Sonnenlaeufer
Camigwen sehen, die das Aufstellen von einem Dutzend langer Tische überwachte. Zu spät fiel Rohan ein, dass er an diesem Abend zu einem inoffiziellen Dinner geladen hatte. Anschließend würde getanzt werden, und es würde gewiss sehr spät werden – denn alle Arbeit war getan, und es war an der Zeit, das gesellschaftliche Leben in vollen Zügen zu genießen, ehe morgen die Feierlichkeiten des Letzten Tages stattfinden würden.
»Camigwen? Darf ich Euch einen Augenblick stören?«
Sie wandte sich um und blinzelte, um durch den Stoff sehen zu können, und sagte: »Aber natürlich, Herr.« Sie eilte zum Eingang und trat ein. Neugierig betrachtete sie die Einrichtung seiner Privatgemächer. »Es läuft alles prächtig, Herr«, berichtete sie. »Von Süden zieht kein Regen mehr herauf, also ist unser Fest im Freien nicht in Gefahr, ins Wasser zu fallen. Die Köche liegen gut in der Zeit – die Braten sind fertig, Eiscremes und Weine sind im Fluss gekühlt, und ich habe es so eingerichtet, dass die Brote genau rechtzeitig zu Beginn des Mahles heiß und durch sein werden.«
»Ihr seid eine Perle«, lobte er lächelnd. »Ihr habt hier und auch unterwegs wundervoll für mich gesorgt – und ich habe mich gefragt, ob Ihr wohl bereit wäret, eine dauerhafte Einrichtung daraus zu machen.«
Camigwen runzelte die Stirn. »Ich kann alles schriftlich festhalten …«
»Das habe ich nicht gemeint, und Ihr wisst das«, schalt er sanft. »Setzt Euch, bitte.«
Sie sank auf einen kleinen, gepolsterten Schemel, die Hände im Schoß gefaltet, und einen Moment bewunderte er nur stumm ihre außergewöhnlichen, dunklen Augen. Es war, als könnte man ihr Herz und ihre Seele durch sie sehen, so klar blickten sie. Einen Augenblick lang beneidete er Ostvel darum, dass ihn diese Augen jeden Tag seines Lebens anstrahlten, doch dann lächelte er. Es würde ein anderes Augenpaar geben, so grün wie Sommerblätter und genauso außergewöhnlich, das ihn ansehen würde.
»Ihr habt in Stronghold gelebt«, fing er an, »daher wisst Ihr auch, wie komplex das Leben dort sein kann. Ich brauche jemanden, der mich nicht zur Verzweiflung treibt, so wie mein jetziger Haushofmeister es tut. Im Grunde ist er der Kammerherr meiner Mutter, nicht meiner. Außerdem brauche ich jemanden, der die Wachen beaufsichtigt und all das erledigt, was mein Vater selbst getan hat, was mich aber nie interessiert hat. Würdet Ihr und Ostvel einmal darüber nachdenken, dass Ihr in Stronghold leben und diese Pflichten übernehmen wollt? Ich weiß, es ist keine sehr wichtige Arbeit, verglichen mit dem, was Ihr als Lichtläufer an anderen Höfen leisten könntet. Und ich weiß, dass Ostvel das Talent und den Ehrgeiz hat, eines Tages Präfekt in der Schule der Göttin zu werden. Aber ich wünschte, Ihr würdet beide darüber nachdenken.«
Eine zarte Röte überflog ihre dunkle Haut. »Es ist sehr freundlich von Euch zu fragen, Herr.«
»Nein. Ich bin selbstsüchtig. Ich brauche Euch beide. Ich würde es für eine Ehre erachten, wenn Ihr Stronghold zu Eurem Heim machen würdet.«
Walvis stürmte ins Zelt, gerade als Camigwen zu einer Antwort ansetzte. Der Knabe kam schlitternd auf dem Teppich zum Stehen, ließ den Samtbeutel fast fallen, den er trug, und keuchte: »Herr, sie sind fertig – seht nur!«
Er leerte den Beutel auf den Schreibtisch. Acht Smaragde, so groß wie Rohans Daumennagel und gefasst in einen Hauch zarten Silbers, als wäre Mondschein auf Faradhi -Art um die Steine verwebt worden. Zwei weitere Smaragde waren zu passenden Ohrringen verarbeitet worden, und ein dritter krönte eine phantastische silberne Haarnadel, auf der winzige Diamanten funkelten. Die beiden letzten Schmuckstücke hatte Rohan weder in Auftrag gegeben, noch hatte er die Diamanten geliefert; der Juwelier war offensichtlich inspiriert worden.
»Neben Lady Sioned wird selbst das Sternenlicht verblassen«, erklärte Walvis stolz.
»O ja«, murmelte Rohan. Nur mit Mühe konnte er den Blick von den Schmuckstücken wenden, als er sie in den Beutel zurückgleiten ließ. »Sperr sie für den Augenblick noch fort, Walvis. Und danke.«
»Ihr habt also doch vor, sie zu heiraten!«, rief Camigwen aus.
»Ich dachte, das wüsstet Ihr!«, antwortete er überrascht.
Sie sprang auf die Füße und warf die Arme um Rohan. »Natürlich kommen wir nach Stronghold, Ostvel und ich! Wir dachten, Ihr wolltet sie nicht!«
»Aber, aber, wer hat Euch denn auf diesen Gedanken gebracht?«, brummte er und
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