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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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stolz oder zu ernst sein, um mir zu sagen, was Ihr im Sinn habt. Und ich hatte Angst, dass Ihr möglicherweise keinen Verstand haben würdet.«
    Er hätte fast ihre Hand genommen, doch dann fiel ihm ein, was vorher am Tag geschehen war. »Ich habe mir fast dieselben Sorgen gemacht. Ihr wisst gar nicht, wie froh ich darüber bin, dass Ihr ebenso klug wie schön seid.«
    »Ihr habt mir aber immer noch nicht erzählt, was Ihr vorhabt«, erinnerte sie ihn.
    »Oh.« Zum ersten Mal sah er sich einer Frau gegenüber, die nach einem Kompliment nicht lächelte. »Nun, ich bin mir selbst noch nicht ganz sicher. Roelstra wird einen naiven kleinen Prinzen erwarten, und genau das werde ich ihm vorspielen, wobei ich vorgebe, seine Töchter zu mustern.«
    »Den Köder auswerfen«, nickte sie. »Aber ich glaube kaum, dass Ihr in der Wüste zu angeln versteht!«
    »Chay und ich gehen segeln, wenn ich Radzyn besuche. Ich hätte Euch das auch gern angeboten, aber man hat mir erzählt, Ihr Faradhi’im hättet ein kleines Problem mit dem Wasser.«
    Sie verzog das Gesicht. »Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so schlecht gefühlt wie bei der Überquerung des Faolain. Und jetzt muss ich noch zwei Mal übersetzen, um nach Waes und zurück zu kommen. Rohan, ich hoffe nur, Ihr seid das wert!«
    Das war eine Herausforderung, die sich kein Mann entgehen lassen konnte. Er legte den Arm um ihre Taille, ehe er noch über die Gefahr nachdenken konnte, und zog sie an sich. »Ich hoffe, die Belohnung wird ausreichend sein, meine Dame«, murmelte er. Aber da noch ein Funken Vorsicht übriggeblieben war, drückte er seine Lippen auf ihre Schläfe statt auf ihren Mund.
    Sie überhaupt nur zu berühren war schon ein Fehler. Ihr Körper war warm und schlank und geschmeidig und wurde scheinbar von innen heraus von demselben Feuer erleuchtet, das auch seine eigenen Nerven erhitzte. Ihre Arme legten sich um ihn, ihre Finger zausten sein Haar, und er fühlte, wie ihr Schenkel an seinem bebte, wie die Muskeln zuckten, als seine Hand wie aus einem eigenen Willen heraus von ihrem Knie zu ihrer Hüfte emporglitt. Ihre Finger nahmen einen ähnlichen Weg zu seiner Lende, und sie wandte ihm das Gesicht zu, und ihre Augen und Lippen luden ihn ein.
    Rohan hielt den Atem an und schauderte. Es brachte ihn fast um, sie loszulassen. Hastig sprang er mit geballten Händen auf. Sioned stöhnte leise auf, eine Mischung aus Überraschung und Enttäuschung, als er auf sie hinabstarrte.
    »Nie zuvor habe ich eine Frau so berührt«, sagte er mit rauher Stimme. »Sioned, es ist nicht nur deine Nähe, es reicht schon aus, deinen Namen zu hören.«
    »Für dich ist es also auch so?«, hauchte sie erstaunt und schüttelte dann den Kopf. »Rohan, wie sollen wir das nur schaffen? Wir kennen uns erst einen Tag! So etwas habe ich noch nie für einen Mann empfunden!«
    In diesem Augenblick lernte er die Eifersucht kennen. Er wollte die Namen aller Männer hören, die sie auch nur angesehen hatte, wollte wissen, ob sie sie berührt hatten – und vor allem, wo er diese Männer finden konnte, um sie umzubringen. Was war nur los mit ihm? Sie war doch noch nicht seine Gemahlin; er hatte noch nicht einmal ihre Lippen geküsst, geschweige denn, sie geliebt. Doch weil auch er denken und nicht nur fühlen konnte, erkannte er, dass er bei seiner Scharade mit Roelstras Töchtern sehr vorsichtig sein musste, wenn sie unter derselben Eifersucht litt wie er, andernfalls würde es Prinzessinnen mit blauen Flecken geben. Er betrachtete ihre strahlend-grünen Augen und berichtigte sich: so sanft würde sie nicht sein, seine Sioned.
    »Wir haben von Anfang an gewusst, dass es nicht einfach sein würde«, erklärte er mit traurigem Lächeln. »Ich verspreche dir, Augen und Hände bei mir zu behalten.«
    »Aha, jetzt machst du voreilige Versprechungen«, neckte sie ihn.
    »Alle werden glauben, du hättest irgendeine Krankheit, wenn ich niemals auch nur auf Armeslänge an dich herankomme.«
    »Ich bekomme Pickel, wenn ich grüne Äpfel esse«, berichtete sie in ernstem Ton, aber ihre tanzenden Augen straften ihre Worte Lügen. »Soll ich ein paar essen und ganz fleckig und pickelig werden? Würde das die Dinge erleichtern?«
    »Fleckig, wenn es sein muss, Sioned, aber nicht pickelig.« Sie lachten beide, und er rief aus: »Weißt du was? Ich habe das Gefühl, ich wäre schon ewig mit dir verheiratet!«
    »Du kennst mich aber auch nicht, Rohan«, erinnerte sie ihn. »Vielleicht stellst du fest,

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