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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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zugeworfen hatte. Sie hatte weder Lust, zu erklären, warum sie sich weigerte, am abendlichen Bankett teilzunehmen, noch wollte sie Gründe hören, warum sie ihren Entschluss ändern sollte. Sie schlug auf ein unschuldiges Kissen ein und verschwendete eine Menge Energie darauf, Männer im Allgemeinen und Rohan im Besonderen zu verfluchen. Dumm, arrogant, dickschädelig, eifersüchtig, besitzergreifend …
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihre gemurmelten Verwünschungen. »Geh fort!«, rief sie und hieb erneut auf das Kissen ein.
    Die Tür wurde geöffnet, und eine sanfte Stimme, die allerdings nicht Cami gehörte, meinte: »Vielleicht kann ich dir helfen, meine Liebe.«
    Sioned sprang auf die Füße und wurde dunkelrot, als sie sich vor Prinzessin Milar verneigte. Sie hatte nur zwei Mal mit Rohans Mutter gesprochen, offizielle Worte in Begleitung der anderen Faradhi’im , und Sioned fiel kein Grund für diesen Besuch ein – außer dass Andrade geredet hatte. Sie schluckte, als die Prinzessin lächelnd in einem Sessel Platz nahm.
    »Ich bin froh, dass wir Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch haben werden«, begann die Prinzessin mit entwaffnendem Lächeln. »Ich habe auf den richtigen Augenblick gewartet, aber wir waren alle so beschäftigt.« Sie wies auf den anderen Sessel. »Bitte. Außer du würdest es vorziehen, dass ich an einem anderen Tag wiederkomme.«
    Sioned setzte sich. Sie war unfähig, ein Wort zu sagen.
    »So, jetzt können wir es uns wenigstens gemütlich machen, während wir verschiedene Dinge miteinander besprechen. Ich war ungefähr in deinem Alter, als ich hierherkam, um Rohans Vater zu heiraten, musst du wissen. Welch schwieriger Mann war er doch! Fast so schlimm wie sein Sohn, wenn du die Wahrheit wissen willst. Es ist ein merkwürdiger Ort, diese Wüste, und an ihre Herrscher muss man sich ebenso gewöhnen wie an ihr Klima. Als ich damals hierherkam, befand sich Stronghold in einem schrecklichen Zustand. Es gab keinerlei Komfort. Kannst du dir vorstellen, dass es in der Großen Halle nur einen einzigen Tisch gab? Der gehörte Zehava, und alle anderen mussten beim Essen stehen! Aber ich habe das alles geändert, und ich habe auch Zehava geändert.«
    So fuhr sie eine Weile lang fort, während Sioned überlegte, wohin das führen sollte. Doch während des scheinbar ziellosen Geplappers der Prinzessin wich langsam die Spannung von ihr. Auf ihre Art war Milar ebenso geschickt wie Andrade. Sioned lächelte.
    Die Prinzessin bemerkte es sofort und brach mitten in einem Satz über die Gärten ab. »So ist es schon besser. Weißt du, du musst vor nichts und niemandem hier Angst haben, am wenigsten vor mir. Und ganz gewiss nicht vor dem Bankett heute Abend.«
    »Ich bin nicht verängstigt, Euer Hoheit«, erklärte Sioned, »nur eine Närrin.«
    »Dann passt du ja hervorragend zu meinem Sohn«, bemerkte Milar trocken. »Aber wir sind alle irgendwann einmal Narren, nicht wahr? Meine Schwester scheint zu glauben, dass ich darin Karriere gemacht habe. Du musst dir keine Sorgen machen wegen einiger kleiner Missverständnisse zwischen dir und Rohan. Ich hatte unzählige mit seinem Vater! Und die Schimpfworte, mit denen wir uns tituliert haben! Du musst heute Abend wirklich kommen, weißt du. Wir möchten dir in aller Öffentlichkeit dafür danken, dass du Jahni und Maarken gerettet hast. Mach dir keine Gedanken darüber, was du tragen sollst. Darum habe ich mich bereits gekümmert. Du kommst einfach und genießt es, ja? Bitte sag, dass du kommen wirst.«
    Die blauen Augen blickten sie mit solcher Offenheit flehend an, dass es ihr unmöglich wurde, die Einladung abzulehnen. Wenn Rohan sie jemals so ansehen würde, wäre sie verloren. Ärger durchzuckte sie, als sie sich eingestehen musste, dass das bereits der Fall war, ob es ihr nun gefiel oder nicht. Im Augenblick gefiel es ihr ganz und gar nicht. Sie nickte langsam, und Prinzessin Milar klatschte entzückt in die Hände.
    »Oh, prächtig! Ich werde dir das Gewand sofort bringen lassen, und eine meiner Kammerfrauen wird dich frisieren. Ich denke, das Kleid wird dir gefallen«, schloss sie glücklich lächelnd und erhob sich unter dem Rascheln grauer Röcke und in einer Wolke aus Rosenduft. »Meinem Sohn jedenfalls ganz bestimmt.«
    »Hoheit, es ist sehr freundlich, dass Ihr Euch meinetwegen so viel Mühe macht, aber ich glaube, ich sollte Euch etwas über mich und Euren Sohn sagen und …«
    »Ach, meine Liebe!« Prinzessin Milar lachte. »Es gibt

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