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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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bin nicht sicher, ob Maarken wirklich die Last eines Prinzenreichs tragen will. Seit Jahnis Tod ist er zu zerbrechlich.« Noch immer sah sie ihn auf der Suche nach seinem Bruder durch Radzyn streifen und hörte, wie er mitten in der Nacht aufwachte und nach ihm rief.
    Mit einem Finger zeichnete Chay Muster in den Sand. »Er braucht die Wüstenkrone nicht auf seinem Kopf. In mancher Hinsicht ist er wie ich, Tobin. Wir sind gut, solange es um eine Größenordnung wie Radzyn geht, aber verloren, wenn wir über ein ganzes Prinzenreich herrschen sollten.«
    »Ich bin zwar nicht dieser Meinung, aber ich verstehe, was du sagen willst. Ihr wäret beide unglücklich, wenn ihr irgendwo anders leben müsstet als hier am Meer. Maarken hat ziemlich lange gebraucht, um sich an Lleyns Hof zu gewöhnen, so gern er den alten Prinzen auch mag. Meath hat mir über das Sonnenlicht berichtet, dass es ihm besser ging, als sie ihm einen Raum mit Blick auf die Bucht zuwiesen.«
    »Wohin hätten wir ihn sonst schicken sollen? Es gibt keinen sicheren Ort. Ob es uns nun gefällt oder nicht, er ist Rohans Erbe.«
    »Niemand würde es wagen, Maarken nach dem Leben zu trachten!«
    »Nicht, solange er sich in Lleyns Obhut befindet. Aber was glaubst du wohl, wo Roelstra aufhören würde? Und wenn er es nicht schafft, dann sind da auch noch die Merida. Sie bringen mir nicht gerade zärtliche Gefühle entgegen, meine Liebe. Graypearl ist der beste Aufenthaltsort für Maarken, bis er alt genug ist, sich selbst zu verteidigen.« Er lächelte flüchtig. »Selbst wenn ihm übel wird, wenn er Wasser überquert. Hätten wir damit rechnen sollen?«
    »Andrade hat es wohl getan. Und er arbeitet mit Meath und Eolie.« Ihre Hände verkrampften sich im Sand. »Zum Teufel mit Roelstra!«
    »Rohan will sich jetzt also in Reichweite von Ianthe begeben?« Chay schüttelte den Kopf. »Habe ich dir jemals gesagt, dass dein Bruder ein Narr ist?«
    »Ich kenne ihn länger als du. Er ist dumm genug, jedem an die Gurgel zu gehen, der irgendetwas gegen Sioned andeutet. Bist du sicher, dass es nichts gibt, was wir tun oder sagen können, damit die Vasallen ruhig bleiben? Sie erwähnen es bestimmt.«
    »Sie sollen es nur versuchen«, erklärte er grimmig. »Wir müssen uns einfach auf das bisschen Verstand verlassen, das Rohan noch hat, damit er Sioned davon abhält, aus einer Laune heraus zu handeln.« Er blinzelte ins Sonnenlicht und sprang auf die Füße. »Da kommen Segel, ein türkisfarbenes Banner. Das Syrener Schiff hat es endlich geschafft!«
    »Von Prinz Jastri? Was will er? Und warum kommt er mit dem Schiff?«
    »Er will Pferde. Was wohl sonst? Und das Schiff bedeutet, dass er sie schnell will. Ich bin nur ein kleiner Athri , Liebes. Ich handle mit dem, wovon ich etwas verstehe, und überlasse anderen die Politik.« Er half ihr auf die Füße. »Ich werde Jastris Abgesandten zu dir schicken, sobald wir mit dem Handeln fertig sind. Du kannst aus den Worten der Leute Dinge heraushören, die ich dort niemals höre.«
    »Kleiner Athri «, spottete sie. »Ein Kriegsheld, Abkomme von zehn Generationen von Piraten – und legalisierter Dieb dazu!«
    »Das macht mich doch zum perfekten Partner solcher Drachenbrut, wie du es bist, oder nicht?«
    Sioned stand in ihrem Gemach am Fenster und betrachtete den Sand und den Himmel. Nie zuvor hatte sie so viele Farben gesehen wie hier in der Wüste. Mit dieser Vielfalt hatte sie nicht gerechnet, als sie Rohan heiratete. Sie hatte nicht einmal im Traum erwartet, dass ihre Faradhi -Sinne hier Schattierungen im Licht vorfinden würden, die sie nirgendwo sonst erblickt hatte.
    Das Heim ihrer Kindheit in River Run war in Blau und Grün gehalten, üppig mit Blumen und dem leuchtenden Gefieder von Vögeln übersät. Die Sonnenuntergänge in der Schule der Göttin brachten alle zum Staunen, die sie sahen. Sie war durch sonniges Farmland und schattige Wälder gereist und hatte die Farben eines reichen Lebens in sich aufgesogen. Aber selbst jetzt, nachdem sie sechs Jahre lang zugesehen hatte, wie sich in der Wüste die Jahreszeiten änderten, war sie gefangen von den einzigartigen Farben dieses rauen Landes. Jeder Sonnenaufgang über dem Weiten Sand brachte wunderbare Variationen von Blau, Rot und Gelb; manchmal durchzogen Wolken den Morgenhimmel wie windschiefer Weizen in tausend verschiedenen Tönen. Die gleißende Sonne zeigte sich in sprödem Silber und bleichem Gold auf dem Sand, die Schatten der Dunkelheit stahlen sich an den Felsen

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