Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
aber selbst nach zehn Jahrtausenden konnten nicht alle artifiziellen Sonnen erloschen sein.
    Zufrieden sah Palawu auf die Ergebnisse hinab. Der Computer hatte einundzwanzig Sterne mit kleinen brennenden Begleitern gefunden, die einmal Gasriesen gewesen sein mochten, vor langer Zeit von einer Klikiss-Fackel entzündet. Einundzwanzig.
    Waren es Schlachtfelder, auf denen die Klikiss gegen die Hydroger gekämpft hatten? Dieser Krieg hatte bisher Oncier, Ptoro und drei andere Gasriesen der Hydroger vernichtet – sie brannten noch immer.
    So bemerkenswert und aufregend die Entdeckung auch sein mochte: Palawu gelangte schon bald zu der ernüchternden Erkenntnis, dass die Klikiss zwar mindestens einundzwanzigmal von ihrer Fackel Gebrauch gemacht hatten, aber trotzdem ausgerottet worden waren. Welche Chance konnte die Menschheit haben?

54 ANTON COLICOS
    In den hellen Kuppeln von Maratha Prime blickte Anton nach draußen in die monatelange Finsternis und fühlte sich sehr allein.
    Die Rückkehr des Designierten Avi’h ins leere Urlaubszentrum gab der kleinen Wartungscrew neue Kraft, obgleich sie den unnötigen Anweisungen, die der oberste Beamte Bhali’l erteilte, häufig keine Beachtung schenkte. Die beiden zusätzlichen Ildiraner verstärkten die Verbindungen des Thism.
    Doch Anton blieb davon getrennt. Der egozentrische Designierte hatte den Tod von Antons Vater und das Verschwinden seiner Mutter mit einer Gleichgültigkeit verkündet, als wäre die Sache nicht ernster als ein Wetterbericht. Nach so vielen Jahren ohne eine Nachricht hatte Anton das Schlimmste befürchtet, aber trotzdem fühlte er sich so, als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Die Zeit des Kummers und der Reue war gekommen.
    Nachdem er losgezogen war, um seinen eigenen Interessen nachzugehen, hatte er seinen Eltern nicht mehr besonders nahe gestanden. Sie waren stolz auf ihn, das wusste er. Margaret und Louis hatten alle seine wissenschaftlichen Artikel gelesen und waren immer zur Stelle gewesen, wenn er Rat und Hilfe brauchte. Eigentlich erstaunlich, wenn er jetzt darüber nachdachte, denn schließlich hatten sie auf fernen Welten Ausgrabungen vorgenommen. Damals hatte er die Präsenz seiner Eltern immer für selbstverständlich gehalten. Er war von ihnen dazu erzogen worden, so unabhängig und selbständig wie sie selbst zu sein.
    Vor dem dunklen Hintergrund von Marathas Nacht sah Anton sein geisterhaftes Spiegelbild im gewölbten Glas: schmales Kinn, glattes braunes Haar, tief liegende Augen. Als er ins Ildiranische Reich gekommen war, aufgeregt angesichts der Möglichkeit, mit dem Erinnerer Vao’sh die Saga der Sieben Sonnen zu studieren, hatte er nicht daran gedacht, Fotos seiner Eltern mitzunehmen. In seinem Universitätsbüro hatte Anton viele Bilder von ihnen, aus Fachzeitschriften und in Dokumenten, die eine Biographie von Margaret und Louis Colicos ergeben sollten.
    Jetzt war ihre Geschichte traurigerweise zu Ende. Das Stück, das ihm immer gefehlt hatte…
    »Ich habe einen weiteren Unterschied zwischen Menschen und Ildiranern entdeckt, Erinnerer Anton.« Vao’shs klangvolle Stimme ertönte hinter ihm. »Wenn der Kummer Ildiraner heimsucht, so streben sie nach Gesellschaft. Sie hingegen sind lieber allein.«
    Anton drehte sich um und sah den ildiranischen Historiker in der Tür, vom Licht umgeben. Er rang sich ein mattes Lächeln ab. »Oh, ich versuche nur, damit fertig zu werden, wie sehr sich die Dinge verändert haben. Ich schwimme in Erinnerungen und ertrinke in Erkenntnissen, die ich schon vor Jahren hätte haben sollen.«
    Er war acht Jahre alt gewesen, als ihn seine Eltern zum ersten Mal zu einer Ausgrabungsstätte mitgenommen hatten. Der betreffende Planet hieß Pym, eine Welt mit termitenhügelartigen Ruinen der verschwundenen insektoiden Klikiss. Pyms Luft war trocken und der Himmel in jeder Nacht klar – tausende von Sternen funkelten am Firmament. Das Hilfspersonal und die Kollegen von der Universität verbrachten die Abende damit, historische Fragen zu diskutieren und Notizen zu vergleichen, gelegentlich auch mit dem Erzählen unflätiger Geschichten.
    Außer Anton gab es keine anderen Kinder im Lager. Die übrigen Archäologen waren viel älter, ihre Söhne und Töchter bereits erwachsen und berufstätig. Deshalb blieb Anton sich selbst überlassen, ein fünftes Rad am Wagen, froh darüber, bei seinen Eltern zu sein – aber er gehörte nicht ganz dazu.
    Er wanderte zwischen den Ruinen umher, kletterte

Weitere Kostenlose Bücher