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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Zeichen geben sollte: Man würde ihm sein Leben schenken, wenn er augenblicklich aufgab. Aber Sioned und ihr Informant hatten recht gehabt: Der junge Mann war heißblütig und sehr stolz. Er führte die Überreste seiner Armee gegen Rohan und brüllte seine Wut heraus.
    Rohan spürte Davvis Augen auf sich und wusste, dass sein Schwager sich fragte, ob wohl auch Gnade zu seinem Charakter gehörte. Er zögerte, denn er wusste, dass er befehlen konnte, Jastri von seinen Männern zu trennen und zu verschonen. Aber als er den älteren Mann ansah, sah er dort auch Sioneds grüne Augen und erinnerte sich an ihr gramzerfurchtes Gesicht. Rohan hob sein Schwert.
    Jastris Truppe zerbrach. Einige Soldaten legten die Waffen nieder; andere kämpften, um ihr Leben zu retten, und dachten nicht mehr daran, eine bereits verlorene größere Schlacht zu gewinnen. Rohan musste den Mut dieser Soldaten ebenso bewundern wie den von Jastri, selbst wenn eine solche Tapferkeit unter diesen Umständen dumm war. Er versuchte, sich zu dem jungen Prinzen durchzukämpfen, und beschloss, ihm ehrenhafte Behandlung zuzusagen, wie sie Prinzen zukam. Aber er hatte zu sehr damit zu tun, sich und Tilal gegen Lords zu verteidigen, die seinen Kopf wollten. So erfuhr er niemals, wer Prinz Jastri getötet hatte.
    Die Ufer des Faolain waren inzwischen von Davvis Abteilung gesichert worden, und so führte Rohan seine Leute dorthin zurück, nachdem der Kampf endlich vorüber war. Pashta schnaubte angesichts des Todesgeruchs, während er sich vorsichtig seinen Weg um die Gefallenen herum suchte. Rohans Blick blieb an den leeren Brücken hängen. Roelstra war zu schlau, um mehr als eine Handvoll seiner eigenen Truppen eine Blöße zu geben; wahrscheinlich hatte er sie bereits am Morgen über den Faolain zurückgeschickt. Auch sein eigenes kostbares Leben hatte er nicht aufs Spiel gesetzt. Ein Jammer. Rohan hätte ihm gern hier und jetzt ein Ende bereitet.
    Chay kam zu ihm geritten, Jastris zerrissene und blutige türkisfarbene Standarte vor sich auf dem Sattel. Rohan streckte die Hand aus, und Chay ließ zwei Ringe hineinfallen, einen aus Gold und einen aus Silber, beide mit dunklen Granaten besetzt, den Steinen der Syrener Prinzen.
    »Ich habe ihn vom Feld bringen lassen«, murmelte Chay.
    »Danke.« Rohan wandte sich ab, rief eine Gruppe Bogenschützen zu sich und bat sie, ihre Pfeile bereitzuhalten.
    »Was hast du vor?«, zischte Chay, als sie mit Feuersteinen ein kleines Feuer im Sand entzündeten. »Wir brauchen diese Brücken!«
    »Wenn wir sie jetzt überqueren, werden wir niedergemetzelt. Roelstras Truppen sind frisch und ausgeruht, und wir sind erschöpft. Wenn wir die Brücken in Ruhe lassen, wird er sie entweder benutzen oder selbst verbrennen, damit wir sie nicht überqueren können. Mir ist es lieber, sie gehen in unseren Flammen auf, nicht in seinen. Bist du meiner Meinung?«
    Die Frage war reine Formsache, aber Chays Reaktion überraschte ihn. Ein kleines, hartes Lächeln zuckte über das schweißnasse Gesicht, als Chay sagte: »Das hätte Zehava auch getan, weißt du. Die große Geste – und die Warnung.«
    Rohan krampfte seine Finger um die beiden Ringe und schaute zu den Bogenschützen hinüber. Aber noch ehe er ihnen einen Befehl geben konnte, ertönte auf der anderen Seite des Flusses ein Schrei, der gleich darauf von seinen eigenen Truppen aufgenommen wurde. Feuer sprang in Flammenfontänen von den Brücken auf.
    Maarken, die Wangen weiß unter dem Schmutz und Schweiß der Schlacht, stand am Ufer des Flusses, die Arme emporgereckt und die Hände zu bebenden Fäusten geballt. Er rief das Feuer herab, und es nährte sich an den Holzbrücken und sandte tanzende Funken in das spiegelnde Wasser. Als die Sonne sank und Schatten das Ufer berührten, prasselte das Feuer höher, und die Wüste bejubelte ihren jungen Lichtläufer-Herrn.
    Besorgt flüsterte Chay den Namen seines Sohnes. Rohan saß stumm auf seinem Pferd und fühlte, wie die Hitze des Kampfes aus seinem Körper wich, und spürte wieder die verletzte Schulter und seine müden Muskeln. Es gab noch andere, kleine Wunden, Schwert- und Messerschnitte, die an und für sich unbedeutend waren. Aber sie verschmolzen zu einem Ganzen und wurden durch den Kummer um einen anderen dummen, jungen Prinzen verstärkt. Als die Flammen flackerten, zuckte er zusammen.
    Maarken beendete sein Werk und erklomm den Hügel bis dorthin, wo sein Prinz und sein Vater warteten. »Ich habe niemanden getötet, Herr«,

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