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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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stießen Feuer aus und metzelten sich gegenseitig nieder, getrieben von dem Drang zur Paarung und dem Bedürfnis zu überleben. Der Wind fuhr raschelnd wie Seide durch die Höhle, und er wich zurück. Schweiß und Blut trockneten, erkalteten und platzten dann heiß und salzig auf seiner geschwärzten Haut auf. Gewalt tobte um ihn her, und er bebte vor Entsetzen und Angst, dass diese Juwelenaugen ihn finden, dass diese blutigen Klauen das noch verbleibende Fleisch von seinen Knochen fetzen könnten. Ein rasender Altdrache ragte vor ihm auf, herbeigebracht von einem Windstoß, und er schrie und verschluckte sich an einem Strahl bitterer Flüssigkeit, die nach Dranath schmeckte.
    »Rohan …!«
    Blindlings griff er nach ihr und klammerte sich zitternd an ihren kühlen Körper. »Sioned …«
    »Ruhig, Liebling, jetzt ist alles gut. Ich bin da.« Es gab einen scharfen, metallischen Ton wie bei einem Schwert, das aus der Scheide gezogen wird, und er kniff benommen die Augen zusammen, als Sonnenschein in die Höhle strömte. Sioned, seine Lichtläuferprinzessin, die die Sonne mit sich brachte. »Wir sind in Sicherheit, Liebling.«
    Er konnte die Drachen nicht mehr riechen, Ebenso wenig sein eigenes Blut, fühlte auch den feurigen Atem nicht länger auf seiner Haut. Die sanfte Brise, die ihn nun berührte, duftete süß, war sanft wie ihre Liebkosung auf seinem Rücken und Nacken. Er schauderte und barg das Gesicht an ihrer Schulter. Er hatte vergessen, was Dranath dem Verstand antun konnte.
    Es hatte keine Höhle gegeben, keine Drachen, kein Feuer. Nur die Droge und sein Fieber, und beide hatten keine Macht mehr über ihn. Er lehnte an Sioned und schämte sich seiner Panik. Sie kuschelte sich auf dem Bett an ihn und wisperte zärtliche Worte, bis er einschlief.
    Ein harter Ritt den ganzen Tag und die folgende Nacht hindurch brachte Sioned bis kurz vor Mittag nach Stronghold. Sie wäre beinahe zusammengebrochen, hielt sich aber aufrecht, als sie über den Haupthof schritt, wo die Hitze aus den Steinen aufstieg wie ein sengender Springbrunnen. Als die Sonne ihren höchsten Stand erreichte, fühlte sie die vorsichtige Berührung von Kleves Farben, gesammelt in den Lichtstrahlen, und hörte ihn sprechen.
    Die Göttin segne Euch, Mylady. Wir haben Tiglath erreicht und Lord Eltanin gewarnt. Bislang gab es noch keinen Angriff, aber die Anzeichen dafür mehren sich mit dem Sand am Horizont. Walvis plant und bereitet alles vor, und wir warten auf Eure Befehle.
    Sioned nickte erfreut. Die Göttin segne Euch, Lichtläufer. Bereitet Euch weiterhin auf den Krieg vor, wie es auch im Süden geschieht, wo Roelstras Armeen jenseits des Faolain lagern. Es wird keine Hilfe geben. Ihr müsst alles allein durchstehen. Sagt Walvis, er soll ja keinen Versuch machen, Feruche anzugreifen. Er muss Tiglath verteidigen. Der Prinz wird schon bald befreit werden, das verspreche ich Euch. Nun öffnet Euch mir, Kleve, und ich werde Euch Prinzessin Tobins Farben zeigen. Sendet Eure Botschaften von nun an an sie. Sie ist keine trainierte Faradhi und wird Euch nicht antworten können, aber gebt ihr bitte jede Information, die Ihr auch mir geben würdet.
    Mylady – was ist mit Euch? Was habt Ihr vor?
    Ich bin unwichtig. Passt jetzt gut auf, und fühlt, damit Ihr in der Lage seid, sie im Sonnenlicht zu finden.
    Sie konzentrierte sich darauf, das lichte und hübsche Muster auszubreiten, an dem der ferne Lichtläufer Tobin erkennen konnte. Als sie sicher war, dass er die Prinzessin finden und kontaktieren konnte, durchtrennte sie die verbindenden Lichtbänder, ehe er weitere Fragen stellen konnte.
    »Ich hoffe, du bist fertig und kannst aus diesen Strahlen kommen«, sagte Ostvel.
    Sie schaute ihn an. Seine Gegenwart überraschte sie. »Ja. Walvis wird bald erfahren, dass aus dem Süden keine Hilfe kommen kann. Er muss die Verteidigung von Tiglath selber anführen.« Sie blickte sich im Hof um. Das Gewirr von Menschen, Lärm und Licht war plötzlich zu viel für sie. »Ostvel – bring mich hinein, ehe ich umfalle«, hauchte sie.
    Sorgfältig bemühte er sich, den Anschein zu erwecken, seine Hand an ihrem Ellbogen wäre eine Geste reiner Höflichkeit einer Prinzessin gegenüber, denn es geziemte sich nicht für sie, schwach zu erscheinen. Die Treppe schien endlos, aber endlich war sie in ihren Gemächern und sank in einen weichen Sessel am Fenster. Ostvel brachte ihr Wasser und ein feuchtes Tuch, während sie den schweren Schal von ihrem Kopf nahm und das Haar

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