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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Lichtläufer, konnte Landschaften und Schlösser so detailliert erfassen, dass sie auf diese Weise nachgebildet werden konnten.
    Andrade wählte einen Platz mit allerbester Sicht. Die Gemahlinnen, Söhne und Töchter der Prinzen – diejenigen, die es gewagt hatten, die manchmal gefährliche Reise aus ihrem Land nach Waes zu unternehmen – strömten herein und stießen Rufe der Bewunderung aus, ehe sie daran dachten, sich vor ihr zu verneigen. Tobin und Chay kamen als Letzte. Sie nahmen an diesem Fest teil und nicht an dem der Athr’im , weil sie mit Rohan verwandt waren und ihm in seiner eigenen Person Wichtigkeit zukam. Andrade lächelte, als sie sich vor ihr verneigten. Jeder andere Mann hätte seine einzigartige Position genutzt, um sein eigenes Prinzenreich auszurufen, nicht so Chay. Rohan hatte mehr Glück, als ihm bewusst war.
    Bald waren nur noch die Plätze für die Prinzen selbst frei, und nach einer Pause ertönten drei Trompeten mit hellen Fanfaren. Jeder Prinz wurde von einem kurzen Fanfarenstoß und der schallenden Stimme des Haushofmarschalls von Clutha angekündigt, der stolz rief, dass der Höchstedle Prinz von Soundso aus Wo-auch-immer den bescheidenen Boden von Meadowlord beehre. Heil seiner Gnaden. Diese Zeremonie, die Andrade immer höchstens pompös gefunden hatte, rührte sie plötzlich, denn gleich würde sie auch Rohan eintreten sehen. Ein Jammer, dass sich Sioned offensichtlich nicht wohl genug gefühlt hatte, ebenfalls zu erscheinen; sie hätte es sicher auch genossen.
    Auf welchem Wind auch immer deine Seele jetzt reitet, Zehava, blicke herab auf deinen Sohn und sei stolz. Er ist den Kummer wohl wert, den er uns allen bereitet hat. Und da haben wir den Sohn des Drachen persönlich – o gütige Göttin! Er hat Sioned bei sich!
    Der Bruch des Protokolls mochte auf viele Dinge zurückzuführen sein. Rohan mochte vorgeben, so jung und unerfahren zu sein, dass er nicht wusste, dass von einem Prinzen erwartet wurde, dass er allein einzutreten hatte; er war vielleicht auch so sorglos, so von Freude erfüllt, dass er es einfach vergessen hatte; oder er wollte mit seinem Faradhi Preis angeben. Aber Andrade wusste, dass er jedem zeigen wollte, dass seine Gemahlin seinen Status und seine Macht als Prinz ebenso mit ihm teilen würde wie sein Bett.
    Der Haushofmarschall war entsetzt. Die Trompeten waren verblüfft verstummt, ehe er einen Atemzug tat, der die Spitzen seiner Tunika fast abriss. »Der Höchstedle Prinz Rohan der Wüste, und … und Seine Erwählte Gemahlin, Lady Sioned!«
    Rohans Augen funkelten vor Freude angesichts des Schocks, den er hervorgerufen hatte. Er war ganz in Schwarz und Silber gekleidet, der perfekte Hintergrund für Sioneds Weiß und Smaragde. Sie traten vor, um ihre Verbeugung zu machen, und Andrade unterdrückte ein Stöhnen: beide trugen die Reife der Königswürde. Rohan geleitete seine Dame zu dem Tisch, an dem seine Schwester und ihr Gemahl saßen, und endlich setzte der Applaus für sie ein wie für die anderen Prinzen. Aber auf einigen Gesichtern stand Misstrauen und Schock auf anderen. Andrades Blick wanderte über die Tische und suchte nach äußeren Zeichen einer Rebellion. Doch es würde wohl keinen Ärger geben, keinen Protest angesichts dieser Ehe eines Prinzen mit einer Lichtläuferin.
    Roelstras eigener Auftritt gleich anschließend war das genaue Gegenteil. Das versteinerte Gesicht des Hoheprinzen verriet sein Missfallen daran, von dem jungen Prinzen übertrumpft worden zu sein. Lleyn, der direkt vor Rohan und Sioned gekommen war, gluckste an Andrades Seite vor Vergnügen.
    »Oha, Euer Rohan ist ja ein ganz Gerissener. Jetzt hat er Roelstras Verdauung durcheinandergebracht, und dabei hat das Mahl noch nicht einmal angefangen.«
    »Wenn Zehava ihn jetzt sehen könnte, würde er sicher wahnsinnig werden vor Lachen – oder vor Stolz platzen.« Nicht einmal Tobin und Chay – in lebhaftem Rot mit Weiß, mit Rubinen und Diamanten, was sie zu einem passenden Paar sowohl in der Kleidung als auch in allem anderen machte – waren ein so königliches und elegantes Paar wie Rohan und Sioned. Andrade musste ihre ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um Roelstra nicht ins Gesicht zu lachen, als er an ihrem Tisch vorüberkam.
    Der erste Gang wurde der erstaunten Gesellschaft präsentiert, damit er angemessen bewundert werden konnte, ehe er auf den Tischen herumgereicht wurde. Lleyn lehnte sich in seinem Stuhl zurück und deutete auf das Festmahl.
    »Clutha hat mir

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