Sonnenlaeufer
erst die Vorhänge an ihrem Bett und dann ihr hübsches Haar in Brand gesteckt hatte. Es hatte gebrannt wie feines, trockenes Gras in der Prärie. Roelstra fand es ausgesprochen schade, dass der Raum so schnell von Rauch erfüllt gewesen war, so dass er hatte gehen müssen; er hätte es genossen, zu sehen, wie ihr Fleisch kross geworden wäre.
Nachdem er seine Diener entlassen hatte, gab er Befehl, dass der einzige männliche Besucher, der sein Zelt an diesem Abend aufsuchen würde, ohne weiteres vorzulassen sei. Dann zog er sich in einen seidenen Sessel zurück und lehnte den Kopf an ein Kissen. Wenn er die Augen schloss, konnte er Sioned sehen. Vergangene Nacht war sie in seiner Hand gewesen. Nie zuvor hatte sich ihm eine Frau verweigert, und sie würde es noch bedauern – würde lange Zeit unter den größten Qualen leben, die er sich ausdenken konnte, wenn er sie erst auf jede erdenkliche Weise besessen hatte.
Aber Roelstra konnte auf seine Rache warten. Dies war ein wesentlicher Aspekt des Hasses, den Ianthe noch lernen musste. Rohan würde erwarten, dass sein Land angegriffen wurde, und mit jeder Jahreszeit, die verging, mit jedem Jahr ohne einen Vergeltungsschlag, würden die Nerven des Prinzchens sich weiter spannen. So klug er auch sein mochte, nicht einmal Rohan würde in der Lage sein, die Richtung zu erraten, aus der Roelstras Rache kommen würde.
Die Kerzen waren hinter ihren bunten Kristallschirmen schon weit heruntergebrannt, als er draußen leise Schritte hörte. Er hob den Kopf und nahm die Haltung eines Prinzen ein, der jemandem eine Gunst gewährt. Der Mann, den er hatte rufen lassen, sollte nicht glauben, er könnte verhandeln. Doch nicht der erwartete Besucher betrat sein Zelt. Es war Rohan.
Eine Weile starrten sie einander schweigend an, abschätzend, nicht als Prinzen, sondern als eingeschworene Feinde. Roelstra bemerkte, dass der Jüngling sich seiner feinen Kleidung und Juwelen entledigt hatte und stattdessen ein schlichtes, dunkles Gewand und schwarze Stiefel angelegt hatte. Er wollte sich nicht an die Kraft in Rohans Griff erinnern, an den geschmeidigen, muskulösen Körper. In der Wüste aufgewachsen nahm dieser Mann Reichtum als gegeben hin, würde aber niemals durch Luxus verweichlichen.
Der Hoheprinz erkannte, dass er in Rohan plötzlich keinen Knaben mehr sah. Ein Mann war in den Tagen des Rialla herangereift – erwachsen, zuversichtlich und mächtig.
»Erzähl mir etwas über Dranath «, sagte Rohan schließlich.
»Wirkt es immer noch, hm?« Achselzuckend fügte Roelstra hinzu: »Sie wird es überleben.«
»Erzähl mir davon.«
»Es wächst nur im Veresch. Es gibt kein Gegenmittel, wenn es das ist, was du wissen willst. Sie wird leiden, bis es aus ihrem Blut gewichen ist.« Roelstra lächelte. »In dem Tisch da drüben ist noch mehr – zweite Schublade auf der Rückseite. Ich habe ihr nicht genug gegeben, dass sie gleich beim ersten Mal süchtig werden könnte. Aber vielleicht würde ihr ein zweiter Versuch gefallen?«
»Was bewirkt es?«
»Hast du nicht zugehört? Es macht süchtig. Bei einem Mann oder einer Frau, die anfällig dafür sind, wirkt es schlimmer als Wein. Denn wenn man erst einmal abhängig ist, bedeutet das Absetzen der Droge den Tod.«
»Du hast es bei dem anderen Faradhi also eingesetzt, um ihn zu kontrollieren.«
»Natürlich.«
Ohne Roelstra aus den Augen zu lassen, ging Rohan zum Schreibtisch hinüber, öffnete ihn und tastete nach dem kleinen Päckchen. Er schob es in die Tasche seiner Tunika. »Ich werde das nehmen.«
»Es gibt noch mehr dort, woher dieses stammt. Aber nur ich weiß, wo man es bekommt und wie es raffiniert wird. Das war Palilas Geschenk für mich. Sie schenkte mir ihr Wissen über Dranath – der arme Liebling.«
Die blauen Augen starrten ihn kalt an. »Metzger.«
»Sie hat den Tod verdient. Du auch. Aber bei dir wird es viel länger dauern als bei ihr. Jetzt, wo du hast, warum du gekommen bist, verschwinde von hier.«
»Ich wollte das hier, ja«, erklärte Rohan langsam. »Aber ich wollte dich auch ein letztes Mal ansehen.«
»Und wer von uns wird vor dem nächsten Rialla sterben, was meinst du?« Roelstra kicherte.
»Ich muss dich nicht umbringen. Sosehr du den Tod auch verdienst, Roelstra, ich muss nichts weiter tun, als dich brechen.« Die fein geschwungenen Lippen verzogen sich zu einem entschlossenen Lächeln. »Und ich werde dich brechen.«
»Versuch es«, forderte Roelstra ihn auf.
»Mein Wort darauf.« Rohan
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