Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
Vom Netzwerk:
freute sich, dass ihnen der Gedanke an Rückzug zuwider war. Dann wartete er darauf, dass sie es begriffen.
    Chays Hauptmann Gryden sah es zuerst. »Ihr wollt sie in den Weiten Sand locken, Hoheit?«
    »Genau. Ich möchte, dass sich die Truppen so weit verteilen, wie wir es wagen können, aber immer in Sichtweite des Meeres. Ihr brecht alle zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedenen Wegen auf. Verwirrung ist hier wichtig, dazu die Andeutung, dass einige von euch heimkehren. In drei Tagen wünsche ich das ganze Gebiet hier leer, und damit meine ich, dass Roelstras Truppen hier nichts finden, wovon sie leben können. Sorgt dafür, dass Bäume und Felder kahl sind.« Sie rissen entsetzt die Augen auf, aber Rohan erklärte achselzuckend: »Lord Baisal wäre noch unglücklicher, wenn der Hoheprinz über die Wüste herrschen würde. Wir führen sie so weit wir können von seinem Besitz fort. Er hat den Befehl erhalten, seine Burg ausreichend mit Vorräten zu versehen, also wird er überleben. Außerdem ist nicht er derjenige, den sie wollen, sondern ich. Noch Fragen?«
    Sollte es welche geben, so waren die Hauptleute klug genug, sie nicht zu stellen. Als sie fort waren, erwiderte Chay ruhig Rohans Blick. »Bist du sicher, dass du dieser Information trauen kannst? Sioned hat Maarken nicht einmal erzählt, woher sie sie hat.«
    »Ich vertraue der Information und Sioned uneingeschränkt. Was nun die Identität angeht – wir wissen alle, dass Faradhi’im in der Lage sind, andere als ihre eigenen Augen und Ohren zu benutzen. Es ist mir eigentlich egal, wie sie die Nachricht bekommen hat. Du musst zugeben, dass die Analyse von Jastris Stimmung wahrscheinlich zutrifft.«
    »Trotzdem gefällt mir das Ganze nicht.«
    Davvi räusperte sich. »Bisher hat Roelstra den Knaben beherrscht. Können wir damit rechnen, dass er seine Macht verliert?«
    »Was können wir sonst tun? Selbst wenn sie der Versuchung widerstehen können, uns zu verfolgen, so sind sie doch gewiss nicht fähig, ein Flussufer zu ignorieren, das ganz offen für sie daliegt.«
    Grüne Augen, die denen von Sioned so ähnlich waren, tanzten vor Vorfreude. »Wir werden ja sehen, inwieweit sie bereit sind, den Köder zu schlucken. Schließlich können wir jederzeit umkehren und sie angreifen. Dafür hat Chay gesorgt.«
    In sorgfältig geplantem Durcheinander packten die verschiedenen Kompanien von Bogenschützen, Reitern und einfachen Soldaten zusammen und marschierten offenbar in jede beliebige Richtung, die ihre Anführer anordneten. Roelstra brauchte mehrere Tage, um sich einen Überblick zu verschaffen, und dann noch weitere zehn, bis er sich eine Blöße gab. Wenn er auf Chays List damals auch nicht hereingefallen war, so konnte er nun Rohans Verlockung doch nicht widerstehen. Es war die Anwesenheit des jungen Prinzen, die den Köder unwiderstehlich machte.
    So zogen sie im Hochsommer dahin. Rohan befahl den Rückzug, jeweils um wenige Längen, und seine Streitkräfte schwärmten in gefährlich dünnen Reihen aus, als sie sich an den Rand des Weiten Sandes zurückzogen, einige immer in Sichtweite des Meeres. Die grünen Hügel der Faolain-Tiefebene blieben zurück. An ihre Stelle trat braunes Gestrüpp, und nicht weit dahinter lagen goldfarbene Dünen. Aber Roelstra war sehr vorsichtig dabei, seine Versorgungslinien auszudehnen. Sioned berichtete Maarken, dass Roelstras eigene Männer hauptsächlich auf der anderen Seite des Flusses geblieben waren und es Jastris Leuten überließen, den Vorstoß zu wagen. Und Jastri war bereit, den Köder zu schlucken.
    Als Rohan Nachricht erhielt, dass Jastris Truppen genau dort waren, wo Chay sie haben wollte, zögerte er. Da sie in der Wüste aufgewachsen waren, wussten seine Leute, wie sie dort überleben konnten. Jastris jedoch nicht. Nachts diskutierte er mit Chay und Davvi darüber, ob es klug war, jetzt anzugreifen, oder ob sie weiter abwarten sollten, damit die Hitze Jastris Truppen schwächte. Er wusste, dass seine eigenen Leute angesichts seiner Unentschlossenheit verwirrt waren. Von seinem Verhalten in Stronghold hatte inzwischen jeder erfahren, und sie fragten sich, warum ein Prinz, der ganz ruhig den Befehl gegeben hatte, seine Feinde abzuschlachten, jetzt zögerte, sich einem noch größeren Feind gegenüber ebenso zu verhalten.
    Und doch wartete er. Wenn er ein paar Leben retten konnte, indem er auf die Hitze wartete und den Feind schwächte, so war er bereit zu warten. Er fürchtete weder den Kampf noch seinen

Weitere Kostenlose Bücher