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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Amateur-Kunstwerken verschönert, die
größtenteils durch den Kontrast zwischen dem Mondgrau
und dem Rosa und Grün irdischen Lebens dominiert wurde.
    Die drei Kuppeln von Clavius wurden als Artemis, Selene und
Hekate bezeichnet.
    »Griechische Namen?«
    »Bei den Griechen war der Mond eine Dreieinigkeit:
Artemis für den zunehmenden Mond, Selene für den
Vollmond und Hekate für den abnehmenden Mond. Diese Kuppel,
die den größten Teil unserer Wohnbereiche beherbergt,
ist Hekate. Da sie die Hälfte der Zeit im Zwielicht liegt,
schien das eine passende Wahl zu sein.«
    Außer den Unterkünften für zweihundert
Menschen enthielt Hekate auch Lebenserhaltungs- und
Recycling-Systeme, ein kleines Krankenhaus, Schulungs- und
Fitnessräume und sogar ein Theater – eine offene
Arena, die aus etwas geformt war, von dem Bud ihr versicherte,
dass es ein natürlicher Mondkrater wäre. »Nur
Amateur-Schauspielkunst. Aber sehr beliebt, wie Sie sich
vorstellen können. Ballett kommt auch ganz gut
an.«
    Sie starrte auf seinen rasierten Kopf. »Ballett?«
    »Ich weiß, ich weiß. Nicht, was Sie von der
Luftwaffe erwarten würden. Aber Sie müssen wirklich
einmal einen in der Mondschwerkraft vollführten Kreuzsprung
beim Ballett sehen.« Er musterte sie. »Siobhan, Sie
glauben vielleicht, dass wir nur in einem Erdloch hausen. Aber
dies ist eine andere Welt – bis hin zur Kraft, die sie auf
jede Faser Ihres Körpers ausübt. Die Menschen
verändern sich auf ihr. Vor allem die Kinder. Das werden Sie
noch sehen, falls Sie Zeit haben.«
    »Das hoffe ich doch.«
    Sie gingen durch einen niedrigen Tunnel mit milchig
trüben Wänden zur Kuppel namens Selene. Diese Kuppel
war offener als Hekate, und der größte Teil des Daches
war transparent, sodass Sonnenlicht hereinströmte. Und hier
wuchs in langen Beeten Grünzeug: Siobhan erkannte Kresse,
Kohl, Karotten, Erbsen, Kartoffeln. Jedoch wuchsen diese Pflanzen
in einer Flüssigkeit. Die flachen Behälter waren durch
Röhren miteinander verbunden, und surrende Lüfter und
Pumpen sowie zischende Luftbefeuchter sorgten für eine stete
Geräuschkulisse. Es war wie ein großes, flaches
Gewächshaus, sagte Siobhan sich. Die Illusion wurde nur
durch die Dunkelheit des Himmels über ihr und den Schimmer
von Flüssigkeit, wo Mutterboden hätte sein sollen,
zunichte gemacht. Doch viele der Behälter waren leer.
    »Dann betreiben Sie hier also auch hydroponische
Farmen«, sagte sie.
    »Ja. Und wir sind hier oben auch alle Vegetarier. Es
wird noch lang dauern, bis Sie ein Schwein, eine Kuh oder
Hühner auf dem Mond finden werden. Ach übrigens, ich
würde nicht den Finger in die Behälter
tauchen.«
    »Nein?«
    Er deutete auf die Tomaten. »Sie wachsen auf fast purem
Urin. Und diese Erbsen schwimmen in konzentrierten
Exkrementen. Wir müssen eigentlich nicht mehr tun, als den
Geruch zu ertragen. Natürlich sind die meisten dieser
Gewächse genetisch modifizierte Organismen. Die Russen haben
viel Vorarbeit auf dem Gebiet der GMOs geleistet und Pflanzen
gezüchtet, die die Recyclingschleifen so wirtschaftlich wie
möglich zu schließen vermögen. Und die Pflanzen
mussten an die besonderen Bedingungen angepasst werden, die hier
herrschen: die geringe Schwerkraft, Druck und
Temperaturempfindlichkeit, Strahlenniveaus.« Während
des agrarischen Exkurses nahm seine Stimme einen stärkeren
Akzent an; sie glaubte einen Iowaakzent herauszuhören, die
Stimme eines Farmerjungen, der ganz weit weg von zu Hause
war.
    Sie betrachtete die unschuldigen Pflanzen. »Ich
könnte mir durchaus vorstellen, dass manche Leute sich davor
ekeln.«
    »Sie überwinden den Ekel«, sagte Bud.
»Und wenn nicht, werden sie ausgeschifft. Jedenfalls ist
das besser als in den Gründerzeiten, wo wir nichts als Algen
anbauten. Sogar ich hatte anfangs Schwierigkeiten, einen blauen
Burger zu mampfen. Aber wir sind hier gegenüber
Sonnenereignissen sehr verwundbar.«
    Am 9. Juni hatten die Mondkolonisten sich – auch dank
Eugene Mangles Warnungen – in die Schutzunterkünfte
retten und den schlimmsten Sturm aussitzen können.
Raumfahrzeuge und andere Systeme waren in Mitleidenschaft gezogen
worden, doch kein einziges Menschenleben jenseits der Erde war zu
beklagen gewesen. Diese leeren hydroponischen Behälter
zeigten jedoch, dass die Lebewesen, die die Menschen auf ihren
ersten zögernden Schritten weg von der Erde begleitet
hatten, weniger Glück gehabt hatten.
    Sie

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