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Sonnenschein oder wie mir das Leben den Tag versaute

Sonnenschein oder wie mir das Leben den Tag versaute

Titel: Sonnenschein oder wie mir das Leben den Tag versaute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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Kopfverletzung, nicht mal ein bisschen Blut. Nur eine blöde Sonnenbrille. Wie leicht es doch war, ein Held zu sein.
    »Ja, ist das nicht romantisch?«
    »Romantisch? Er hat deine Brille aufgefangen und dafür gehst du jetzt mit ihm ins Bett. Was soll daran denn romantisch sein?«
    Scheiße. Ich und mein loses Mundwerk. Ich wollte das wirklich nicht sagen, es fiel mir einfach so aus dem Mund. Sabine sah mich verwirrt an und schien sich zu fragen, ob ich tatsächlich eine Antwort auf diese Frage erwartete oder nicht.
    Bender sah so aus, als ob er jeden Augenblick über den Tisch und mir an die Gurgel springen würde.
    »Hey«, sagte ich, ein breites Grinsen aufsetzend. »War doch nur Spaß! Kommt schon, versteht ihr keinen Spaß, oder was? Ich finde es toll, wie ihr euch kennengelernt habt, ehrlich. Und sehr romantisch. Gehen wir jetzt auf die Party?«
    »Welche Party?«, fragte Sabine.
    Gott sei Dank, es hatte funktioniert.
    »Die Abiparty. Hab ich doch erzählt.«
    »Mir nicht.«
    »Da war sie noch nicht da«, sagte Bender.
    »Und, kommt ihr mit?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Bender. »Was meinst du, Spätzchen?«
    Langsam reichte es mir aber wirklich mit diesen verdammten Vögeln. Sabine hatte doch nichts von einem Spatz, geschweige denn von einem Spätzchen. Vielleicht zwitscherte sie im Bett, aber das würde ich wohl nie erfahren.
    »Wir wollten doch essen gehen heute Abend«, sagte sie.
    »Da gibt’s was zu essen«, behauptete ich einfach mal.
    »So? Was denn?«, fragte Bender. »Chips und Salzstangen?«
    »Pickelige Affenköpfe. Zieh lieber einen Helm auf, sonst stecken sie dir eine Gabel in den Kopf.«
    »Pass du lieber auf, dass dich die Müllabfuhr nicht mitnimmt, wenn du am Straßenrand stehst.«
    »Die Müllabfuhr würde dich gar nicht erst anfassen. Genetischer Sondermüll wird speziell entsorgt.«
    »Fangt ihr schon wieder damit an?«, stöhnte Sabine.
    »Entschuldigung«, sagte ich. »Ich konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Schluss damit! Es steht sowieso 2:0 für mich.«
    »Für mich!«, sagte Bender. »Es steht 2:0 für mich, du Müllbeutel!«
    Bender war ein verdammt schlechter Verlierer, obwohl er sich langsam daran gewöhnt haben musste. Er verlor immer, egal, wobei. Wenn man ihm zwei Streichhölzer hinhielt, zog er das kürzere, und wenn er Adler sagte, landete die Münze 100-prozentig auf Zahl. Trotzdem ließ er sich immer wieder auf solche Spielchen ein.
    »Ja, ja. Schon gut«, sagte ich beschwichtigend. »Du hast gewonnen.«
    Ich wollte es mir nicht völlig mit ihm verscherzen.
    »Was ist jetzt, kommt ihr mit?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Sabine. »Ich bin heute nicht in Partystimmung.«
    »Ja, ich auch nicht«, stimmte Bender mit ein. »Außerdem muss ich morgen früh raus.«
    »Ach, komm schon!«, bettelte ich. »Mach hier nicht einen auf Working-Class-Hero. Nur für ein Stündchen.«
    »Nein. Sorry, Sunshine. Aber ich hab echt keine Lust.«
    Verdammter Mist! Bei No . 1 hatte es doch funktioniert. Nur für ein Stündchen, und das Mädchen war mit ihm gegangen. Wie es ihr jetzt wohl ging? Bestimmt war sie noch bei ihm und er fingerte gerade an ihr herum, und sie traute sich nicht ihn abzuweisen, weil sie Angst um ihre Wade hatte. Sie würde mit ihm schlafen und er hätte seine Socken dabei an und seine Baseball-Fanta-Mütze verkehrt herum aufgesetzt und er würde schon nach zwei Sekunden kommen und die Tränen in ihren Augen für Tränen der Lust halten und sich sonst was darauf einbilden. Das arme Mädchen.
    Der Gedanke an sie weckte meine Traurigkeit wieder auf. Sie schlief nie besonders fest, sodass es ein Leichtes war, sie aufzuwecken. Es war Zeit, auf die Party zu gehen, zu Kelly, die als Einzige gegen die Traurigkeit ankam.
    »Könnt ihr mich wenigstens hinfahren?«, fragte ich. »Die Bullen haben mein Auto abgeschleppt.«
    »Klar, machen wir«, sagte Bender.
    Er war doch ein Guter. Er nahm es mir nie lange übel, wenn ich ihn aufzog.
    Ich winkte Schmierhaar an unseren Tisch.
    »Zahlen, bitte«, sagte ich.
    »107,50«, sagte er grinsend.
    Er rechnete nicht damit, dass ich so viel hatte. Ich rechnete kurz nach, ob er mich nicht bescheißen wollte, aber es stimmte. Ein Perrier für Sabine, drei Wodka-Lemon für Bender und sieben für mich. Ich gab ihm 11 0 Mark. »Stimmt so«, sagte ich.
    »Vielen Dank. Beehren Sie uns bald wieder!«
    »Wohl kaum«, sagte ich und folgte Sabine und Bender nach draußen, wobei ich schwankend feststellen musste, dass mein Gleichgewichtssinn im

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