Sonnenstürme
Palastdistrikt. Sofort setzte sich die Flugüberwachung mit ihr in Verbindung und wies sie an, im Orbit zu bleiben, bis sie Landeerlaubnis bekam, doch die Sprecherin achtete nicht darauf. Remoras der TVF näherten sich und drohten mit einem Abschuss, woraufhin Cesca ihnen mitteilte: »Ich bin Cesca Peroni, Sprecherin der Roamer-Clans. Ich habe dringende Angelegenheiten mit der Hanse zu besprechen.«
»Niemand hat mir mitgeteilt, dass die Roamer eine Repräsentantin zur Erde schicken«, erwiderte der Flugleitoffizier. »Sie müssen Ihr Anliegen durch die üblichen diplomatischen Kanäle vortragen, wenn Sie mit jemanden von der Hanse sprechen möchten.«
»Ich möchte nicht mit ›jemandem‹ sprechen, sondern mit dem König«, sagte Cesca kühl.
»Wir haben keinen Einfluss auf den Terminkalender des Königs«, lautete die schroffe Antwort.
»Erst schneiden sie uns vom Ekti-Nachschub ab, und jetzt glauben sie, der ganze Spiralarm gehört ihnen«, brummte einer der Remora-Piloten und wusste, dass Cesca ihn hörte.
Am Ziel ihrer Reise angekommen fragte sich Cesca, ob sie mit Verhandlungen überhaupt etwas erreichen konnte. Die Clans hatten bereits die Handelsbeziehungen mit der Hanse unterbrochen – womit sollte sie sonst noch drohen? Man würde vermutlich glauben, dass sie bluffte, dass die Roamer vom Handel ebenso abhingen wie die Große Gans. Doch die Roamer konnten den Gürtel auf die eine oder andere Weise enger schnallen.
Cesca dachte an die Möglichkeit, dass die Hanse sie als Geisel gefangen nahm, so wie die Bewohner des Hurricane-Depots. Wenn König und Vorsitzender glaubten, dass sich die Clans erpressen ließen, so hatten sie keine Ahnung vom Stolz und der Unabhängigkeit der Roamer.
Schließlich ertönte die Stimme eines Hanse-Sprechers aus dem Kom-Lautsprecher. »Wir erlauben Sprecher Peroni zu landen. Ein Treffen wird so bald wie möglich stattfinden.«
Cesca steuerte ihr Schiff tiefer und befolgte die von den Remoras übermittelten Kursanweisungen. Unmittelbar nach der Landung erschienen uniformierte Eskorten und führten sie fort. Während ihrer Abwesenheit würde man im Schiff zweifellos nach Informationen suchen und vielleicht sogar Überwachungsgeräte verstecken. Und wenn schon. Cesca hatte die wichtigen Daten mit einem speziellen Kode gesichert, der sie bei einer Schutzverletzung löschen würde. Und Wanzen irgendeiner Art konnte sie leicht finden und unschädlich machen. Mit Duplikaten der Datenmodule, die Bilder vom Angriff auf das Hurricane-Depot enthielten, machte sich Cesca auf den Weg.
Durch die Wental-Kommunikation hatten die Roamer eher von der Zerstörung der Station erfahren, als es die TVF erwartet hatte. Das war Cescas Trumpf. Vielleicht hatte die Große Gans noch keine Zeit gehabt, Lügen und Rechtfertigungen vorzubereiten.
Sie hatte König Peter immer für vernünftig und mitfühlend gehalten. Er war mit Reynalds Schwester Estarra verheiratet, und Cesca hoffte, bei ihm einen größeren Sinn für Gerechtigkeit zu finden als bei Sarein.
Wächter geleiteten sie in einen privaten Besprechungsraum im Flüsterpalast. Dort nahm sie Platz, sammelte ihre Gedanken und legte sich Worte zurecht.
Als ein Kompi-Bediensteter die Tür öffnete, stand sie auf, bereit dazu, den König zu begrüßen. Doch sie sah nicht Peter, sondern den Vorsitzenden Wenzeslas. »Ihr Besuch ist ziemlich überraschend, Sprecherin Peroni. Ich wollte Ihnen eine Mitteilung schicken, aber Roamer sind schwer zu finden, wenn sie nicht gefunden werden wollen.«
»Ich glaube, Ihre Mitteilung in Form des Angriffs auf unser Hurricane-Depot ist ziemlich deutlich«, sagte Cesca scharf und beobachtete, wie Erstaunen durch das Gesicht des Vorsitzenden huschte. »Wo ist König Peter? Ich habe um ein Gespräch mit ihm gebeten.«
»Ich treffe hier die Entscheidungen. Sprechen Sie mit mir.«
»Wenn Sie die Entscheidungen treffen… Liegt die Verantwortung dann bei Ihnen? Stecken Sie hinter den wiederholten aggressiven Aktionen gegen Schiffe und Stützpunkte der Roamer?« Cesca hob die Datenmodule mit den Untersuchungsergebnissen. »Wir haben die Trümmer eines Roamer-Schiffes analysiert, das eindeutig von Jazern zerstört wurde, nach dem Diebstahl der Ekti-Ladung – hier sind die Resultate.« Sie wollte die Speichermodule dem Vorsitzenden übergeben, der sie aber ignorierte.
»Und diese Bilder zeigen den Angriff der TVF auf unser Hurricane-Depot.« Cesca aktivierte einen Flachschirm, und die von Nikko aufgezeichneten
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