Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
Vom Netzwerk:
Hauptroute nach Norden. Die Gebühren für die sichere Passage der Karawanen waren überaus einträglich.
    Rohan hatte Feruche bei der einzigen Schlacht gesehen, an der er teilgenommen hatte. Als gemeiner Soldat verkleidet hatte er an der Seite der Vasallen-Rekruten gekämpft, während seine Eltern ihn sicher und gemütlich in Stronghold wähnten. Anschließend hatte er mit seinen neuen Kameraden im Sand unterhalb der Burg genächtigt, denn er hätte seine wahre Identität bekanntgeben müssen, um mit seinem Vater und Chay die Burg zu betreten. Feruche schmiegte sich in die Berge wie ein Schmuckstück. Es würde mit seinen kühlen Türmchen aus rosa- und goldfarbenem Gestein die perfekte Sommerresidenz abgeben. Er beschloss, es Sioned als Hochzeitsgeschenk zu überlassen. Wenn sie ihre Rolle in seinen Plänen so gut spielte, wie er hoffte, dann würde sie dieses Geschenk verdienen.
    Aber alle Gedanken an ihre Nützlichkeit verflogen, als er sie auf sich zukommen sah. Der Mondschein hüllte sie vom Schleier über ihrem Haar bis zum Saum ihres Kleides in dunkles Silber. Er hatte ihre Figur natürlich besser gesehen, als sie ihre lederne Reitkleidung trug, aber die Schatten, die über ihre langen Beine glitten, hatten etwas so Verführerisches, dass es ihm den Atem raubte. Er befahl seinem Körper, ihn in Ruhe zu lassen, und rief leise ihren Namen. Sie wandte sich um, nicht unbedingt erschreckt, und näherte sich ihm mit einem scheuen Lächeln.
    »Ich habe noch niemals heimlich und mitten in der Nacht einen Mann getroffen. Ich könnte mich daran gewöhnen!«
    Rohan segnete sie, denn sie hatte genau das Richtige gesagt. »Ich werde es so oft wie möglich arrangieren, wenn wir erst einmal verheiratet sind. Wenn ich auch nicht weiß, was die Leute wohl sagen würden, wenn sie wüssten, dass ihr Prinz heimlich im Dunkeln herumschleichen muss, um ein paar Minuten allein mit seiner zukünftigen Gemahlin zu verbringen!« Er machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr: »So, wie ich mich heute verhalten habe, bin ich überrascht, dass Ihr überhaupt noch mit mir sprecht. Sioned, habt Ihr über alles nachgedacht?«
    »Zuerst einmal muss ich wissen, um was es geht«, antwortete sie, ohne ihn anzusehen.
    Rohan nickte. Er billigte ihre Vorsicht. Aber ein Teil von ihm war enttäuscht, weil sie ihm nicht einfach blind vertraute. Er wusste, dass das absurd war – schließlich war es der Beweis dafür, dass sie nicht nur fühlen, sondern auch denken konnte –, und führte sie zu einer der Bänke. Als sie schließlich Seite an Seite saßen, ohne sich jedoch zu berühren, setzte er an.
    »Ihr wisst, was beim Rialla geschieht. Jeder kommt, um den Handel für die nächsten drei Jahre vorzubereiten, um Streitigkeiten beizulegen, und so weiter. Es gibt auch einen Jahrmarkt und Rennen – Chay gewinnt für gewöhnlich die meisten und macht Unmengen Geld mit dem Verkauf seiner Pferde.«
    »Der Hoheprinz wird ebenfalls dort sein – mit seinen Töchtern«, schnurrte Sioned.
    »Den heiratsfähigen«, erklärte Rohan und unterdrückte ein Grinsen. »Und deshalb seid Ihr so wichtig. Wenn sie glauben, dass Ihr mir gleichgültig seid – und ich Euch, Ihr gleichzeitig aber auch voll verletztem Stolz – dann werden sie reden. Meine Schwester bekommt immer alle möglichen nützlichen Informationen, wenn sie beim Rialla mit den anderen Frauen schwatzt. Und sie war immer Expertin darin, Informationen weiterzugeben, von denen mein Vater und Chay wünschten, dass sie die Runde machten. Tobin wird Euch gefallen«, fügte er hinzu.
    »Mir gefällt, wie sie ihren Gemahl behandelt«, antwortete Sioned.
    Rohan hatte eine plötzliche Vision von seinem Schlafzimmer, wie es in eine Art verbales Schlachtfeld verwandelt wurde, so, wie das bei Chay manchmal der Fall war – doch das Bild einer zornigen Sioned wurde überdeckt von dem sogar noch reizvolleren Bild von ihr zwischen den Laken seines Bettes. Er holte tief Luft, brachte ein Lächeln zustande und meinte: »Sie wird Euch sicher noch einiges beibringen, so wie ich sie kenne.«
    »Oh, ich habe nicht gesagt, dass ich mit ihr wetteifern will«, entgegnete Sioned ernst. »Ich würde Euch niemals in aller Öffentlichkeit anschreien, Rohan.«
    Er musterte sie mit einem sonderbaren Lächeln. »Keine voreiligen Versprechungen, meine Dame. Noch kennt Ihr mich nicht so gut.«
    »Aber wir können miteinander reden und es herausfinden. Ich fürchtete schon, wir würden einander nichts zu sagen haben oder Ihr würdet zu

Weitere Kostenlose Bücher