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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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übertragen von Faradhi’im , die die schreckliche Botschaft oft mit letzter Kraft durchs Sonnenlicht wirkten. Prinzessin Seldeen, Durriken und Vissarion, die Lords Daar, Kuteyn, Dalinor, Bethoc und Reze, Gemahlinnen, Söhne und Töchter und unzählige Gefolgsmänner – alle waren tot. Andrade selbst sandte die traurige Botschaft, dass in der Schule der Göttin Mardeem mit der goldenen Stimme zusammen mit einer Reihe anderer der Krankheit erlegen war. Kein Schloss oder Herrenhaus und auch keine Hütte blieb verschont, mit Ausnahme der isolierten Merida in ihrer Wildnis und den Inseln Dorval und Kierst-Isel. Prinz Lleyn hatte seine Häfen für alle Schiffe geschlossen, und Volog und Saumer waren seinem Beispiel gefolgt. Ja, in ihrem Fall erwies sich die Plage fast als Segen, so makaber das war, denn die beiden Widersacher waren gezwungen, gemeinsame Sache zu machen, sollte ihr Volk nicht verhungern.
    Und dann geschah das Wunder. Im Mittsommer zuckte die Kunde durch das Sonnenlicht, dass ein Mittel gefunden worden sei. Eine Infusion mit einem nahezu unbekannten Kraut, zusammen mit den traditionellen Mitteln, senkte das Fieber und war auch gegen den Durchfall wirksam. Die Opfer erhielten eine Chance zu überleben.
    Rohans Finger hatten sich um die Lehnen seines Sessels verkrampft. Ganz bewusst entspannte er sie jetzt. Die Erinnerung an jene Zeit sandte noch immer pulsierende Wut durch sein Blut. Dieses Kraut aus dem Veresch war Dranath gewesen. Roelstra wachte darüber und kontrollierte die Verteilung. Nicht offen, natürlich, denn dann wären alle anderen Prinzen ohne Rücksicht auf seinen Status als Hoheprinz wütend in sein Reich eingefallen. Er hatte das kostbare Kraut durch seine Händler vertreiben lassen und sich an der Verzweiflung bereichert.
    Rohans Blick wanderte zur Landkarte, einem Wandteppich, der an goldenen Schnüren von der Wand hing. Seine Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. Roelstra hatte die Droge nur zögernd zur Verfügung gestellt. So hatte sich der Hoheprinz einiger Gegner entledigt und hatte viele Prinzenreiche geschwächt. Die Karte erinnerte ihn daran, wie viele Herrscher gestorben waren und wie verletzlich ihre Länder nun waren. Rohan wusste im tiefsten Innern, dass Roelstra ganz bewusst Ladungen mit Dranath zurückgehalten hatte, die nach Gilad gehen sollten. So hatte man hier den mächtigsten Athri wie auch den regierenden Prinzen verloren. In den Städten Einar und Waes, den Burgen Snowcoves, Kadar Wasser und Catha-Höhen hatte der Tod alle jene Herren geholt, die dem Hoheprinzen nicht genehm gewesen waren.
    Die Macht anderer schwächen zu können war für Roelstra ein unerwarteter Gewinn gewesen; er brauchte nichts weiter zu tun, als die Versorgung mit Dranath zu verzögern, bis er erfuhr, dass jene, die er tot sehen wollte, wirklich tot waren . Zusätzlich zu den riesigen Geldmengen hatte er reichlich Gelegenheit bekommen, Unheil zu stiften. Es bereitete Rohan nur wenig Vergnügen, dass dieser Plan in der Wüste fehlgeschlagen war – und auch das nur durch den Segen der Göttin.
    Rohan hatte seine Schatzkammer geöffnet, und die Droge war bis nach Radzyn gelangt, wo Chaynal auf seinen schnellsten Pferden Reiter ausgesandt hatte, die das lebensrettende Dranath verteilten. Zu spät, um den Tod von Milar, Camigwen und Chays Sohn Jahni abzuwenden, aber noch rechtzeitig genug, um Zahllose andere zu retten.
    Und dann hatte das Drachensterben begonnen, und es war kein Geld mehr da, um für sie Dranath zu kaufen. Und wer war schon so dumm, die Drachen retten zu wollen!
    Lord Farid hatte aus Skybowl Nachricht gesandt, dass in seinen Hügeln gesunde Drachen gesichtet worden seien. Rohan reiste dorthin. Gemeinsam hatten er und Farid die Idee gehabt, zur Vorbeugung die Bittersüßpflanzen auf den Klippen mit Dranath zu versetzen. Es war ihre einzige Hoffnung. Aber sie konnten nichts von der Droge erübrigen, und große Mengen waren nötig, um auch nur diese wenigen Drachen zu retten. Rohan hatte vor der unschönen Entscheidung gestanden, entweder jeden einzelnen Taler fordern zu müssen, den seine Vasallen besaßen, oder aber einen Handel mit Roelstra zu schließen.
    Ein leises Klopfen an der Tür veranlasste den Prinzen, den Kopf zu wenden. »Herein«, rief er, und einen Augenblick später blickte er in Walvis’ missbilligendes Gesicht. »Ich weiß, ich weiß«, sagte Rohan, noch ehe sein früherer Knappe ein Wort sagen konnte. »Ich habe das Mittagsmahl versäumt und bin fast

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