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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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von Zehava wirksam regiert zu werden. Der schlichte Steinturm erhob sich stolz und weiß aus einer Senke zwischen niedrigen Hügeln, in Blickweite – für eine Faradhi auf dem Flug – von River Run, dem Besitz von Sioneds Familie. Sie verhielt hier, um den riesigen Besitz zu betrachten, und runzelte die Stirn, als sie entdeckte, dass auch er fast leer war.
    Noch einen Platz wollte sie heute aufsuchen; Firon und Cunaxa, wo gewiss noch Schnee lag, konnten bis zum nächsten Mal warten. Sie wollte die Wüste sehen, Stronghold und den Weiten Sand und möglicherweise einen Blick auf die beiden erhaschen, die dort so klug und gut herrschten, wie sie es immer vorhergesehen hatte. Aber als sie erneut über die Syrener Felder glitt, sah sie Zelte. Und Pferde, Bogenschützen und Schwertsoldaten in strenger Formation. Und auf einer Anhöhe, von der aus man das Ganze überblicken konnte, entdeckte sie zwei riesige Fürstenzelte: eines türkis, das andere violett, Syr und Prinzenmark. Sie lagerten nicht einmal einen Tagesmarsch von der Grenze zur Wüste entfernt.
    Andrade eilte in die Faolain-Tiefebene, wo Lord Baisals Besitz vor Geschäftigkeit summte und wo Chaynals rot-weiße Kriegsfahne flatterte. Wut packte sie. Warum hatte ihr niemand davon erzählt? Und warum flatterten da nicht Rohans eigene Farben? Und wer gehörte zu der schwarz-grünen Flagge, die auf den Feldern vor dem Gutshaus aufgestellt worden war, wo sich die Truppen zum Krieg sammelten?
    Obwohl sie Sioned finden und eine Erklärung von ihr fordern wollte, kehrte Andrade stattdessen in die Schule der Göttin zurück. Sie würde durch ihre Faradhi’im , die sich an den Höfen aufhielten, die anderen Prinzen informieren müssen. Doch als sie über den Kadar-See hinwegschwebte, stöhnte sie vor Schreck laut auf. Auf der Hauptstraße dort unten marschierte eine beachtliche Streitkraft bewaffneter Männer, Offiziere zu Pferde, die rot-gelbe Standarte als Soldaten des jungen Lord Lyell aus Waes auswiesen. Sie hielten direkt auf die Schule der Göttin zu.
    Bei Einbruch der Nacht hatte sich Andrades Zorn in tiefen Hass gewandelt. Sie rief alle in die Halle und wartete in schrecklichem Schweigen, bis jeder seinen Platz an einer der langen Tafeln eingenommen hatte, Urival und die Senior- Faradhi’im auf der einen Seite von ihr, die anderen je nach Rang um sie herum.
    »Truppen, die zu Lord Lyell von Waes gehören, der mit des Hoheprinzen Tochter Kiele versprochen ist, haben sein Banner in einem Lager vor unseren Toren aufgestellt. Man sagt uns, es sei zu unserem Schutz. Man sagt uns, Lord Lyell sorge sich in diesen unruhigen Zeiten um unsere Sicherheit, jetzt, wo der Hoheprinz Roelstra und Prinz Jastri aus Syr nahe der Grenze zur Wüste ihr Lager aufgeschlagen haben und wo die Merida Tiglath belagern. Man sagt uns, Lord Lyell habe die Aufgabe übernommen, uns zu verteidigen. Man sagt uns, er tue dies, weil er wisse, dass es den Faradhi’im untersagt ist zu töten, selbst zu ihrer eigenen Verteidigung.« Sie unterbrach sich und lächelte grimmig. »Man erzählte uns vieles – meistens Lügen.
    Viele von Euch sind heute auf der Suche nach Informationen im Sonnenlicht geflogen. In einigen Fällen habt Ihr die anderen Faradhi’im vergeblich gesucht, denn die Lords und Prinzen, die sich mit Roelstra verbündet haben, haben sie fern vom Licht eingesperrt. Sie sind Gefangene wie wir – und wie Prinz Rohan auf Schloss Feruche.«
    Die meisten hatten davon nichts gewusst, und ein überraschtes Gemurmel lief durch die Versammlung. Andrade hob Ruhe gebietend beide Hände hoch.
    »Von Prinzessin Sioned, einer von uns, haben wir keine Nachricht. Ich habe sie persönlich gesucht und nicht gefunden. Aber wir wissen vom Lichtläufer Kleve in Tiglath, dass Ianthe, die Tochter des Hoheprinzen, Prinz Rohan festhält.«
    Urival, der direkt neben ihr saß, murmelte: »Nicht lange, wie ich Sioned kenne.«
    Andrade versuchte, über die Panik hinwegzukommen, die seine Bemerkung in ihrem Herzen hervorrief. »Wenngleich wir frei sind, das Sonnenlicht zu weben, so sind wir doch in diesem Schloss gefangen. Urival und ich haben über Möglichkeiten gesprochen, wie einige von uns in aller Heimlichkeit freikommen können, während die anderen hierbleiben und Lord Lyells Truppen glauben machen, wir wären noch alle seine Gefangene. Wir haben …«
    »Ich kann das tun.«
    Andrade starrte durch die Halle zu Pandsala hinüber, die sich von ihrem Stuhl erhoben hatte.
    »Ich kann einigen von uns die

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