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Sonnenschein oder wie mir das Leben den Tag versaute

Sonnenschein oder wie mir das Leben den Tag versaute

Titel: Sonnenschein oder wie mir das Leben den Tag versaute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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mir ekelte. Heute legten sie einen Apfel in eine Schüssel voll Wasser und man sollte ihn mit dem Mund herausfischen. Oder sie klemmten sich einen Apfel unter ihr Kinn und versuchten ihn so irgendeinem unschuldigen Mädchen ebenfalls unters Kinn zu quetschen. Dabei ging es ihnen natürlich nur darum, ihre verdammten Körper an denen der Mädchen zu reiben, möglichst an ihren Brüsten. Dann kriegten sie meistens einen Ständer und verdrehten die Augen wie Geisteskranke, weil ihnen das ganze Blut in ihren verdammten Schwanz schoss. Widerlich.
    Partyspiele mit Äpfeln. Die späte Rache Adams. Hätte ja nicht reinzubeißen brauchen, dieser Idiot.
    »Ich weiß nicht. Gehst du?«, fragte ich.
    »Wahrscheinlich, ja.«
    »Wo ist denn diese Party?«
    »Irgendwo im Gallus. In einem Jugendzentrum oder so.«
    »Ich komme bestimmt mal vorbei. Wie viel Uhr ist es denn jetzt?«
    »Zwölf.«
    »Dann muss ich mich auf den Weg machen. Kommst du noch mit zum Auto?«
    »Wenn du mich nicht mehr als Krücke brauchst, gehe ich lieber gleich nach Hause.«
    Mist. Ich hatte vergessen, auf dem Weg zur Toilette zu humpeln.
    »Nein, geh du nur. Ich schaff’s jetzt schon allein.«
    Wir gingen nach vorn und zahlten. Das heißt, Kelly zahlte. Sie bestand darauf, mich einzuladen. Weil ich so ein Schatz war. Dabei hätte ich zahlen müssen. Schließlich hatte sie mich gerettet. Außerdem kostete der blöde Whisky sieben Mark, aber sie ließ sich nicht davon abbringen.
    »Ich sehe dich also heute Abend?«, fragte sie.
    »Versprochen«, sagte ich. »Ich komme auf jeden Fall vorbei.«
    »Gut. Bis heut Abend dann.«
    »Ja. Bis heute Abend.«
    »Und, David?«
    Ich war schon fast draußen.
    »Du bist wirklich ein Schatz.«

sechs
    Eine Viertelstunde später war ich auf dem Weg nach Frankfurt.
    Vor drei Monaten hatte ich meinen Führerschein bestanden. Genau an meinem 19 . Geburtstag. Die Prüfung war morgens um neun und ich hatte noch mindestens zehn Promille Restalkohol vom Reinfeiern. Ich war so locker. Der Prüfer jagte mich quer durch Frankfurt. 4 5 Minuten lang. Dann ließ er mich noch rückwärts in eine Streichholzschachtel einparken. Dieser Mistkerl. Aber selbst das konnte mich nicht aus der Ruhe bringen. Ich machte keinen einzigen Fehler und bekam schließlich meinen Lappen. Zum Glück hatte der Kerl einen schlimmen Schnupfen. Meinem Fahrlehrer war meine Fahne sofort aufgefallen, aber er grinste mich nur verständnisvoll an. Die Fahrstunden mit ihm glichen einer Besichtigungstour sämtlicher Kioske und Trinkhallen in der Umgebung und bei jedem Halt ballerte er sich ein bis drei Jägermeister in die Birne. Er stand ständig unter Strom und verdiente noch eine Menge Geld dabei.
    Als ich an diesem Tag nach Hause kam, stand dieser gelbe Käfer in unserer Einfahrt. MTK D S 152. Meine Initialen. Mein Geburtsdatum. Ich konnte es erst richtig glauben, als mein Vater mir die Schlüssel und die Papiere in die Hand drückte.
    Mein eigenes Auto. Und so ein schönes noch dazu. Kein blöder Golf oder hässlicher Opel oder so. Ein Auto mit Charakter. Blödsinn, ich weiß. Aber ich hatte das Gefühl, dass dieses Auto zu mir passte.
    Eigentlich interessierte ich mich gar nicht für Autos. Jedenfalls nicht so wie diese Jungs, die stundenlang über nichts anderes reden konnten. Sie diskutierten ständig über Felgen und Spoiler und Motoren und den ganzen Quatsch. Keine Ahnung. Ich schaffte es gerade mal, ordnungsgemäß zu tanken und Luft auf die Reifen zu geben, wobei ich noch nicht mal wusste, wie viel genug war. Ich weiß auch bis heute nicht, wie viel bescheuerte PS dieses Auto hatte. Wozu auch?
    Ich war auf der Autobahn kurz vor Frankfurt. Ich konnte schon den verdammten Fernsehturm sehen. Dieses hässliche Ding. Jemand hatte mir mal erzählt, dass beim Bau dieser Scheußlichkeit ein Arbeiter aus 7 0 Meter Höhe abgestürzt war und sich dabei nicht einen einzigen Knochen gebrochen hat. Unglaublich. Genauso wie diese Babys und Kleinkinder, von denen man ständig in der Zeitung liest. Sie fallen aus Fenstern im was weiß ich wievielten Stock und brechen sich nicht mal einen Finger dabei. Irgendwas konnte da doch nicht stimmen. Ich purzelte aus null Metern Höhe auf ein blödes Geländer und brach mir meinen ganzen verfluchten Arm. Diese Kinder mussten aus Gummi sein. Oder die Brut von irgendwelchen abgefuckten Außerirdischen, die mit der Schwerkraft nichts am Hut hatten. Normal war das jedenfalls nicht.
    Ich fuhr ungefähr hundert, obwohl nur achtzig erlaubt

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