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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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viel zu tun haben, um ihr folgen zu können. Dann schoss ihr ein anderer Gedanke durch den Kopf. »Maeta, warum hast du keinerlei Einwände gegen mein Vorhaben geäußert?«
    »Ihr seid die Herrin hier und könnt tun, was Euch gefällt und wann es Euch gefällt.« Die schwarzen Augen tanzten bei diesen frommen Worten, und Sioned wusste, dass sie und Maeta sich perfekt verstanden. »Und niemand rechnet mit einer Faradhi «, fügte Maeta hinzu.
    »Rohan muss es.«
    »Aber Ianthe tut es nicht. Darum lasse ich Euch tun, was Ihr vorhabt, obwohl Ostvel mir dafür die Haut bei lebendigem Leibe abziehen lassen wird. Ich kenne Lichtläufer – und ich kenne Euch, Herrin.« Sie machte eine kurze Pause und lächelte wieder. »Ich weiß auch ein bisschen über Feruche Bescheid.«
    Sioned starrte sie an und nickte dann zögernd. »Verstehe.«
    Ganz plötzlich wurde die Außentür aufgerissen, und Riyan stürzte herein und vergrub sein Gesicht an Sioneds Schulter. Sie zog ihn an sich und versuchte seine gestammelten Worte zu begreifen. Maeta zog sich unterdessen unbemerkt zurück, ehe Ostvel seinen Sprössling einholen und Fragen stellen konnte, die Maeta nicht beantworten wollte.
    »Aber, aber, nicht so stürmisch!« Sioned wiegte Riyan auf ihren Knien und sah ihm in die Augen, die denen von Camigwen so ähnlich waren, dass es manchmal weh tat, ihn anzusehen. Sie strich ihm das weiche Haar aus der Stirn und wünschte, ihre Freundin könnte jetzt bei ihr sein. Cami würde alles verstehen. »Erzähl mir, was los ist.«
    »Tilal ist daheim!« Er hüpfte von ihrem Schoß und raste aus dem Zimmer. Kurz darauf kehrte er zurück und zerrte Tilal an der Hand hinter sich her. »Schnell, schnell«, drängte Riyan.
    Der Knappe sah so erschöpft aus, wie Sioned sich fühlte. Sie stand auf, umarmte ihn zärtlich und trat dann zurück, um ihn zu mustern. Ein junger Mann blickte sie aus seinen Augen an, kein Knabe mehr. Sioned zog ihn zu einem Sessel hinüber, bat ihn Platz zu nehmen und bedeutete Riyan mit einer Geste, er solle still sein.
    Anfangs erzählte Tilal alles in knappen Sätzen, die klangen, als hätte er sie auf dem ganzen Weg von Skybowl hierher geprobt. Er war ein Soldat, der Bericht erstattete, kein Knabe, dem das, was er gesehen hatte, Angst und Wut eingejagt hatte. Aber als er weitersprach, wurden seine sonnengebräunten Wangen rot, seine grünen Augen blitzten, und seine Worte überschlugen sich förmlich.
    »… und wir sind nach Skybowl zurück, und ich habe eine Karte gezeichnet, genau wie Feylin es mir aufgetragen hat.« Er zog ein zerknautschtes Stück Pergament aus seiner schmutzigen Tunika. »Die ist vom Schloss, von allem, was ich davon gesehen habe. Ein schrecklicher Ort, Herrin, man kann sie überall spüren! Feylin hat mir aufgetragen, das zu zeichnen, damit Ihr wisst, wo alles ist.« Er reichte es ihr, und sie faltete es auf und erkannte augenblicklich, dass ihre ursprüngliche Idee nicht greifen würde. Tilal sah sie die Stirn runzeln und fuhr fort: »Mit genug Soldaten – Ihr seid eine Lichtläuferin, und wir könnten …«
    »Das Einzige, was du jetzt zu tun hast, ist ein Bad zu nehmen und dann zu schlafen«, ließ sich Ostvel von der Tür her vernehmen. Alle drei schauten sich um, überrascht, dass er die ganze Zeit über dort gewesen war.
    »Aber Papa, ich habe noch nicht alles gehört!«, protestierte Riyan.
    »Morgen ist dazu mehr als genug Zeit. Kleine Jungen müssen jetzt schlafen.«
    Tilals ganzer Körper erstarrte. Sioned schüttelte warnend den Kopf und sagte: »Es gibt noch einiges, das ich hören muss, und auch einiges, das ich ihm sagen muss. Riyan, du kannst deine Fragen morgen stellen. Geh jetzt bitte mit deinem Vater mit.«
    Ein strenger Blick von Ostvel ließ den Knaben verstummen, und er trottete aus dem Zimmer. Sein Vater schloss die Tür, und als sie mit Tilal allein war, musterte Sioned noch einmal das Gesicht ihres Neffen. Es zeigte Spuren schlechter Behandlung, Erschöpfung und Sorgen, die viel zu groß waren für ein Kind seines Alters.
    »Ich habe deinen Vater gesehen, als ich im Süden war«, fing Sioned an. »Der Hoheprinz lagert mit dem jungen Prinzen Jastri aus Syr jenseits des Faolain. Sie erklären, es wäre nichts weiter als ein Manöver, aber dein Vater ist klug und weiß, dass ihr wahrer Grund ein Krieg gegen die Wüste ist. Er kam auf Lord Baisals Besitz, um uns zu warnen und sich uns anzuschließen.«
    Die grünen Augen wurden groß. »Aber – was ist mit Mutter und all den

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