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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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nach Drachen.«
    »Feuer im Haar, und sie kann es in ihre Hände rufen, wenn sie es will – aber das ist nichts, verglichen mit dem Feuer, das um die Merida aufflammen wird, wenn sie hiervon erfährt. Sie wird ganze Armeen aussenden, um ihn zurückzuholen.«
    »Die bringen sie um, wenn sie es versucht!«
    Lhoys’ Augen funkelten in der Dämmerung. »Du hast die Prinzessin wirklich nie gesehen!«
    Beliaev rieb über die rituelle Narbe an seinem Kinn und sah wütend zu den schmalen Mondsicheln hinüber, die zwischen den zerklüfteten Bergen kaum sichtbar waren. In wenigen Tagen schon wären sie voll, und sie würden in ihrem Licht reiten können. Im Augenblick war er ständig in Gefahr, auf losen Steinen zu stolpern oder eine wichtige Landmarke zu übersehen. Der Zeitpunkt war ganz falsch gewählt, jammerte er vor sich hin, während er sein Pferd antrieb, und die Prinzessin würde nicht erfreut sein. Nun, das war ihr Problem, sagte sich Beliaev und fluchte, als sein Wallach auf den Steinen stolperte. Wie hätte er wissen können, dass dieser dumme Prinz schon so bald ausreiten würde, um die Drachen zu besichtigen? Wie hätte er ahnen können, dass Rohan genau durch ebendie Hügel reiten würde, in denen Beliaev und seine Männer Deckung suchten?
    Sie waren erst gestern eingetroffen. Dieses magere Gestrüpp war von Beliaev nicht als Deckung ausgewählt worden, aber er sagte sich, dass die Dinge trotz der Hast, mit der alle Vorbereitungen getroffen werden mussten, gut gelaufen waren. Er zog am Zügel und machte sich das Vergnügen, auf den blonden Kopf des Prinzen zu spucken. Rohan war wie ein Mehlsack auf einem Sattel festgezurrt. Die Seile, mit denen seine Handgelenke und Knöchel gefesselt waren, liefen fest unter dem Bauch des Pferdes hindurch. Neben ihm lag einer von Beliaevs Toten. Ein dickes Tuch war fest um den fast abgetrennten Arm gewickelt, damit sie nicht von einer Blutspur verraten wurden. Das königliche Schwert, das für diesen und einen weiteren Toten verantwortlich war, befand sich jetzt in Beliaevs Besitz, zusammen mit den Messern des Prinzen – davor war er gewarnt worden – und der ärmellosen goldenen Robe. Er rieb die Wange an seiner Schulter. Glatte Seide und stechende Silberstickerei waren Luxus auf seiner Haut. Ein Jammer, dass das Gewand durch Risse und Blut ruiniert worden war, aber vielleicht konnten die Damen der Prinzessin es ja nähen und reinigen. Jetzt, da sie mit den verteufelten Drachen-Teppichen fertig waren, hatten sie wenig zu tun.
    Die Hufe seines Pferdes rutschten wieder, und Beliaev bellte den Männern hinter sich eine Warnung zu. Zwei von ihnen waren verletzt, zwei tot und über die Sattel gezurrt, und einer hielt den gefesselten und geknebelten Knappen vor sich. Es hatte kostbare Zeit erfordert, die Verletzten zu versorgen, und sie kamen nur langsam voran, weil sie drei Pferde an der Longe führen mussten. Aber es war undenkbar, die Männer zurückzulassen. Sie gehörten Ianthe und ließen sich durch ihre Kleidung identifizieren – und dann hatte es noch lange gedauert, bis sie diesen verdammten Pfeil im Sand gefunden hatten. Die Leute des Prinzen mussten glauben, dass die Merida allein für Rohans Gefangennahme verantwortlich waren; deshalb hatte er die Medaille so liegen lassen, dass sie bestimmt gefunden wurde. Beliaev grinste bei dem Gedanken, wie Lord Chaynal an der Spitze der Wüstenarmee nach Norden reiten würde, in die Ebenen um Tiglath – direkt an Feruche vorbei, wo Rohan festgehalten werden würde, bis Ianthe getan hatte, was immer sie mit ihm zu tun beabsichtigte. Was ihn persönlich anging, so hätte Beliaev den Prinzen ebenso gern in Stücke geschnitten und diese dann an seine Lichtläufer-Gemahlin gesandt, aber Ianthe hatte das verboten. Sie hatte ihm versichert, dass das Ergebnis auf ihre Art weit befriedigender sein würde, und ein derart höllisches Glühen hatte in ihren Augen gestanden, dass es jeglichen Zweifel unmöglich machte.
    Nicht, dass er ihr vertraut hätte, überlegte er, als er sich jetzt im Sattel ein wenig nach hinten lehnte, um so seine Rückenschmerzen zu erleichtern. Lord Farid hatte dort einen mächtigen Tritt gelandet, als er noch im Sattel saß, und es war ein wahres Vergnügen gewesen, dem alten Mann das Schwert in die Seite zu bohren. Auch sonst hatte er noch zahlreiche blaue Flecken, die vom Reiten nicht gerade besser wurden. Noch weitere dreißig Längen bis nach Feruche. Dort würde er die Aufmerksamkeiten der Hofdamen

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