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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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ein Lauffeuer im ganzen Lager zu verbreiten. Er bemerkte Chays Anerkennung, als er sich vom Pferd schwang. Er warf Tilal die Zügel zu, zog seine Reithandschuhe aus und näherte sich Lord Davvi, dem er nur ein einziges Mal begegnet war, vor zwei Jahren in Stronghold, und da auch nur sehr kurz.
    »Meine Gemahlin hat mir erzählt, dass Ihr die Güte hattet, zu uns zu kommen«, erklärte er formell, da er wusste, dass er sehr genau beobachtet wurde. Er wünschte, er könnte wenigstens ein bisschen weniger vorsichtig sein, aber damit würde er warten müssen, bis sie später allein waren. »Ich danke Euch für Eure Hilfe, Mylord, und werde später ausführlicher mit Euch reden. Aber im Augenblick, so denke ich, ist hier jemand anderer, der zuerst Anspruch auf Eure Aufmerksamkeit hat.« Er nickte Tilal zu, der vor Aufregung fast tanzte.
    Davvi konnte kaum den Blick von seinem Sohn wenden. Jetzt warf er Rohan ein leicht verlegenes Lächeln zu. »Hoheit, Eure Freundschaft und Nachsicht ehren mich. Ich würde tatsächlich gern mit meinem Sohn reden.«
    Das Kräuseln seiner Lippen fühlte sich merkwürdig an; es war das erste ehrliche Lächeln seit langer Zeit für ihn. »Bis später also, Mylord.« Als Davvi zu Tilal trat, um ihn zu umarmen, sah Rohan, dass Chay die Hauptleute entlassen und sie ausgeschickt hatte, um den Truppen Befehle zu erteilen.
    Aber einer von ihnen rief Rohans Namen, und der Ruf wurde aufgenommen, in einen Gesang verwandelt und so laut hinausgebrüllt, dass selbst Roelstra auf der anderen Seite des Flusses ihn hören musste. Rohan blieb auf dem Weg ins Zelt stehen. Die Aufregung und Treue seines Volkes schnitten schmerzlich in sein Herz. Er hob eine Hand, um der Begeisterung Einhalt zu gebieten, und floh dann in das kühle, dämmrige Innere des Zeltes.
    Maarken, der als Chays Knappe fungierte, bot seinem königlichen Onkel und seinem Vater Stühle und Weinkelche an und blieb dann in Erwartung weiterer Befehle stehen. Die beiden Männer setzten sich, tranken und starrten sich lange Zeit an. Chay regte sich zuerst.
    »Das ist alles, Maarken«, erklärte er seinem Sohn. »Du kannst später wiederkommen und meine Sachen von hier fortbringen in …«
    »Nein!«, rief Rohan aus. Angesichts ihrer Überraschung fuhr er ruhiger fort: »Nein, ich will nicht allein in diesem großen Windtunnel bleiben, den du Zelt schimpfst, Chay. Maarken, du und Tilal, ihr bereitet mir bitte hier ein zusätzliches Bett.«
    »Es ist mir eine Ehre, Euch zu dienen, mein Prinz.« Der Knabe verneigte sich vor ihm.
    Wieder fühlte Rohan, wie er lächelte, und diesmal fühlte es sich natürlicher an. »Wie ich sehe, bist du erwachsen geworden. Lleyn hat dich sehr gut unterwiesen. Aber ich denke, hier sind wir unter uns und können uns so benehmen, wie wir es immer getan haben.«
    Das Steife wich aus dem jungen Körper, und Maarken lächelte ihm zu. »Ich konnte es kaum glauben, als ich Sioneds Farben auf dem Sonnenschein fühlte und sie mir erzählte, dass ihr beide in Sicherheit wäret! Hast du gehört, wie die Soldaten dir zugejubelt haben? Sie sagen, deine Drachen würden dich beschützen – und ihre Kraft und List hättest du auch in dir.«
    »So, sagen sie das?«
    Die Schärfe in Rohans Stimme verdüsterte Chays silbergraue Augen. »Du kannst jetzt gehen, mein Sohn. Ich werde dich rufen, wenn du gebraucht wirst.«
    »Ja, Herr.« Maarken verbeugte sich, wieder ganz formell, und verließ sie.
    »Sehr erwachsen«, bemerkte Rohan. »Du musst stolz sein.«
    »Das bin ich«, gab Chay unumwunden zu. »Und jetzt erzähl mir, was Sioned Maarken nicht erzählt hat.«
    Achselzuckend erwiderte Rohan: »Ich glaube nicht, dass sie etwas ausgelassen hat.«
    Chay lehnte sich verächtlich schnaubend zurück. »Du hast es jetzt mit mir zu tun, Rohan. Ich kenne dich praktisch von klein auf, mein lieber Drachenprinz. Was ist in Feruche passiert?«
    »Was du wirklich meinst, ist doch, warum Ianthe uns hat laufen lassen.« Er trank einen großen Schluck Wein. »Schwöre mir, dass das niemand sonst erfährt. Schwöre es mir auf dein Schwert und beim Leben deiner Söhne, Chay – schwöre.«
    Der ältere Mann erstarrte vorübergehend. Dann sagte er langsam: »Du kennst mich gut genug, also musst du wohl versuchen, mich auf diese Art vom Ernst der Sache zu überzeugen. Also schön. Ich schwöre.«
    »Ich wollte dich nicht beleidigen.« Rohan drehte seinen Kelch zwischen seinen Händen und starrte auf den wirbelnden, dunklen Wein. »Sioned …« Das

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