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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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zubereitet und in die luftigen Gemächer seiner Hoheit gebracht. Wie die meisten Menschen, für die solche Anstrengungen geschaffen werden, war sich Rohan ihrer gar nicht bewusst. Er wusste nur, dass die wenigen Befehle, die er überhaupt geben musste, prompt, ruhig und mit einem Minimum an Wirbel ausgeführt wurden – ganz ohne das ständige Händeringen des früheren Kammerherrn.
    Als er in dem blau-weiß gekachelten Bad allein war, kehrten Rohans Gedanken wieder zur Vergangenheit zurück. Als er das Dranath beschaffte, hatte er jemanden wiedergesehen, den er nicht erwartet hatte: Prinzessin Ianthe. Roelstra hatte dem Preis nicht widerstehen können, den Rohan für die Droge geboten hatte, und so war eine Abordnung seiner Truppen vom Veresch nach Feruche gesandt worden. Rohan und Farid hatten die Gruppe auf halbem Weg zwischen Ianthes Schloss und Skybowl getroffen, und Säcke mit Gold waren gegen Säcke mit Dranath getauscht worden. Ianthe hatte vom Sattel einer prächtigen weißen Stute aus zugesehen, reizvoller denn je und schamlos – ja, sogar triumphierend – schwanger. Noch immer hatte sie keinen Gemahl, aber Rohan vermutete, dass der schöne junge Mann an ihrer Seite der Vater ihres Kindes war. Sein Charme reichte gewiss aus, um Lust selbst in keuscheren Herzen als in Ianthes zu wecken. Rohan sprach kein Wort mit ihr und begegnete ihrem Blick nur einmal – doch was er da in ihren Augen sah, hatte ihm das Blut in den Adern gefrieren lassen.
    Und wie hatte er für diesen Dranath -Schatz gezahlt, der den Drachen das Leben gerettet hatte? Wie hatte er ihr Überleben gesichert und auch einiges von der Droge in andere Prinzenreiche liefern können, ohne Bezahlung zu verlangen? Rohan räkelte sich in dem kühlen Wasser und schüttelte amüsiert den Kopf, als er sich an sein Erstaunen erinnerte, als Farid ihm beiläufig das Gold zeigte.
    Fünfzehn Jahre lang hatte der Athri von Skybowl Drachenschuppen geschmolzen, die er in den Höhlen in seinen Hügeln fand. Er hatte es auf Zehavas Befehl hin heimlich getan, und seine Leute waren treu bis zum letzten Atemzug. Sie brachten das Gold, das es Zehava ermöglicht hatte, seine Macht in der Wüste zu festigen. Alle hatten immer über Skybowls Reichtum gestaunt, über diese raue Burg ohne anständiges Farmland, ohne Wiesen und Weiden. Jetzt hatte Rohan endlich die Quelle für Farids Wohlergehen in guten wie in schlechten Zeiten entdeckt. Drachengold. Zehava hatte dem Athri verboten, Rohan davon zu erzählen, denn er wünschte, dass sein Sohn aus eigener Kraft stark würde, ohne dass er sich vom Beginn seiner Herrschaft an auf diesen uneingeschränkten Reichtum verließ.
    »Aber warum ?« Rohan hatte getobt, als Farid ihm das erzählte. »Ich selbst habe vor Jahren schon Goldstaub in einer Drachenhöhle gefunden. Ich hatte nie die Zeit, diese Entdeckung zu verfolgen. Warum habt ihr es vor mir geheim gehalten?«
    Farid zuckte mit den Schultern. »Erinnert Ihr Euch, wie er Euch als kleinen Jungen in den See warf?«
    »Und jetzt ziehst du mich heraus – so wie damals!«
    »Ich wollte es Euch ohnehin irgendwann erzählen, sobald Ihr als Prinz Fuß gefasst habt. Euer Vater wollte nicht, dass es für Euch zu einfach ist.«
    » Einfach ?«, wiederholte Rohan erstaunt. »Mit den Merida und Roelstra und den Drachen – ganz abgesehen von all den verdammten Prinzessinnen – einfach ?«
    Farid hatte gelacht, und nach kurzer Zeit hatte Rohans Sinn für Humor über seine Wut gesiegt. Seine Freude rührte teilweise von dem Streich her, den er Roelstra spielen würde. Anstatt dass er betteln oder Zugeständnisse machen musste, gab es grenzenlos Gold, um seine Schatzkammern zu füllen, selbst nachdem er diese wahnwitzige Summe für das Dranath bezahlt hatte. Aber in seinem Lachen hatte auch Bitterkeit gelegen, denn schließlich hatte Zehava weiterhin die Drachen getötet, obwohl er wusste, wie wichtig und notwendig sie waren. Rohan vermutete, dass sein Vater seinen Ruf als Krieger höher eingeschätzt hatte als das Überleben der Drachen und dass er außerdem annahm, dass Rohan schon eine Möglichkeit finden würde, ihre Zahl zu bewahren und damit ihren Ausstoß an Gold, sobald er Prinz geworden war.
    Zehava war ein kluger und risikofreudiger Mann gewesen – aber er hatte nicht mit der Seuche gerechnet. Wieder schüttelte Rohan den Kopf und stieg aus der Wanne. Er ließ sich von der Luft trocknen und begab sich, in eine dünne, seidene Robe gehüllt, in sein Schlafgemach. Die stille

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