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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Lichtläufer genug, um zusehen zu müssen, aber nicht, um mit ihren Künsten verhindern zu können, was Ianthe vorhatte.
    Sioned schlug die Hände vor ihr Gesicht und weinte.
    Schmeichelnde, wissende Finger erweckten ihn zu neuem Leben. Er konnte sie kaum sehen, weil das Mondlicht in ihrem Rücken war, aber er fühlte ihren vertrauten, süßen Körper in seinen Armen, fühlte die Seide ihrer Haut und ihres Haares.
    »Sioned«, hauchte er an ihren Lippen.
    »Liebe mich! Rohan, liebe mich – jetzt!«
    Feuer entbrannte zwischen ihnen. Ihre Schenkel öffneten sich, ihre Brüste reckten sich ihm entgegen, und er verlor sich im Geschmack, im Duft und der Wärme ihres Körpers, überrascht von ihrem verzweifelten Drängen. Aber später würde noch genug Zeit sein, um sie zu liebkosen und das magische Band zu erneuern, das ihn nur mit ihr verband und das er nur mit ihr wünschte. Er füllte ihren Körper, füllte sich selbst mit seinem Bedürfnis nach ihr, erfüllte die Nacht mit dem singenden, sengenden Drachenflug des Liebesaktes.
    »Ja – oh, ja – jetzt!«, schrie sie und bäumte sich heftig auf – und es machte für ihn keinen Unterschied, dass das Fleisch unter seinen Händen zu voll war, die Brüste zu schwer, die Taille zu breit und die Hüften zu geschmeidig. Er suchte blind zwischen ihren weichen Schenkeln und trank aus einem Mund, der versuchte, alles Leben aus ihm zu saugen. Ihr dickes, parfümiertes Haar war wie ein Lebewesen, das sich um ihn wand und ihn an sie kettete. Er drehte den Kopf fort und rief laut und schmerzerfüllt Sioneds Namen.
    »Nein, kleiner Prinz«, lachte Ianthe, glücklich, höhnisch und atemlos und wand sich um ihn wie eine Schlange. »Du weißt, wer ich bin und was ich will – was du willst! Gib es mir! Gib mir deinen Sohn!«
    Noch während sein Fleisch vor ihr zurückschrak, spürte er, wie es geschah. Er wusste, dass sie gewonnen hatte. Sie gab ihn frei. Taumelnd kam er auf die Füße, klammerte sich an den Bettpfosten, riss die Vorhänge an ihren Metallringen beiseite – Bilder von Drachen in all ihrer Lust und Gewalttätigkeit.
    Ianthe räkelte sich auf dem Bett. Ihre Beine waren breit gespreizt, ihr Kopf war zurückgeworfen, aber ihre Arme umschlangen ihre Brüste, als würde bereits ein Kind daran saugen. Ihre allzeit bereite Fruchtbarkeit würde seine gedankenlose Gabe willkommen heißen – wenn beides in ihrem Bauch aufeinanderstieß und verschmolz und ein Leben schaffen würde, das zum Teil ihm und zum Teil Ianthe gehörte. Jetzt verstand er, warum die Zeit für sie so wichtig gewesen war, wozu er »fähig« sein sollte.
    Lange Wimpern enthüllten Augen von der Farbe toter Blätter. »Manchmal genügt schon ein einziges Mal«, schnurrte sie. »Aber das werde ich nicht riskieren. Komm her zu mir, Prinzchen. Wir wollen doch sicher sein, dass du einen Sohn gezeugt hast.«
    Einen Sohn ! »Ich bringe dich um«, flüsterte er.
    »Nein, das glaube ich nicht.« Sie lachte zu ihm auf. »Komm, Rohan. Du hast sie eben bereits betrogen. Was macht einmal mehr da schon aus? Ich mache Söhne, und sie kann nicht einmal ein Kind austragen!«
    Ihre Schenkel spreizten sich für ihn, ihre Arme reckten sich ihm entgegen, und er hörte ihr triumphierendes Lachen. Etwas Hässliches erwachte in ihm, genährt von seinem Hass, und er fühlte sich fähig zu morden. Wieder lachte Ianthe, als sich seine Finger in ihren Hals bohrten. Sie wand sich unter ihm, packte ihn, verführend, gierig. Wut züngelte durch seinen Körper. Er ragte hoch über ihr auf und verstärkte seinen Griff. In gedankenloser Wut stieß er in sie hinein und hob eine Hand, um sie zu schlagen. Angesichts des Blutes, das von ihren Lippen tropfte, lachte er irre auf. Sie schrie. Es war ein heiserer, ängstlicher Schrei, und dennoch war er schrill vor Lust. Und er lachte wieder.
    »Du hast mich haben wollen, Ianthe? Mal sehen, wie sehr du das hier willst.«
    Er suhlte sich in ihr und erging sich in einem Racheakt, der doch nur ihren Sieg über ihn unterstrich. Er wusste es und konnte nicht aufhören. Er ließ es weitergehen, immer weiter und hinterließ Spuren seines Hasses auf ihrem Fleisch. Als er fertig war, fiel er auf die Seite. Sein eigener Körper erregte Übelkeit in ihm, und er hasste sich selbst, weil er nicht die Kraft gehabt hatte, sie zu töten, wo sie war. Aber sie hatte etwas gesagt, das es ihm unmöglich machte, sie zu töten. Sie hatte von einem Sohn gesprochen.
    Lange Zeit verging, ehe sie sich erhob, geschunden und

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