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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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einem stummen Dankgebet zuckend.
    Rohan sah einen Moment lang zu, ehe er sich suchend nach Sioned umschaute. Sie ging denselben Weg wieder zurück, und er lief ihr nach. »Was tust du?«
    »Du hast dein Schwert fallen gelassen. Ich wollte zurückgehen, um es dir zu holen.«
    Er fuhr mit seiner Hand an die leere Scheide. »Ich will verdammt sein. Ich habe es nicht einmal bemerkt. Aber ich werde gehen, Sioned. Du gehörst nicht zu meinen Dienern«, fügte er hinzu, und ein winziges Lächeln zuckte um seinen Mund.
    Ihre Augen hatten plötzlich wieder ihren alten Glanz. »Du hast mir zwar eine Zeit mit dir allein versprochen – aber ich hatte keine Ahnung, dass das so viel Mühe kosten würde!«
    Rohan kicherte. »Also schön, aber lass mich zuerst gehen. Es könnten da oben noch ein oder zwei Jungdrachen übrig sein.«
    Er ging voraus. Seine Muskeln protestierten gegen diesen zweiten Aufstieg. Als sie den Sims erreichten, reckte er vorsichtig den Kopf und hielt nach verräterischen Anzeichen von Drachen Ausschau. Es gab keine. Er zog sich nach oben und drehte sich um, um Sioned zu helfen. Aber sie stand bereits neben ihm, wischte sich den Schmutz von den Händen und sah sich um.
    »Ein Wunder, dass keiner von uns heruntergefallen ist«, bemerkte sie kopfschüttelnd. »Brauchst du Licht?«
    Ohne seine Antwort abzuwarten, beschwor sie eine kleine Flamme gleich am Eingang zur Höhle. Rohan lächelte, denn er wusste, sie hatte den wahren Grund seiner Rückkehr zur Höhle erraten. Vielleicht teilte sie sogar sein Verlangen danach, alles zu untersuchen. Er spähte in die Dunkelheit, doch abgesehen von einigen leeren Eierschalen gab es keinen Hinweis auf Drachen.
    »War da nur der eine?«, staunte sie. »Was ist mit all den anderen Eiern?«
    »Komm mit, ich zeige es dir.« Die kleine Flamme beleuchtete ihren Weg, und kurz darauf standen sie in der Mitte der Höhle. Neben ihnen ragten die Wände auf und trafen sich weit oben über ihren Köpfen. »Es müssen ungefähr zwölf Eier gewesen sein. Aber nur einer aus der Gruppe war kräftig genug, um zu überleben.«
    »Aber … oh!« Sie schluckte, als das Licht auf mehrere Flügel und Flecken aus getrocknetem Blut fiel. »Du meinst, der, den wir gesehen haben, hat überlebt, weil er …«
    »Genau. Es ist ungewöhnlich, dass nur ein einziger aus einem ganzen Gelege überlebt, aber ich schätze, dieser hier war ganz besonders rücksichtslos.« Er zuckte mit den Schultern und stocherte mit der Stiefelspitze in den Eierschalen herum. »Sie sind gar nicht so verschieden von uns, weißt du«, überlegte er. »Wir warten bloß, bis wir erwachsen sind, um uns gegenseitig umzubringen. Und man könnte sogar sagen, dass wir uns ebenfalls gegenseitig auffressen. Denk mal darüber nach.«
    »Lieber nicht. Brauchen wir noch mehr Licht?«
    »Ja, bitte.«
    Die Flamme flackerte heller, und jetzt konnten sie die rauen Steine der Wände und die hohe Decke ausmachen. Die Höhle war groß genug für ein Drachenweibchen und ihren Partner. Rohan fuhr mit den Fingern über den Stein. »Hier ist vor langer Zeit ein Fluss hindurchgeströmt. Der hat das weiche Gestein ausgehöhlt. Aber die Drachen haben auch eine Menge Arbeit geleistet. Siehst du, wo sie mit ihren Klauen am Werk gewesen sind?« Er deutete auf die Spuren, die zeigten, dass die Höhle vergrößert worden war. »Die Abfälle verwenden sie, um die Jungtiermauern aufzurichten.«
    »Und die Kleinen reißen sie dann wieder ein. Die als Erste ausschlüpfen, leisten die meiste Arbeit und sind so erschöpft, dass sie leichte Beute für die späteren sind.«
    »Sehr gut. Wir werden aus dir noch einen richtigen Wüstendrachen machen.« Er ließ eine Handvoll Sand durch die Finger rieseln. Er funkelte im Schein des Lichtläufer-Feuers.
    »Schön, nicht wahr?«, murmelte Sioned.
    »Gib mir deinen Wasserschlauch«, befahl er abrupt. Sie tat es, und er zog mit den Zähnen den Korken heraus. Während er den Inhalt über seine Hand goss, rieb er den feinen Sand zwischen den Fingern. Glänzende Körner blieben in seiner Handfläche. Mit einem leisen Ausruf der Verblüffung leerte er den Wasserschlauch und schüttete Sand durch die schmale Öffnung.
    »Was machst du da?«, fragte Sioned erstaunt.
    »Ist das nicht offensichtlich?«
    »Rohan, noch mehr Sand ist nun wirklich das Letzte, was du brauchst.«
    »Sieh ihn dir genau an, Sioned. Und dann die Schalen.«
    Mit einem Fingerschnippen ließ sie das Feuer höher leuchten. In seinem Schein funkelte die ganze

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