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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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schlauer, als ich vermutet habe.«
    »Welch prachtvolles Kompliment«, dankte Rohan zornig.
    »Da ich so lange gebraucht habe, um dahinterzukommen, würde ich sagen, es war wirklich ein ausgezeichnetes Kompliment. Lord Narat hat mich heute Nachmittag gefragt, ob du wohl fähig wärest, ein Prinzenreich zu regieren – natürlich nicht direkt, aber genau das hat er gemeint. Und Lord Reze hat dich heute morgen im Rat der Athr’im ganz offen einen Narren genannt. Ihretwegen brauchst du dir wohl keine Sorgen zu machen, aber an deiner Stelle würde ich ein wachsames Auge auf die Prinzessinnen haben.«
    »Was könnten die schon tun?« Rohan lachte.
    »Jemanden heiraten, der fast ebenso mächtig ist wie du, und dir das Leben zur Hölle machen.«
    »Der einzige Prinz, der mir in seiner Macht fast gleichkommt, ist Roelstra – und das nicht mehr lange.«
    »Ehrgeizig bist du überhaupt nicht, was? Aber für den Augenblick könnten diese Töchter auch Sioned das Leben zur Hölle machen!«
    »Das würden sie nicht wagen!«
    »Ach nein? Tobin hat erzählt, dass sie und Sioned und Camigwen mit Ianthe und der anderen Hübschen – Pandsala heißt sie wohl – zusammengestoßen sind. Die beiden haben versucht, ihre Messer an Sioned zu wetzen – und dabei denken sie jetzt ja noch, dass sie eine abgewiesene Braut wäre. Was meinst du wohl, wie die sich erst aufführen werden, wenn du Sioned als deine Gemahlin präsentierst?«
    »Wer sagt denn, dass ich das vorhabe?«
    »Verdammt noch mal, Rohan! Hör auf damit! Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir gegenüber nicht ehrlich bist!«
    »Wenn du mir sagen willst, dass ich mir Sorgen um Sioned machen sollte, dann spar dir die Mühe. Sie wird beobachtet. So dumm bin ich auch wieder nicht.«
    »Wer würde schon eine Frau verdächtigen, und noch dazu eine Prinzessin? Roelstras Töchter begehren dich, Rohan. Nicht, weil du so charmant bist, sondern weil du ihnen die Möglichkeit bietest, aus der Felsenburg zu entfliehen und Macht zu gewinnen. Dabei ist es natürlich nicht von Nachteil, dass du weder Pockennarben noch einen Buckel hast oder schielst. Aus ihren Augen spricht auch das Verlangen nach dir als Mann. Aber wenn du sie zurückweist, hast du sie zum Narren gemacht – und sie werden hinter Sioned her sein. Sie ist deine schwache Stelle.«
    »Es gibt auch andere Prinzen – andere Lords, die ebenso viel Geld und Macht wie ich besitzen. Warum muss es ausgerechnet ich sein?«
    Chay schüttelte den Kopf. »Du verstehst es nicht. Ich muss mich bei dir entschuldigen, weil ich all die Jahre glaubte, du wärest ein netter kleiner Junge. Ich habe dich beobachtet, seit Zehava tot ist. Du bist ebenso rücksichtslos wie Andrade und viel gefährlicher, als dein Vater je gewesen ist. Seine Armeen kämpften auf dem Felde. Deine sind unsichtbar. Deine Ideen sind deine Soldaten, und deine Pläne sind deine Armeen, die für dich in die Schlacht ziehen. Niemand erwartet das. Du spielst den dummen Prinzen, aber dich umgibt etwas, das du niemals wirst verbergen können, nicht, nachdem du diesen Drachen getötet hast. Es ist die Macht – und es ist etwas sehr Persönliches. Das verleiht dir einen großen Wert für jede Frau, besonders wenn es sie selbst nach Macht gelüstet.«
    Rohan starrte ihn an. Nie zuvor hatte Chay so mit ihm geredet, und deshalb hatte er jetzt keine Ahnung, wie er reagieren sollte.
    »Du glaubst doch wohl nicht, dass Roelstra diesen Mädchen irgendeine nützliche Aufgabe gibt, mit der sie ihre Zeit ausfüllen können, oder?«, fuhr Chay fort. »Zehava hat Tobin immer beschäftigt – er hat ihr genug Arbeit gegeben –, dass sie ihre eigene Kraft einschätzen lernte. Sie war ihre eigene Frau, ehe sie meine wurde. Sioned ist genauso. Sie hat diesen Ausdruck. Sie weiß, wer sie ist, und besitzt in ihren eigenen Augen Wert. Aber diese Prinzessinnen – du bist ihre einzige Chance, etwas anderes zu werden als nur eine von siebzehn Töchtern. Ihr Leben lang haben sie in diesem Schloss geschmort und auf den Tag gewartet, an dem sie einen Mann ehelichen können, der es ihnen erlaubt, mit seiner Macht zu spielen. Und wenn sie dahinterkommen, dass du sie alle zum Narren gehalten hast …«
    Rohans Finger krampften sich um Büschel feuchten Grases. »Du hast recht, Chay. Ich bin dumm, wenn es um Frauen geht.«
    »Du kennst nur Tobin und deine Mutter, Maeta und ein paar andere. Keine von ihnen besitzt auch nur eine Spur von Bosheit. Rohan, alles verdirbt, wenn man es nicht leben lässt. Noch

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