möglich. Ich werde jemanden mit dem Entwurf schicken, und die Göttin helfe Euch, wenn Ihr Euch nicht genau daran haltet.« Schweigend streckte sie die Hand aus, und Camigwen reichte ihr eine Börse. Sioned zählte Goldmünzen ab. »Den Rest bekommt Ihr, wenn ich das fertige Gewand sehe. Und für diesen Preis erwarte ich Stiche, die so fein sind, dass ich sie nicht sehen kann.«
»Sehr wohl, meine Dame«, hauchte er, als sie die Münzen in seine aufgehaltene Hand fallen ließ.
»Das dachte ich mir.« Sie hielt auf die nächste Bude zu, wo sie weißen Leinenstoff erstand, der so schlicht war wie die Seide prunkvoll. Er wurde eingewickelt und Meath übergeben, der ihn philosophisch in Empfang nahm und zu seinen anderen Paketen packte. Den nächsten Halt gab es an einem Stand mit Fironeser Kristall, der in einem Umkreis von zehn Schritten Funken versprühte. Cami, die aus Firon stammte, handelte mit großer Sachkenntnis, und Sioned erstand ein Paar kunstvoll gravierte blaue Kelche. Bei einem weiteren Händler wurden Schuhe gekauft, die zu dem Seidenstoff passten, und als Sioned abschließend noch eine Flasche besten Syrener Weines erstanden hatte, war sie endlich zufrieden. Sie kehrten über die Brücke zurück,
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