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Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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zwischen den Sternen lüften. Ildiraner fürchten die Dunkelheit, und deshalb wurden die Schiffe mit zusätzlichen Glänzern ausgestattet, innen und außen, und dann flogen sie in die Schwärze hinaus.«
    Vao’sh zögerte, und die Hauptlappen in seinem Gesicht zeigten rasch wechselnde Farben und Emotionen. Er veränderte die Stimme, um seine Zuhörer zu überraschen, und sagte leise: »Sie verschwanden.«
    Anton hörte dem Erinnerer zu und erkannte einige der Techniken wieder, die er Vao’sh selbst gelehrt hatte.
    Der ildiranische Historiker beugte sich vor. »Jahrhundertelang blieb die ganze Septa verschollen. Niemand wusste, was mit den sieben Schiffen und ihren tapferen Besatzungsmitgliedern geschehen war, doch durch das Thism spürte der Weise Imperator, dass sich etwas Schreckliches ereignet hatte. Etwas Kaltes, Finsteres und Unheilvolles. Niemand wagte sich mehr in den Schlund des Alls, um nach der Antwort zu suchen. Der schwarze Nebel hing dort wie ein Fleck vor den Sternen, das Gegenteil der Lichtquelle.« Die Hautlappen des Erinnerers zeigten erst ominöse Farben und dann Schattierungen der Furcht.
    »Jahrhunderte später fand eine Forschungsgruppe die sieben Schiffe, ohne Energie und ohne Leben. Sie trieben im All, weit vom nächsten Sonnensystem entfernt. Als sich Bergungsarbeiter einen Weg durch den Rumpf schnitten, stellten sie fest, dass alle Ildiraner an Bord tot waren. Sie hatten alle gleichzeitig das Leben verloren, von einem Augenblick zum anderen, und doch auf eine schreckliche Weise! Sie schienen mit ihren größten Ängsten konfrontiert worden zu sein, wirkten wie die Opfer einer Waffe, die immensen Schmerz und unendliches Entsetzen bescherte.«
    Vao’sh hob einen Finger. »Aber sie waren nicht nur getötet worden. Jede Leiche war völlig weiß, als wäre sie gebleicht worden. Und vom einfachsten Angehörigen des Soldaten-Geschlechts bis hin zum Septar: Die Gesichter waren Fratzen, als hätten sie etwas Unerträgliches gesehen, das die Lichtquelle erlöschen ließ, die Seele verdunkelte und jeden Funken Leben aus ihrem Selbst stahl.«
    Vao’sh sah die Zuhörer der Reihe nach an. Leise und in einem fröstelnden Tonfall fuhr er fort:
    »Heute wissen wir, dass die Schiffe tief im Schlund des Alls auf die Shana Rei getroffen waren, auf Kreaturen, die von Schatten umgeben in der Nähe toter Sterne leben. Uns ist nicht bekannt, auf welche Weise die Forscher den Zorn der Shana Rei weckten.
    Nicht lange danach kamen die Geschöpfe der Dunkelheit zum Vorschein und verbreiteten ihre Schatten. Damit begann eine Zeit von Geschichten, die zu grässlich sind, dass ich sie hier erzählen könnte. Es war der schrecklichste Konflikt unseres Reiches – bis zur Auseinandersetzung mit den Hydrogern heute.«
    Anton musterte die Ildiraner, die auf ihn einen sehr beunruhigten Eindruck machten. Vao’sh hatte von einigen erzählerischen Tricks Gebrauch gemacht, doch seine klangvolle Stimme und die emotionale Ausdruckskraft der Hautlappen sorgten für eine Atmosphäre der Furcht, obgleich es eigentlich gar keinen Plot gegeben hatte – Ildiraner waren nicht besonders gut, wenn es um solche Geschichten ging.
    Anton begriff, dass er als Einziger lächelte. Den anderen bereitete es offenbar Unbehagen, diesen Teil der Saga der Sieben Sonnen zu hören. Menschen konnten sich am Lagerfeuer erzählte Geistergeschichten mit dem Wissen anhören, dass alles erfunden war, aber Ildiraner glaubten fest daran, dass jeder Teil ihres großen Epos der Wahrheit entsprach.
    »Danke, Vao’sh. Eine sehr gut erzählte Geschichte«, sagte Anton, und seine Stimme schien die Anspannung zu vertreiben. Der alte Erinnerer sah ihn an und nickte anerkennend.
    Die anderen Ildiraner seufzten nervös und wandten sich wieder ihrem Essen zu, als ein dumpfes Donnern aus der Ferne kam. Wenige Sekunden später krachte eine weitere Explosion, diesmal direkt unter der Kuppelstadt.
    Der Designierte Avi’h stand auf. »Was hat das zu bedeuten?«
    Die Generatoren versagten; es gab plötzlich keine Energie mehr. Alle Lichter gingen aus, und Finsternis verschlang ganz Maratha Prime.

55 DAVLIN LOTZE
    Als Rlinda Kett Ausrüstungsmaterial entlud und sieben Freiwillige an Bord nahm, die ihr Glück auf einer ungezähmten Klikiss-Welt versuchen wollten, ging Davlin mit hoch erhobenem Kopf zur Hauptsiedlung der Kolonie. Es wurde Zeit zuzugeben, wer er war und was er getan hatte, in der Hoffnung, dass ihn seine früheren Nachbarn in ihrer Mitte

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