Sonnenlaeufer
taten.
Häufig erreichten sie auf dem Sonnenschein Nachrichten aus der Schule der Göttin, wo Chiana heranwuchs und Pandsala allmählich ihr Schicksal hinnahm – wenn auch trotzig, das war sicher. Andrade berichtete von überraschenden Faradhi- Talenten der Prinzessin und erging sich in Vermutungen, dass die schon vor langer Zeit verstorbene Gemahlin Lallante die Gabe weitergegeben habe. Roelstras eigene Familie brachte diese Gabe ebenso wenig hervor wie er Söhne.
Und dann kam erneut ein Rialla -Jahr, ein Drachenjahr. Die Prinzen trafen Vorbereitungen, packten ihre alten Karten und Verträge zusammen, die sie als Herren über das Land auswiesen, das sie besaßen – oder zu besitzen wünschten; Clutha und Jervis verwarfen eine Reihe von Plänen für die Feierlichkeiten des Letzten Tages, die noch spektakulärer sein sollten, als die des vorhergehenden Rialla ; Rohan und Sioned warteten darauf, dass die Drachen am Himmel erschienen, und nährten insgeheim die Hoffnung, dass Sioned diesmal ihr kürzlich empfangenes Kind voll austragen könnte. Die Merida verhielten sich ruhig; von Ianthe aus Feruche hörte man nichts, und der Hoheprinz verhielt sich in der Felsenburg ebenfalls ruhig.
Doch mit den Drachen kam auch die Seuche. Sie überschwemmte den Kontinent und wütete unter der menschlichen Bevölkerung. Sie machte aus dem Sommer des Jahres 701 eine Zeit des Todes, vom Weiten Sand bis zum Meer der Dunkelheit.
Und die Drachen starben zu Hunderten.
Kapitel 19
Seiner Hoheit, Prinz Rohan, dem Herrn der Wüste und Herrscher über den Weiten Sand, entbiete ich untertänigste Grüße: desgleichen seiner Gemahlin, Prinzessin Sioned.
Möge es Eure Hoheit erfreuen, zu erfahren, dass die Beobachtungen und Zählungen, die vor sechs Jahren anlässlich der Thronbesteigung Eurer Hoheit angeordnet wurden, nun abgeschlossen sind. Genaue Zahlen sind für die weiteren Studien Eurer Hoheit beigefügt. Auf den Euch hier vorliegenden Seiten jedoch findet sich eine kurze Einschätzung, die ich nach einem langen Gespräch mit Lord Farid von Skybowl höchstpersönlich niedergeschrieben habe.
Die Drachen befinden sich in großer Gefahr. Die gewöhnliche Sterberate auf Grund von Krankheit, Alter, Unfällen und Paarungskämpfen hielt ihre Zahl ziemlich konstant; hinzu kamen zwar noch die beachtlichen Einbußen durch die Jungdrachen-Jagden. Das Töten der sich paarenden Altdrachen richtete allerdings weit größeren Schaden an. Trotzdem gelang es den Drachen bisher immer zu überleben.
Doch vor nunmehr drei Jahren brach die Seuche aus, und deren Auswirkung auf die Drachen war katastrophal.
Im Jahre 698, dem Jahr der Thronbesteigung Eurer Hoheit, wurden 306 Drachen auf dem Flug von den Wüsten-Höhlen in ihre verschiedenen Überwinterungslager gezählt. Dies wurde von Männern berichtet, die in den anderen Prinzenreichen ausdrücklich zu diesem Zwecke abgestellt waren. Sie zählten 6 geschlechtsreife Drachen, 80 ausgewachsene Drachenweibchen und 220 Jungdrachen, darunter die frisch geschlüpften aus diesem Jahr, die sich auf ihrem ersten Flug befanden. Im Sommer vor der Seuche zogen 234 Drachen über den Veresch. Aber in diesem Frühjahr berichten diese sehr zuverlässigen Männer von nur noch 37 Drachen: 5 Männchen und 32 ausgewachsene Drachenweibchen.
Das drohende Unheil ist offensichtlich. Eure Hoheit können leicht erkennen, dass in diesem Jahr weder Jagden auf ausgewachsene Drachen noch die Jungdrachen-Jagd stattfinden dürfen. Die zwei oder drei Drachen, die den Paarungs-Kampf überleben, müssen sich mit ihren Weibchen paaren können, und jeder Drache, der aus den Höhlen auftaucht, muss die Freiheit haben, zu fliegen. Andernfalls werden die Kinder Eurer Hoheit – mögen sie stark und weise geboren werden – niemals erfahren, was ein Drache ist.
Zahlen über die Drachenbevölkerung in den einzelnen Regionen sind beigefügt. Es handelt sich um die einzige Kopie, die noch existiert. Die Original-Zusammenstellung wurde im Beisein Lord Farids verbrannt. Seine Lordschaft und ich sind außer Euch die Einzigen, die von dem bevorstehenden Unheil wissen.
Ich möchte noch einen Gedanken anfügen, der mir gekommen ist, für den ich allerdings keinen wirklichen Beweis habe. Es handelt sich nur um ein Gefühl, aber ich bin mir dessen doch sicher. Ich glaube, dass die Drachen nach den entsetzlichen Verlusten, die sie durch die Seuche vor drei Jahren im Rivenrock Canyon erlitten haben, diesen Ort in diesem Jahr meiden und sich Gegenden
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