Sonnenlaeufer
gibt so vieles, was ich wissen muss, und es bleibt nicht mehr viel Zeit, bis wir nach Waes abreisen.«
Es gab ihm einen Stich, dass sein eigenes romantisches Gefühl sich nicht auf sie übertragen hatte. Heute Abend hatte er keine Lust, über Pläne und Probleme zu sprechen. Er wollte all die Sätze ausprobieren, die er allein im Bett geübt hatte.
»Ich habe außerdem sehr genau beobachtet, was in Stronghold vorgeht«, fuhr sie fort. »Ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob ich eine gute Prinzessin abgeben werde. Cami hat mich immer wieder aufgezogen, ich wäre genauso chaotisch wie ein Wintersturm. Also hab’ ich mir von ihr auch ein paar Lektionen erteilen lassen. Ich fürchte nur, ich bin ein ziemlich hoffnungsloser Fall.«
»Cami? Oh – das Mädchen mit dem dunklen Gesicht und den prachtvollen Augen.«
Sie schnitt ihm eine Grimasse. »Eine Lektion, die ich nicht brauche, betrifft Eifersucht! Nein, vielen Dank.«
Er grinste, als er erkannte, dass er seinen Weg zur Romantik gefunden hatte – in gewisser Weise. »Ich glaube kaum, dass du auf diesem Gebiet überhaupt trainieren musst!«
»Wenn du eine dieser Prinzessinnen nur zu lange ansiehst, wirst du schnell herausfinden, wieviel ich schon darüber weiß«, warnte sie scherzhaft.
»Sioned, selbst wenn ich dir niemals begegnet wäre, es gibt nichts unter der Sonne oder den Monden, was mich veranlassen könnte, eine von Roelstras Töchtern zu heiraten. Ich will nämlich uralt und gebrechlich werden. An dem Tag aber, an dem eine von ihnen einen Sohn von mir zur Welt bringen würde, wäre mein letztes Stündlein gekommen.«
Sie riss die Augen auf. »Aber – ach du liebe Göttin, daran habe ich überhaupt nicht gedacht! Rohan, sie könnten dir nach dem Leben trachten. Du darfst nicht hingehen!«
Er lachte entzückt angesichts ihrer Sorge. »Niemand wird versuchen, mich da umzubringen, und ich muss gehen. Außerdem habe ich ja meine Lichtläufer-Fee bei mir, die mich beschützen wird.«
»Mach dich nicht über mich lustig!«, fuhr sie ihn an. »Wenn sie erst herausgefunden haben, dass ich es bin, die du erwählt hast, werden wir beide nicht mehr sicher sein.«
»Sieh doch nicht schon wieder Schatten, wo keine sind. Und stell dir nur mal den Spaß vor, den wir haben werden, wenn wir sie so ärgern! Am letzten Abend des Rialla wirst du an meinem Arm den Bankettsaal betreten, über und über behängt mit Smaragden. Die Frauen werden dich alle umbringen wollen, weil du so schön bist, und die Männer möchten mich am liebsten kastrieren, und …«
Ihr Schnauben war eine Mischung aus Lachen und Wut. »Also gut. Wenn es dich glücklich macht, dann trage ich ein Kleid, das vorne und hinten tief ausgeschnitten ist, und ich werde mich bemühen, nicht herauszufallen. Aber hast du dir wirklich ernsthaft überlegt, wie viele Feinde du dir mit diesem Spiel machen wirst? Wenn diese Prinzessinnen tatsächlich heiraten, werden sie sich an die Beleidigung erinnern und versuchen, ihre Gemahle gegen dich aufzubringen.«
»Meine Position wird stark sein, und die Vorteile für diejenigen, die mit mir gemeinsame Sache machen, sehr überzeugend. Deshalb wird der Einfluss ihrer Weiber gleich null sein.«
»Und mein Einfluss als Gemahlin?«
Er lächelte. »Kannst du dir diese Frage immer noch nicht selbst beantworten? Oder glaubst du mir erst, wenn du in so einem schockierenden Gewand und mit Unmengen von Smaragden neben mir stehst?«
»Du hast auch auf alles eine Antwort, oder? Aber du weißt, was ich gemeint habe. Werde ich auch außerhalb deines Schlafzimmers Teil deines Lebens sein?«, fragte sie dann rundheraus.
»Ich werde dich antreiben wie eine Sklavin«, versprach er lächelnd. »Stronghold läuft von allein, also gib dich nicht damit ab, diese Dinge zu lernen. Ich brauche dich, damit du mir hilfst, ein ganzes Prinzenreich zu regieren. Mein Vater hat die Dinge geschehen lassen. Ich möchte, dass wir die Dinge in Bewegung bringen.«
Sioned nickte nachdenklich. »Das ist dir ganz recht, nicht wahr? Ich habe mir deine Bücher angesehen, weißt du. Und all die kleinen Anmerkungen, die du an den Rand gekritzelt hast.« Sie lachte ihn plötzlich an. »Und auch die rüden Bemerkungen über deine Tutoren.«
»Ich war sehr jung«, setzte er an.
»Und hättest in so einem zarten Alter derartige Worte noch gar nicht kennen sollen«, unterbrach sie ihn. »Ich muss allerdings zugeben, dass einige von ihnen ausgesprochen kreativ sind …«
»Wenn du mir ein Beispiel gibst,
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