Sonnenstürme
unmöglich nach Rendezvous zurückkehren. Die Roamer hätten sie aus der nächsten Luftschleuse geworfen und einen neuen, stärkeren Sprecher gewählt.
»Und da ich jetzt hier bin… Vermutlich wollen Sie mich als Geisel festhalten, als politische Gefangene?«
Der Vorsitzende neigte überrascht den Kopf zur Seite. »Etwas so Taktloses würde ich nie tun, Sprecherin Peroni. Es gibt zu viele Zeugen für Ihre Ankunft, und es wären sehr schlechte diplomatische Manieren, Sie zu verhaften. Wahrscheinlich würde das bei den Roamern zu noch mehr Desorganisation führen, und dann wäre es noch schwerer, diese Angelegenheit zu erledigen. Sind Sie bereit, uns allen viel Mühe zu ersparen, indem Sie sofort kapitulieren?«
Cesca stand auf und sprach so ruhig wie der Vorsitzende. »Es war ein Fehler, Sie für vernünftig zu halten, Vorsitzender Wenzeslas. Dies läuft auf Erpressung hinaus. Als Sprecherin aller Clans bestätige ich hiermit den Abbruch der Handelsbeziehungen zwischen Roamern und der Hanse. Es gibt kein Ekti mehr für Sie, keine Ressourcen irgendeiner Art.«
Basil wirkte verärgert. Zweifellos glaubte er, dass sich durch Cescas Weigerung, seinen Forderungen nachzugeben, nur alles unnötig in die Länge zog.
»Wir werden Sie zur Strecke bringen«, sagte er und blieb sitzen. »Wir werden alle Ihre Stationen und Stützpunkte übernehmen.«
Cesca ging zur Tür, öffnete sie und erschreckte den Wächter, der draußen wartete. »Sie vergeuden Ihre Zeit, wenn Sie mit Kriegsschiffen nach uns suchen lassen, Vorsitzender. Sie werden feststellen, dass wir wie Rauch verschwinden.«
97 KOTTO OKIAH
Das Licht der fernen Sonne glänzte auf der kristallenen Außenhülle des Hydroger-Schiffes in den Ringen von Osquivel.
Kotto hätte am liebsten mehrere Dinge gleichzeitig getan. Tausend Untersuchungen mussten durchgeführt und fast ebenso viele Theorien überprüft werden. Doch schlechte Planung, Unüberlegtheit, unangebrachte Begeisterung und mangelnde Organisation brachten jede Forschung in Gefahr; solche Fehler wollte und durfte er sich nicht leisten. Die Verantwortung war zu groß, und es galt, jeden Moment zu nutzen.
Die Navigation überließ Kotto dem programmierten Kompi, denn das Hydroger-Schiff faszinierte ihn so sehr, dass er vielleicht mit irgendeinem Gesteinsbrocken kollidiert wäre, während er aus dem Fenster sah. Der stumme Kompi-Pilot lenkte das Schiff durch die Gesteinswolken am Rand des dichten Rings. Die beiden analytischen Kompis GU und KR warteten geduldig auf den Beginn der Arbeit.
»Der erste Schritt besteht aus einer gründlichen visuellen Erfassung der Kugel«, sagte Kotto. »Wenn wir keine Möglichkeit finden, ins Innere zu gelangen, bleibt uns nur die Außenseite.« Der aufmerksame GU zeichnete seine Worte wie ein Laborcomputer auf.
Kotto berechnete Kurs und Abdrift des Wracks und schloss daraus auf seine durchschnittliche Dichte. Daraus ergaben sich einige wenige Hinweise auf die Dicke der kristallenen Außenhülle und den Inhalt des Schiffes. Kotto beobachtete die stachelbesetzte Kugel, während der Laborshuttle sie immer wieder umkreiste, hielt dabei nach Unregelmäßigkeiten oder Asymmetrien Ausschau, doch das Schiff schien absolut perfekt zu sein. Ein Oben oder Unten ließ sich nicht feststellen, und nirgends deutete etwas auf eine Einstiegsluke hin.
»Wie gelangen Hydroger ins Innere? Ein echtes Rätsel.«
Mehrere Stunden lang untersuchte er das Schiff mit verschiedenen Spektralscannern. Es war kalt, und Kotto sah sich außerstande, Triebwerke, Abgasventile oder Antriebsschächte zu lokalisieren. Wenn es ihm gelang, die Grundlagen herauszufinden, würden sich die Roamer einen Spaß daraus machen, die technologischen Prinzipien für Weiterentwicklungen zu übernehmen.
Doch eins nach dem anderen. Es kam natürlich nicht infrage, sich gewaltsam einen Zugang zum Innern der Kugel zu verschaffen – selbst wenn das möglich gewesen wäre, was Kotto bezweifelte. Immerhin hatte das Tiwi-Militär seine mächtigsten Waffen gegen solche Schiffe eingesetzt, mit nur geringerem Erfolg.
Außerdem: Kotto wollte die Kugel nicht beschädigen. Es musste einen anderen Weg geben, in sie zu gelangen.
Er hielt den Shuttle stationär und schickte GU und KR mit neutralen Untersuchungsgeräten nach draußen. Die kleinen Roboter brachten die Luftschleuse hinter sich und befestigten Sensoren an der gewölbten Außenhülle des Hydroger-Schiff es. Anschließend begannen sie mit einer ganzen Serie von Tests,
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