Sonnenlaeufer
weniger gefallen, wenn sie erfahren, dass ich dieses Spektakel mit Tanz und Gesang alle drei Jahre abschaffen werde.« Er lachte, als sie ihn anstarrten. »Denkt doch mal eine Minute nach. Ich werde mit ihnen allen Standardvereinbarungen treffen – eine festgelegte Produktionsmenge jedes Jahr. Und dann gibt es keine weiteren Versuche mehr, dem Prinzen noch Extras aus der Nase zu ziehen. Sie sagen mir, was sie brauchen, und wenn ich in meiner Weisheit entscheide, dass sie es wirklich verdienen, dann bekommen sie es. Dieses Herumfeilschen ist verdammt entwürdigend und die Sache nicht wert.«
Er leerte sein Glas und hielt es Tobin hin. Sie tat ihm den Gefallen und schenkte nach, aber ihre Aufmerksamkeit galt ihrem Gatten. Rohan grinste.
»Aha, wie ich sehe, wird mein wichtigster Vasall nervös«, spottete er.
»Verdammt richtig«, stimmte Chay zu. »Das ergibt doch alles keinen Sinn. So, wie es jetzt ist, bieten sie doch gerade mehr von ihren eigenen Erzeugnissen, wenn sie etwas Besonderes wollen – zum Beispiel Steine für eine neue Burg.«
»Ist dir je aufgefallen, wie häufig sie zu liefern versäumen? Vater besorgte ihnen die Dinge, ohne die sie nicht leben konnten – wie sie immer wieder beschworen –, und dann brachten ihre Minen weniger hervor als erwartet, oder es wurde auf mysteriöse Weise nichts geerntet, oder irgendetwas anderes geschah, so dass sie nicht zu zahlen brauchten. Vater hat sich darüber nie Gedanken gemacht, weil er ein Prinzenreich aufbaute und wichtigere Dinge zu tun hatte. Aber meine Aufgabe ist es, das festzuhalten, was er aufgebaut hat, und es zum Blühen zu bringen. Chay, was ich vorschlage, ist Folgendes: Jeder gibt mir eine festgelegte Summe – jedes Jahr –, oder ich schicke meine Leute aus, um die Gründe in Erfahrung zu bringen. Aber dafür gebe ich ihnen auch mehr, als Vater je getan hat, und das noch dazu regelmäßig.«
»Und wenn du ihnen nicht geben kannst, wozu du dich verpflichtet hast?«, wollte Tobin wissen.
»Dann erstatte ich die Differenz aus meiner eigenen Tasche. Ich wünsche, dass jeder ganz genau weiß, woran er ist. Kein Herumfeilschen mehr über die Zahl der Ziegen, Teppiche oder Weinfässer.«
»Und wenn sie ihren Verpflichtungen nicht nachkommen können?«, fuhr sie fort.
»Dann wird der fehlende Betrag im nächsten Jahr miterhoben.« Er drehte sein Glas zwischen den Händen. »Mich interessiert nur, dass ich regelmäßig bekomme, was ich wirklich brauche. Tobin, du weißt, wie oft wir von einer Sache mehr bekommen haben, als wir brauchen konnten, nur weil es ein Vasall als Bezahlung gebracht hat und Vater den Überschuss beim Rialla nicht verkaufen konnte.«
Sie schnitt eine Grimasse. »Ich kann mich noch an das Jahr erinnern, als wir Lord Baisals Blaubeeren den ganzen Sommer über in jeder nur erdenklichen Form zu essen bekamen! Seither kann ich sie nicht mehr riechen!«
»Genau das möchte ich vermeiden. Ich entscheide, was ich hier auf Stronghold für ein Jahr benötige, und vereinbare mit den Vasallen, dass sie mich damit versorgen. Dafür bekommen sie von mir die Grundbedürfnisse erfüllt, die nur ich für sie besorgen kann – Wolle, Delikatessen, Bausteine, Dinge aus anderen Prinzenreichen. Ich bekomme genau die Menge, die ich wirklich benötige, und sie ebenfalls.«
»Dabei werden sie wahrscheinlich reich«, sagte Chay.
»Komm mir jetzt bloß nicht mit Vaters Ansicht, dass ein reicher Mann eine Gefahr für seinen Herrn darstellt. Vater war im Irrtum. Ein reicher Vasall ist ein loyaler Vasall, weil er seine Reichtümer nämlich schützen will, und ich bin derjenige, der die Verantwortung trägt. Deshalb versorgt er mich mit Essen und Wein – und Pferden«, fügte er grinsend hinzu.
»Den besten Pferden, wenn ich bitten darf!«, gab Chay zurück und lachte ebenfalls.
»Oh, natürlich«, stimmte Rohan zu. »Ich bitte um Verzeihung, mein lieber Herr von Radzyn. Aber wie du siehst, gewinnen nach meinem Plan beide Seiten. Wir bekommen alle, was wir brauchen, und die Vasallen gewöhnen sich an die Vorstellung, dass das, was sie bekommen, von mir kommt. Ich bin der Einzige, der sie in Waes vertreten kann, und ich bin auch der Einzige, der ihre Ländereien schützen kann.«
»Gilt die Vereinbarung auch in Kriegszeiten?«
»Ich werde für alles, was ich mir nehme, bezahlen, Chay, und das ist der Unterschied zwischen meinem Vater und mir. Er war damit beschäftigt, die Grenzen zu sichern, und er hatte das Recht, alles zu verlangen, was er
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