Sonnenlaeufer
mache mir ihretwegen nicht so viel Sorgen wie wegen Roelstra.« Als er den Hoheprinzen erwähnte, verspannte sie sich nur noch mehr. Tröstend streichelte er sie. »Es wurden schon viele Beobachter nach Skybowl entsandt – Händler, Reisende und so weiter. Bei ihrer Rückkehr waren sie keinen Deut klüger. Farid ist ein listiger, alter Lügner, Gott schütze ihn. Aber Roelstra hatte drei Jahre Zeit, auszuknobeln, woher ich so schnell so viel Gold bekommen habe. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass auch er glaubt, ich wollte die Drachen nur aus irgendwelchen sentimentalen Gründen am Leben erhalten.«
»Soll er doch glauben, was er mag! Solange niemand einen Beweis findet, was kümmert es uns? Dein Vater hatte die richtige Idee. Lass dein Volk doch glauben, dein Reichtum stamme aus den Kriegen.«
»Ha, aber trotzdem fragen sich viele, woher er tatsächlich kommt. Die Merida hatten doch keine zwei Münzen in der Tasche, als wir sie gegen Norden getrieben haben. Und wir mussten eine Menge ausgeben, um die Tiere zu ersetzen, die an der Seuche gestorben sind.«
»Wir sind vorsichtig gewesen«, protestierte sie. »Wir können immer sagen, dass der rege Handel in unserem Land unsere Schatzkammern wieder gefüllt hat.«
»Und dass ich ein Geizhals bin!« Er kicherte. »Nein, Liebes. Es wird immer noch nicht wieder regelmäßig Handel getrieben. Das ist es eben. Wir hatten noch nicht genügend Zeit, um dadurch reich zu werden. In diesem Jahr wird sich sicher alles um den Handel drehen, mehr denn je zuvor. Jetzt, wo so viele Prinzen und Athr’im gestorben und so viele Jünglinge an ihre Stelle getreten sind, hat sich die Macht verschoben. Und ich fürchte, in Roelstras Richtung, nicht in meine. Ich muss dem entgegenwirken, und meine beste Waffe ist das Drachengold.«
»Du willst sie kaufen?« Ihre Worte klangen, als schmeckten sie sauer. »Wie können sie sich denn ihm zuwenden, wo doch du es warst, der ihnen das Dranath geliefert hat?«
»Ich könnte sagen, sie sehen die Toten, nicht die Lebenden, die verschont worden sind, und es wäre wahr. Ich könnte sagen, sie verdächtigen mich, die Droge zu Beginn gehortet zu haben, und auch das wäre von ihrem Standpunkt aus gesehen richtig. Aber der wahre Grund …«
»… ist, dass Roelstra Einfluss bei diesen jungen Herren hat, die nur diese eine Art von Macht verstehen. Seine Art. Wir werden sie unterweisen müssen.«
»Das werden wir. Aber ich habe nicht vor, sie zu kaufen.«
»Nun, du wirst dir aber einen guten Grund ausdenken müssen, warum du nicht da draußen bist und einen der sich paarenden Altdrachen erlegst, weißt du. Sie erwarten das von dir.«
»Ich weiß«, seufzte er. »Die Leute haben so absurde Vorstellungen davon, wie ein Prinz seine Männlichkeit beweisen sollte. Das verdanke ich meinem Vater.«
Ihre Schultern zuckten, und er verfluchte sich selbst. »Durch mich wird jedenfalls nie mehr jemand Ähnliches beweisen müssen«, flüsterte sie.
»Sioned – mein Vater war vierzig Jahre alt, als ich geboren wurde. Wir haben noch Zeit.«
Sie löste sich aus seinen Armen und sah ihn an. »Ich habe doch kein Kind lange behalten. Seit der Seuche bin ich auch nie mehr schwanger gewesen. Ich werde dir niemals Kinder schenken, Rohan, das wissen wir doch beide.«
»Hör auf damit. Wir sind beide jung und gesund …«
»Du brauchst einen Erben.«
Er sog scharf die Luft ein. »Wenn es dazu kommen sollte, obwohl es das nie wird, dann fällt meine Wahl auf Maarken. Aber du solltest dir deshalb keine Gedanken machen, Sioned.«
»Wie könnte ich das je vergessen? Rohan, ich habe alle Vorschriften studiert. Nirgendwo steht geschrieben, dass dein Erbe der Sohn deiner Gemahlin sein muss – nur der anerkannte Abkömmling deines Körpers.«
»Sioned!« Grob packte er sie bei den Schultern. »Was redest du da?«
»Ich werde meinen Platz als deine Gemahlin und Prinzessin nicht räumen, aber du brauchst einen Erben.«
Er starrte sie an. »Du willst also irgendein Mädchen in mein Bett schicken und dann zuschauen, wie ihr Körper mit meinem Kind anschwillt? Könntest du das tun, Sioned?«
»Dein Herz und deine Seele gehören doch mir.«
»Und mein Körper auch. Auf ewig. Nur dir. Sag mir, dass du das niemals tun könntest, Sioned.«
»Ich könnte es«, beharrte sie, obwohl ihr dabei Tränen in die Augen stiegen.
»Und wenn das Kind geboren ist, was dann? Würdest du seine Mutter fortschicken? Oder sie hier behalten und zuschauen, wie sie als Mutter meines Sohnes
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