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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Bis schließlich alles ausdiskutiert war, würde niemand mehr wissen, was genau geschehen war.
    Aber vielleicht würde jetzt jeder zweimal nachdenken, ehe er einen Krieg anfing. Lokale Konflikte waren eine Sache; aber große Kriege brachten niemandem Profit. Rohan zuckte mit den Schultern. Er wusste, er konnte nur hoffen, dass alles gutging.
    Er hatte jetzt ein besseres Gefühl, was seinen eigenen Vorschlag, legale Grenzen festzulegen, anging. Nicht umsonst war er jedes einzelne Dokument in Strongholds Archiven durchgegangen. Er wusste bereits, was gesetzmäßig ihm gehörte – nicht nur in Bezug auf die Merida, sondern auch, was seine Grenzen zu Syr, der Prinzenmark, Meadowlord und Cunaxa anging. Er würde das eine oder andere Gut aufgeben müssen, aber er würde dafür andererseits auch wichtige Besitztümer zurückerhalten. Bei der Größe seiner Ländereien konnte er es sich sowieso leisten, ein wenig aufzugeben, um dadurch das Recht an dem Rest festgeschrieben zu erhalten. Natürlich mussten die betroffenen Vasallen besänftigt werden, jetzt, da sie das Land selber besitzen sollten, aber dank seines Vaters hatte er genug Geld, um sie über den Verlust von ein paar Quadratlängen hier und dort hinwegtrösten zu können.
    Was hatte er heute doch für ein Drachenei angeknackt, sagte er sich lächelnd. Die Prinzen würden bei der Suche nach alten Verträgen und den Berichten, die die Faradhi’im vor langer Zeit dazu verfasst hatten, wahnsinnig werden. Durch diese Suche würden sie, ohne es auch nur zu bemerken, das Gesetz und seine Präzedenzfälle schätzen lernen. Mit ein wenig Glück und einem kleinen Schubs hier und da konnte er sie sicher dazu bringen, diesen Glauben auch auf andere Bereiche auszudehnen.
    Schritte erklangen über ihm auf der Brücke, die vom anderen Ufer zurückkehrten, und einen Moment lang glaubte er, es handele sich um Meath. Aber die Schritte waren zu leicht, um zu dem großen Lichtläufer zu gehören. Als die Person den Kiesweg entlangschritt, übermannte ihn die Neugierde. Er spähte aus seinem Versteck und erkannte zu seiner großen Freude, welches Mädchen da in einen viel zu kurzen Umhang gehüllt war.
    »Sioned!«
    »Wer ist da?« Sie wirbelte herum, und Angst klang aus ihrer Stimme.
    »Ich bin es nur. Rohan. Ich bin unter der Brücke. Komm her, raus aus dem Regen.«
    Sie näherte sich, ihre Reitstiefel bis über die Knie schlammverschmiert, und bückte sich, um in sein Versteck zu spähen. »Was treibst du denn hier?«
    »Ich könnte dich dasselbe fragen. Komm.« Er hielt ihr eine Hand hin, die sie jedoch bewusst übersah. »Du solltest sicher und trocken in deinem Zelt sein«, schalt er, als sie sich neben ihn kauerte.
    »Dein verdammtes, leckes Zelt«, verbesserte sie ihn. »Und du solltest eigentlich an einer Konferenz teilnehmen.«
    »Ich habe mich gelangweilt.« Er drehte sich so, dass er hinter ihr kniete, und ungeachtet des Schlamms, fing er an, ihre Arme und Schultern zu reiben. Sie zitterte unter dem pelzgefütterten Umhang. »Du bist völlig durchnässt! Wie lange bist du draußen gewesen, Frau? Hier, lass dich wärmen.« Er versuchte, sie an sich zu ziehen, und wollte sie umarmen, während er von den Schwierigkeiten dieses Tages erzählte, aber sie schüttelte ihn wütend ab.
    »Behandelt mich nicht so, als würde ich Euch gehören«, murmelte sie. »Noch besitzt Ihr mich nicht, mein lieber Herr.«
    Verwirrt hielt er den Mund. Gleich darauf sollte er für seine Selbstbeherrschung belohnt werden.
    »Ich habe gestern Nacht gesehen, dass Ianthe aus deinem Zelt kam! Der einzige Grund dafür, dass ich überhaupt noch mit dir spreche, ist der, dass sie nicht gerade glücklich aussah.«
    Rohan war froh, dass sie ihm den Rücken zuwandte und deshalb sein entzücktes Grinsen nicht sehen konnte. »Ich habe ihr auch keinen Anlass dazu gegeben. Du hast das FEUER letzte Nacht beschworen, nicht wahr?«
    »Und wenn?«, meinte sie trotzig. »Sie war da, um dich zu verführen oder umzubringen, und ich habe nicht vor, sie das eine oder andere tun zu lassen.«
    »Ich frage mich, was wohl schlimmer gewesen wäre?«
    Sie wirbelte herum und starrte ihn an. Regentropfen hingen an ihren Wimpern, und er sehnte sich danach, sie fortzuküssen. »Wie gerne würde ich dich hassen können«, wisperte sie.
    Rohan deutete diese Worte zu Recht als ein Geständnis von Emotionen, die nichts mit Hass zu tun hatten, und zog sie in seine Arme. Sie saßen im Schlamm unter der tropfenden Brücke und küssten

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