Sonnenschein oder wie mir das Leben den Tag versaute
würde.
»In Englisch war ich ganz gut«, sagte ich, nur um überhaupt etwas zu sagen.
»Dann studier doch Anglistik. Meine Schwester macht das und es macht ihr sehr viel Spaß.«
Wenn ihre Schwester ihr nur ein bisschen ähnlich sah, war das fast eine Überlegung wert. Allerdings würde ich dann absolut nichts lernen, weil ich ständig auf ihre Brüste starren müsste.
»Ja«, sagte ich. »Das klingt nicht schlecht. Ich werde mich mal informieren.«
Ich hatte keine Lust mehr, über meine Scheißzukunft zu reden. Es zog mich nur runter. Ein Themawechsel musste her, schnell.
»Und wie habt ihr beide euch kennengelernt?«, fragte ich.
»Beim Bungee-Jumping«, sagte Sabine wie aus der Pistole geschossen.
Auf diese Frage war sie wohl jederzeit vorbereitet.
»Wo?«, fragte ich.
Akustisch hatte ich sie schon verstanden, aber es klang so bescheuert, dass ich lieber noch mal nachfragte.
»Beim Bungee-Jumping«, bestätigte Bender.
Also doch, beim Bungee-Jumping. Ich sah es direkt vor mir, wie Bender mit dem Kopf in ihren Brüsten landete und mit einem BH zwischen den Zähnen wieder nach oben schnellte. Wie sonst konnte man sich beim Bungee-Jumping wohl kennenlernen?
»Lass mich die Geschichte erzählen, Stefan!«
Ach ja, Bender hatte übrigens auch einen Vornamen, wenn auch einen ziemlich langweiligen.
»Es war so romantisch«, begann sie.
Bestimmt war es das, dachte ich. Ein auf und ab federnder Bender mit einem BH im Mund. Etwas Romantischeres konnte ich mir kaum vorstellen.
»Ich hatte so eine Angst, als ich oben auf dem Kran stand«, fuhr sie fort. Damit war die Sache mit dem BH schon mal hinfällig. Schade eigentlich.
»Aber ich hatte mir fest vorgenommen zu springen und alle meine Freunde standen unten und warteten. Es gab kein Zurück mehr und der Mann vom Bungee-Team gab mir das Zeichen, dass alles bereit war. Ich machte die Augen zu und sprang.«
»Du bist wirklich gesprungen?«, fragte ich.
»Ja, bin ich. Und es war wirklich ganz toll. Du fliegst wie ein Vogel. Es ist fantastisch.«
Schon wieder ein Vogel. Diese verdammten Viecher schienen mich zu verfolgen.
»Und was hat das alles mit Bender zu tun?«, wollte ich endlich wissen. »Bist du ihm auf den Kopf gesprungen, oder so? Er sieht so aus, als wäre ihm jemand auf den Kopf gesprungen, finde ich.«
»Ha, ha, Sunshine!«, sagte Bender wenig belustigt. »Du siehst auch nicht besser aus.«
»Das mag schon stimmen, Bender«, sagte ich. »Aber wenigstens trage ich kein blödes Sakko.«
»Wenigstens ist meine Hose ganz.«
»Ja, aber die Farbe beißt sich mit deinen Pickeln.«
»Trotzdem habe ich eine Freundin.«
»Nicht mehr lange.«
»He, hallo! Hört doch auf!«, unterbrach uns Sabine. »Macht ihr euch immer so an?«
»Klar!«, sagte ich. »Und Bender verliert jedes Mal.«
»Das stimmt doch gar nicht! Ich habe nicht verloren!«
»Und ob du verloren hast. Dir wäre sowieso nichts mehr eingefallen. Schließlich ist dir Sabine auf den Kopf gesprungen.«
»Ich bin ihm doch gar nicht auf den Kopf gesprungen!«, versuchte Sabine zu erklären. »Das war s o …«
»Ich habe nicht verloren«, behauptete Bender erneut. »Mir wäre gleich noch was eingefallen.«
»Papperlapapp! Du hast verloren, basta!«
»Darf ich jetzt vielleicht meine Geschichte zu Ende erzählen?«, quengelte Sabine.
»Welche Geschichte?«, fragte ich, nur um herauszufinden, ob sie sich genauso leicht ärgern ließ wie ihr Freund.
»Die mit dem Bungee-Jumping!«, sagte sie genervt.
»Ach so, diese Geschichte. Klar, erzähl schon! Was hält dich noch ab?«
»Also«, seufzte sie. »Das war nämlich so. Ich hatte mir vor dem Sprung meine Sonnenbrille in den Ausschnitt geklemmt und es völlig vergessen, wegen der Aufregung und allem. Eine echte Ray-Ban für 40 0 Mark. Ich bin also gesprungen, und als ich ganz unten war, an dem Punkt, an dem du wieder nach oben fliegst, fiel sie herunter.«
»Und genau auf Benders Kopf!«, triumphierte ich voreilig.
»Nein«, sagte Sabine wieder genervt. »Lass mich doch mal zu Ende erzählen!«
Etwas musste ihm doch auf den Kopf gefallen sein, dachte ich. Sonst wäre es eine Scheißgeschichte.
»Im Hochfliegen sah ich wie Stefa n – natürlich wusste ich da noch nicht, wie er hie ß –, wie er mit einem Hechtsprung meiner Brille entgegenflog und sie kurz vor dem Boden auffing. Die Brille hatte keinen Kratzer und ich habe mich sofort in ihn verliebt.«
»Und das war alles?«, fragte ich enttäuscht. Keine Brüste, keine
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