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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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ebenso alt wie Kleve aussehen ließen, hatte nur zwei Nachrichten für die Prinzessin: Die Merida bedrohten Tiglath, und Prinz Rohan war viele Tage überfällig.
    So kam es, dass Kleve die Sonne in Tiglath nur ein einziges Mal aufgehen sah, ehe er wieder in die Wüste aufbrach. Die Prinzessin hatte ihm über das Sonnenlicht aufgetragen, sich nach Skybowl zu begeben, um herauszufinden, wo ihr Gemahl sich befand, und um dort vor den Merida zu warnen. Ihre Farben waren streng kontrolliert, wie es sich für eine hohe Faradhi und eine Prinzessin gebührte, aber darunter hatte Kleve düsteren Schrecken gespürt, der ihrem Auftrag tiefe Dringlichkeit verlieh.
    Eltanin hatte ihn wieder mit einem Pferd versehen, das so groß war wie Kleves eigenes, treues Pony. Die kräftigen, glatten Bewegungen verrieten, dass das Tier aus Lord Chaynals Zucht stammte. Kleve hatte nie zuvor ein so schönes und schnelles Tier geritten, und insgeheim leistete er seinem alten Freund Abbitte, weil er die Geschwindigkeit des Wallachs so sehr genoss.
    Aber Schnelligkeit allein hätte ihn nicht vor der Gefahr bewahren können, die an diesem ersten Nachmittag seiner Reise vor ihm auftauchte. Vier Reiter näherten sich ihm aus der Sonne. Kleves Finger krampften sich um die Zügel, als er den tröstenden Druck der Ringe an seinen Fingern suchte. Nur fünf an der Zahl, aber sie reichten aus, dass er sich mit Feuer und einem kleinen bisschen Beschwörung retten konnte, wenn es nötig werden sollte. In seiner Zeit als reisender Lichtläufer war er öfter Banditen und Räubern begegnet, die ihm kaum Respekt entgegenbrachten. Immer hatte er dem Befehl gehorcht, niemanden zu töten, aber niemals hatte er Skrupel gekannt, seine Angreifer für ihre Dummheit zu bestrafen.
    Er zügelte das Pferd und traf seine Vorbereitungen, als die vier Reiter auf ihn zukamen. Als sie nahe genug waren, um ihn deutlich zu sehen, hob er die rechte Hand, spreizte die Finger und drehte sie so, dass sich das Licht in seinen Ringen brach.
    »Der Göttin sei Dank!«, rief eine jugendliche Stimme. »Lichtläufer, wir brauchen Euch.«
    Kleve blieb, wo er war, als sie näher ritten – ein Jugendlicher, ein Mädchen etwa im selben Alter, ein Mann, der älter war als Kleve, und ein Knabe mit grünen Augen, die in einem wütenden, geschundenen Gesicht blitzten. Er bemerkte auf den ersten Blick Schwerter, Messer und vielsagende Farben sowie die Qualität der Gewänder unter dem Schmutz. Ein junger Ritter, ein Waffenträger, der sich in friedlichere Berufe zurückgezogen hatte, ein Knappe und ein Mädchen, dessen Stellung nicht sofort erkennbar war. Erleichtert nickte der Faradhi vor sich hin. Die einzigen Bedenken, die er haben musste, galten ihren Pferden, die allesamt Anzeichen dafür aufwiesen, zu schnell und zu lange geritten worden zu sein.
    »Wie kann ich helfen?«, erkundigte sich Kleve höflich.
    »Wo soll ich anfangen?«, fragte das Mädchen verbittert und strich sich das Haar aus dem Gesicht.
    »Namen könnten eine Hilfe sein«, schlug er vor. »Mich nennt man Kleve, und ich denke, ich bin derjenige, den ihr suchen sollt. Meinetwegen habt ihr Skybowl verlassen.«
    »Genau«, bestätigte der junge Mann. »Wir haben Nachrichten für Prinzessin Sioned, die keinem Kurier anvertraut werden können – und sie ist ohnehin fern von Stronghold.« Er machte eine Pause, kniff die blauen Augen zusammen. »Woher aber wisst Ihr, dass wir aus Skybowl sind?«
    Kleve lächelte, nahm den verspäteten Tribut an seine Beobachtungsgabe und seine Schlussfolgerungen hin. Es waren Talente, die ihm in der Schule der Göttin eingebläut worden waren. Allerdings ließ er die Frage unbeantwortet. Er warf einen Blick zur Sonne, die die Hügel im Westen kaum berührte. »Erzählt mir schnell, welche Nachricht ich senden soll, ehe das Licht abnimmt und es unmöglich für mich wird, sie vor Mondaufgang zu erreichen.«
    »Sie haben ihn entführt!«, platzte der Knabe heraus. »Prinzessin Ianthe hat meinen Herrn nach Feruche entführt.«
    Der junge Ritter brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen und fing mit seiner Erzählung an. Ihre Namen waren Walvis, Tilal, Feylin und Lhoys, die beiden Letzteren aus Skybowl, die Ersteren aus dem Gefolge des Prinzen. Nur Lhoys trug nichts zu dem Bericht bei, sondern saß düster auf seinem Pferd, während die drei anderen abwechselnd und schnell die ganze Geschichte vor Kleve ausbreiteten. Während er zuhörte, bereitete Kleve sich vor, reduzierte alles auf das Wesentliche

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