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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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erwiderte ihre Umarmung.
    »Ihr, Herr«, erklärte Walvis grinsend.
    Cami trat zurück, die Hände auf die Hüften gestützt, mit blitzenden Augen. »Ihr seid ein gefährlicher Mann, mein Prinz.«
    »Man hat mich schon vieles genannt, aber – gefährlich? Ach, eine Bedingung gibt es noch, wenn Ihr nach Stronghold kommt.« Er bemühte sich um Ernst, aber weder Stimme noch Gesicht gehorchten. »Ich muss mit gutem Beispiel vorangehen, wisst Ihr, und ich werde nicht zulassen, dass Ihr und Ostvel in meinem Haushalt lebt, außer Ihr seid anständig verheiratet. Nun, was habt Ihr dazu zu sagen?«
    Sie versank in einem tiefen Hofknicks, wobei ihre Schultern bebten und sie leise kicherte. »Ich schwöre, Ihr seid von Drachen gezeugt!«
    »Tatsächlich werden Sioned und ich wohl Eurem Beispiel folgen, denn ich hatte für Euch und Ostvel an morgen gedacht, und es wird einige Zeit dauern, bis eine Hochzeit für uns vorbereitet werden kann. Seid Ihr einverstanden?«
    »Und ob!«
    Rohan erhob sich und küsste sie impulsiv. »Ein glücklicher Mann, unser Ostvel«, sagte er, um sie erröten zu machen.
    »Eine glückliche Frau, unsere Sioned!«, gab sie zurück, und sie lachten beide.
    Palila saß allein in ihrer Kabine, entsetzlich gelangweilt. Eine ihrer Damen war gerade damit fertig, Öl in ihren Körper zu massieren, damit die Schwangerschaft keine Spuren an ihrem Fleisch hinterließ, doch selbst dieses sinnliche Vergnügen beinhaltete keinen Reiz mehr für sie. Sie wollte draußen in der Welt sein, wollte die bewundernden Blicke der Männer und das neidische Funkeln der Frauen genießen. Beim Gott des Sturmes! Sie hasste es, schwanger zu sein!
    Als Roelstra ihre Kabine betrat, verschlug es ihr fast die Sprache vor Überraschung. Sie dankte der Göttin, dass sie in einen üppigen Morgenmantel gehüllt und ihr Haar so frisiert war, wie er es gerne sah. Doch er schien es überhaupt nicht zu bemerken. Jeder andere Mann hätte in ihr die blühende Verkörperung der Mutterschaft gesehen und sich voll Stolz daran weiden können. Aber Roelstra hatte mehr schwangere Frauen gesehen als irgendein anderer Mann, abgesehen von einem Arzt.
    »Crigo scheint es nicht gut zu gehen«, erklärte er ohne Umschweife.
    »Hat er zu viel oder zu wenig genommen?«
    »Wahrscheinlich Ersteres, nach seinem Entzug auf der Reise hierher.« Rastlos schritt er in der Kabine umher, strich mit den Fingern über Tische, Stühle, Messingknäufe, Tapeten und Vorhänge, die die Fenster verhüllten. »Ich habe vergessen, wie groß die übliche Dosis Dranath im Wein ist. Es ist lange her, dass wir ihn zu uns geholt haben – den nutzlosen Narren«, fügte er zornig hinzu.
    Jeder Instinkt, der ihr innewohnte, erhob sich und heulte eine Warnung, aber sie brachte ein Lächeln zustande. »Eine gewinnträchtige Zeit, Herr. Ich glaube, es ist eine halbe Handvoll auf einen großen Krug. Aber warum fragt Ihr ihn nicht selber? Er bereitet ihn sich doch seit Jahren selbst zu.«
    Der Hoheprinz zuckte mit den Schultern. »Hast du mich nicht gehört? Er hat zu viel genommen. Jetzt sitzt er in seinem Zelt, kaum bei Bewusstsein, und kann mir nicht einmal sagen, wo er es aufbewahrt. Wir müssen es für ihn rationieren, Palila. Wo ist der Vorrat?«
    »In der dritten Schublade in meinem Schrank.« Sie sah zu, wie er das Holzkästchen unter einem Stapel ihrer feinsten, seidenen Unterwäsche hervorzog – ein Anblick, der in ihm sonst unweigerlich die Lust beschwor, die Frau zu lieben, der diese Wäsche gehörte. Aber diesmal sah er sie nicht einmal. »Was soll ich ihm sagen, wenn er mehr will?«
    »Das wird er nicht. Ich wünsche nicht, dass er dich belästigt, mein Schatz.« Mit einem Finger fuhr er über die Schnitzereien des Kästchens. Dann begegnete er ihrem Blick und lächelte. »Nichts soll dich beunruhigen, sonst stört es noch unseren Sohn.«
    Sie stieß einen glücklichen Schrei aus. »Das ist das erste Mal, dass du gesagt hast, dass es ein Knabe wird!«
    »Ich hoffe, es wird so sein«, verbesserte er sie. »Aber ich hege diese Hoffnung immerhin schon seit fünfundzwanzig Jahren. Trotzdem, vielleicht kann ich der Versammlung beim nächsten Rialla schon den künftigen Hoheprinzen präsentieren.«
    »Ich hoffe, er pinkelt Andrade an«, erklärte sie, und das Lächeln zauberte Grübchen auf ihre Wangen.
    »Kein Sohn von mir hätte derartig barbarische Manieren – aber die Vorstellung gefällt mir!« Er kam zu ihr und streichelte ihr mit einem Finger über die Wange. »Ruh dich

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