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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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legte einen Arm um ihre Taille, als sie durch die Halle gingen. »Kommst du mit mir nach unten?«
    »Bestimmt nicht. Da wird eine riesige Staubwolke aufgewirbelt, und ich werde tagelang husten müssen. Ich werde eine brave, einsame Ehefrau sein, auf den Zinnen stehen und mit meinem Schal winken.«
    Rohan verzog das Gesicht. »Und da nennen die Leute mich einen Narren!« Oben an der Treppe blieb er stehen. »Einer von Andrades reisenden Lichtläufern wird bald in Tiglath eintreffen. Wenn es Neuigkeiten gibt, sende sie mir dorthin.«
    »Das werde ich.« Sioned strich sein Haar zurück und lächelte. »Möge die Göttin dich beschützen und sicher heimbringen, Geliebter.«
    Nachdem er die Innenseiten ihrer beiden Hände geküsst hatte, eilte er in den Hof hinab. Kurz darauf ritt er an der Spitze der siebzehn Reiter, die sich ihren Weg durch den Tunnel hinaus in die Wüste suchten. Tilal befand sich direkt hinter ihm, Rohans Standarte stolz in seinen rechten Steigbügel gesetzt. Als Nächstes kam Walvis als Kommandeur der Schwadron. Als sie aus dem Tunnel ins gleißende Tageslicht kamen, wartete Rohan, bis er sicher war, die Burg sehen zu können, und drehte sich dann im Sattel um. Er hätte fast laut gelacht, denn da war tatsächlich wie versprochen Sioneds schlanke Gestalt – und sie schwenkte ein Stück Seide von der Größe eines Kriegsbanners. Er befahl einen Halt, und Walvis, der sein Zwinkern verstand, ließ die Reiter elegant salutieren.
    Rohan sah das Lächeln selbst auf den härtesten Soldatengesichtern. Seine Leute liebten Sioned fast so sehr wie er selbst. Sie waren stolz auf ihre Schönheit und ihren Status als Lichtläuferin; sie schätzten ihre Fürsorge für ihn und waren froh, dass er mit ihr sein Glück gefunden hatte; und sie liebten sie um ihrer selbst willen. Sie behandelte ihre Wunden und Krankheiten, half ihren Frauen im Kindbett und hatte für die Kinder eine Schule eingerichtet. Von ihrem Haushaltsgeld bezahlte sie die Mitgift für die heiratsfähigen Söhne und Töchter. Dass sie zwei linke Hände hatte, wenn es um die alltäglichen Pflichten im königlichen Haushalt ging, bot Grund genug zu liebevollem Gelächter. Es war eine Schwäche, die sie ihnen nur noch teurer machte. Rohan wusste, sollte er jemals den Verstand verlieren und versuchen, sich eine Geliebte zu nehmen, dann würde sein eigenes Gefolge dafür sorgen, dass er schnellstens wieder normal wurde.
    Aber früher oder später würden seine Vasallen anfangen, über seine Kinderlosigkeit zu sprechen. Er war fruchtbar; es war Sioneds Unfähigkeit, ein Kind auszutragen, die ihnen Schwierigkeiten machte. Die Athrim respektierten und ehrten sie; die Hälfte aller Schreiben aus Stronghold trugen einzig ihre Unterschrift, und ihre Autorität war inzwischen überall anerkannt. Sie hatte die Gesetze und Gebräuche der Wüste gründlich studiert. Ihre Entscheidungen waren klug und gerecht, wenn sie in Rohans Abwesenheit allein zu Gericht saß. Aber die Vasallen würden die Sicherheit wünschen, die nur ein männlicher Erbe ihnen geben konnte. Ärgerlich, fast schon wütend zuckte Rohan mit den Schultern. Es war fast so, als würden sie eine Frau nur danach bewerten, wie viele Söhne sie geboren hatte, ganz gleich, was sie ansonsten fertigbrachte, wie viel sie sonst gab.
    Aber darüber musste er sich wenigstens in den nächsten Tagen keine Gedanken machen. Sein erstes Ziel war Burg Remagev, letzte einer ganzen Reihe von Burgen, die einst den Weiten Sand bis hin zum Meer überzogen hatten. Im Laufe der Jahre waren die Burgen eine nach der anderen verlassen worden, da es selbst mit den zähesten Schafen und Ziegen unmöglich wurde, sich von diesem Grund und Boden zu ernähren. Remagev war die einzige Burg, die noch nicht in Trümmern lag, und von hier aus hatten Rohans Vorfahren die Eroberung der Wüste betrieben und die Merida gen Norden getrieben. Sein entfernter Vetter, Lord Hadaan, war jetzt hier der Burgherr. Da er kinderlos und der letzte der königlichen Linie war, hatte er Rohan vor geraumer Zeit gebeten, einen würdigen Athri für Remagev zu finden – und ein Grund dafür, dass Ostvel seine Stellung bei dieser Reise Walvis überlassen hatte, war der, dass Rohan wünschte, der junge Mann würde Hadaan auffallen.
    Nach dem Besuch in Remagev wollten sie nach Skybowl reisen und danach mehrere kleinere Güter besuchen. Am Ende ihrer Route stand Tiglath. Gerüchten zufolge lauerten die Merida in den Felsen auf den richtigen Augenblick für

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