Sonnenlaeufer
Faradhi’im sehr wirksam eingesperrt sein – und nicht nur die, die ihr Vater hatte einsperren lassen.
Er ging neben ihr auf und ab, noch immer tobend – wenn auch jetzt zum Glück innerlich – wegen einer Nachricht, die am Morgen an einem Pfeil aus Rohans Lager zu ihnen geflogen war. Prinz Jastri war gefallen, ohne dass ein Sohn oder Bruder seinen Titel erben konnte, und nur eine Schwester, Gemma, war von diesem Zweig des Syrener Königshauses noch übrig. Rohan hatte den Vorschlag gemacht, und Andrade hatte dem zugestimmt, dass Lord Davvi aus River Run zum Prinzen erhoben werden sollte, wenn die anderen Prinzen damit einverstanden waren. Er war aus königlichem Hause; er war der Erbe. Die kleine Gemma, kaum zehn Winter alt, konnte nicht erben, ohne dass Verträge aufgesetzt werden mussten, die festhielten, dass alle anderen Prinzen und die Athr’im von Syr einverstanden waren. Wenn Roelstra einen Sohn gehabt hätte, dann hätte er diesen das Mädchen natürlich umgehend ehelichen lassen können, ganz gleich, wie jung sie noch war. Aber wenn Roelstra einen Sohn gehabt hätte, dann hätte er ohnehin nicht die Probleme, die ihn in seiner augenblicklichen Situation quälten. Der Gedanke bedeutete für Pandsala grimmige Belustigung.
»Du lächelst?«, höhnte ihr Vater. »Ist es das Wetter, das dir gefällt, meine Tochter? Oder die Tatsache, dass der Bruder dieser Hure zum Prinzen von Syr ernannt worden ist? Ich werde Rohan aufspießen und über einem Lichtläufer-Feuer rösten lassen – und seine Hexe ebenso!«
Pandsala schwieg klugerweise.
»Ihn zum Prinzen zu erklären und ihn in Hoch-Kirat unterzubringen sind zwei verschiedene Dinge! Die Syrener Lords werden ihre Prinzessin verteidigen – was ich genauso vorhabe! Und was ihren lieben Onkel aus Ossetia angeht – Chale wird Truppen entsenden. Ja. Er will Gemma als Herrscherin von Syr sehen.«
»Aber wird er auch Krieg gegen Rohan führen wollen?«, murmelte sie.
»Das wird er, wenn ich es ihm befehle!«, blaffte Roelstra. »Und er wird auch die Schule der Göttin ausradieren, und Andrade dazu!«
Pandsala hatte das Gefühl, etwas Tröstendes sagen zu müssen. »Gewiss werden die anderen Prinzen erkennen, wie mächtig dieses Vorgehen Rohan werden lässt. Wenn nicht, dann kannst du es ihnen klarmachen. Sie können Davvi erst ernennen, wenn sie alle versammelt sind, und die Zeit für ein Rialla ist in diesem Jahr bereits verstrichen. Zwischen heute und jenem Tag, an dem Rohan in der Lage sein wird, eine Versammlung einzuberufen …«
»Er wird den Mittwinter nicht überleben!«, brüllte er.
»Natürlich nicht, Vater. Verzeiht.«
Sein wütender Blick wurde sanfter. »Du hast das Temperament deiner Mutter. Sie hat auch immer leise gesprochen, ganz gleich, was drohte. Ich habe sie sehr geliebt, weißt du. Gütige Göttin, wenn doch nur eine von euch ein Sohn gewesen wäre!« Er runzelte die Stirn und zuckte dann mit den Schultern. »Weitere dreihundert Mann sollten hier sein, ehe der schlimmste Regen einsetzt.«
»Wer kann denn so kurzfristig eine solche Streitkraft entsenden?«
»Mein gieriger Freund Prinz Saumer von Isel zum Beispiel. Und Lyell von Waes, der Auserwählte deiner Schwester Kiele, wird ihm erlauben, seine Soldaten in Waes an Land gehen zu lassen. Er hat erkannt, dass seine Interessen bei seiner künftigen Gemahlin liegen und nicht beim Ehemann seiner toten Schwester in Tiglath.«
Sie nickte. »Gestern kam ein Kurier.«
»Ja.« Roelstra sah grimmig aus. »Wie es scheint, will man in Cunaxa mehr Geld. Die Höflinge, die seit Prinz Durrikens Tod geherrscht haben, sind der Ansicht, mein Gold würde derzeit zu leise klingeln. Sie wollen lautere Töne hören. Wenn diese dummen Merida doch nur angegriffen hätten, wie ich es geplant hatte! Sie sollten warten, bis Tiglath frei von Truppen wäre. Es war abzusehen, dass die ausgezogen wären, um das Prinzchen zu retten. Dann hätten sie einfach in die Stadt einmarschieren und diese als Basis nutzen können. Rohan wäre gezwungen gewesen, seine Armeen aufzuteilen, um Tiglath zu Hilfe zu eilen. Das hätte funktioniert.«
»Mit solchen Ergebnissen ließe sich leben«, bemerkte sie.
»So gerade. Aber jetzt wollen die Leute in Cunaxa mehr Geld, um die Merida zu unterstützen, die sich alles, was sie benötigen, aus Tiglath selbst hätten holen sollen.« Er schnippte einen eingebildeten Schmutzfleck von seinem Umhang. »Sie hätten nach Süden ziehen, Stronghold einnehmen und die Wüsten-Armee von
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