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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Teil, den ich von Andrade hören will. Wenn jemand weiß, was passiert ist, dann sie.«
    »Hat es dir denn niemand erzählt?«, erkundigte sich Chay. Jeglicher Humor war aus seinem Gesicht verschwunden.
    »Ich höre nicht auf Gerüchte.«
    »Ich ebenso wenig«, ließ sich Andrade in ihrem Rücken vernehmen. Sie warf einen schnellen, abschätzenden Blick auf Sioned und runzelte die Stirn. »Das Dranath ?«
    »Wenn das der Name der Droge ist, dann ja«, antwortete die Lichtläuferin.
    Andrade machte eine ungeduldige Handbewegung, und Chaynal brachte ihr einen Stuhl. Sie setzte sich und verkündete: »Die königliche Mätresse hat letzte Nacht ein Kind zur Welt gebracht. Aus Gründen, die nichts damit zu tun haben, dass es sich um eine weitere Tochter handelte, hat Roelstra Palila in ihrem Bett verbrannt.«
    »Gütige Göttin!«, hauchte Sioned. »Rohan, ich wünschte, du hättest ihn getötet.«
    Andrade nickte. »Ich auch. Welche Symptome ruft die Droge hervor?«
    »Irrsinnige Kopfschmerzen. Sie kommen und gehen.«
    »Hat der Wein irgendwie sonderbar geschmeckt?«
    »Es war Wein aus Gilad, aber ich weiß nicht genug darüber, um sagen zu können, ob etwas mit dem Geschmack nicht stimmte.«
    »Verdammt«, murmelte Andrade. »Kannst du heute Abend erscheinen?«
    »Natürlich kann ich!« Sioned versuchte sich aufzusetzen.
    Rohan drückte sie sanft in die Kissen zurück. »Es geht dir nicht gut genug. Denk gar nicht …«
    »Ich werde dabei sein«, erklärte sie stur. »Versuch mal, mich davon abzuhalten.«
    »Sioned«, fing er warnend an.
    »Sei nicht albern, Rohan!«, rief Andrade. »Sie muss dort sein!«
    Tobin war der Ansicht, es wäre Zeit, das Thema zu wechseln, ehe die gespannten Nerven rissen. »Tante, warum hat mich heute morgen niemand in dein Zelt lassen wollen?«
    Die Herrin sah sie gleichzeitig grimmig und amüsiert an. »Ich habe einen Gast, der meine Gastfreundschaft gar nicht schätzt. Prinzessin Pandsala.«
    Andrade zeigte keinen Funken der üblichen Freude über das schockierte Schweigen, das diese unglaubliche Mitteilung hervorgerufen hatte. Sie erzählte die ganze Geschichte in knappen Worten. Schrecken und Abscheu standen in ihren Augen, ganz gleich, wie sehr sie ihre Stimme auch beherrschte. Als sie geendet hatte, sah sie einen nach dem anderen an, und schließlich blieb ihr Blick an ihrem Neffen hängen. »Wir haben Ianthe stark unterschätzt, wie es scheint. Ich weiß nicht, was Roelstra glaubt, aber ich weiß, dass Pandsala die Wahrheit sagt. Der ganze Plan stammt von Ianthe, und mir wird übel, wenn ich bedenke, was das bedeutet. Sie saß dort, kühl und düster wie eine Wolke, ohne eine Spur von schlechtem Gewissen – und ich bin sicher, sie hat wirklich keines, denn sie hat zumindest einen Teil dessen bekommen, was sie wollte.«
    »Aber nicht Rohan«, erklärte Sioned matt.
    »Sie wird andere Mittel und Wege zur Macht finden, dessen kannst du sicher sein. Wir werden sie in den kommenden Jahren sorgfältig beobachten müssen. Wie es heißt, hat er ihr Feruche übergeben.«
    »Nein!«, rief Rohan wütend. »Feruche wird mir gehören! Und ich will diese Hure nicht haben, nicht in einem Umkreis von einhundert Längen um mein Land!«
    »Du kannst nichts dagegen tun«, erklärte ihm Andrade grob. »Gib jemandem, dem du völlig vertrauen kannst, das Kommando über die Garnison unterhalb des Schlosses. Das ist für den Augenblick die einzig sinnvolle Maßnahme.«
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du mir die Disposition meiner Truppen selbst überlassen würdest«, fuhr er sie an.
    Sioned legte sanft ihre Hand auf seinen Arm. »Was ist mit den anderen, Herrin? Die Mannschaft und die Diener – und diese anderen Frauen und Kinder. Sind sie entkommen?«
    »Die Mannschaft ja. Die Diener größtenteils. Was die Frauen und die Babys angeht – ich weiß es nicht. Ich habe den ganzen Morgen über versucht, eine Spur von ihnen zu finden, aber …« Sie zuckte mit den Schultern. Es war eine lockere Geste, die nicht zu der kalten Wut in ihren Augen passte. »Es wird eine lange, harte Reise zurück zur Felsenburg werden, für den Hoheprinzen und alle, die von seinem Gefolge noch übrig sind. Du wirst einen ordentlichen Gewinn machen, Chay. Wie ich höre, hast du deine Preise erhöht.«
    »Das war, noch ehe ich das alles erfahren habe!«, schoss Chay zurück. »Der Kerl kann verdammt noch mal zu Fuß gehen! Was muss das für ein Mann sein, der eine Frau umbringt, die seine Kinder zur Welt gebracht

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