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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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nach einem
Signal vom Mars gelauscht hatte, das nie eingetroffen war. Nun
hatte sie selbst den weiten Weg zum Mars zurückgelegt
– und hatte mit eigenen Augen die staubbedeckten Wrackteile
in Isidis Planitia gesehen: Alles, was von dem wackeren kleinen
Raumschiff noch übrig war, das es so weit geschafft hatte.
Den amerikanischen Besatzungsmitgliedern hatte es nicht viel
bedeutet, aber Helena hatte sich gefreut, als sie diesen Rover
auf den Namen Beagle taufen durfte…
    »Lowell, Beagle.« Die Stimme von Bob Paxton
im irdischen Lowell ertönte leise in ihrem Kopfhörer
und überlagerte die Präsidentin. »Es wird Zeit.
Schau mal nach oben.«
    »Beagle, Lowell. Danke, Bob.« Sie legte den
Kopf zurück und spähte in den Himmel.
    Das Raumschiff von der Erde kam aus östlicher Richtung
und leuchtete im Marsmorgen. Helena wartete beim Rover, bis der
schimmernde Stern, der sie nach Hause hätte bringen sollen,
am staubigen Horizont verblasste. Der einmalige Vorbeiflug am
Mars war abgeschlossen.
    Auf Wiedersehen, Aurora 2, auf Wiedersehen.
     
    Präsidentin Alvarez faltete die Hände und schaute in
die Kamera.
    »Die kommenden Tage werden für uns alle schwer
werden. Das will ich gar nicht verhehlen.
    Unsere Raumfahrtbehörden, einschließlich der NASA
und des U.S. Astronautical Engineering Corps, werden
natürlich eine entscheidende Rolle spielen, und ich bin
absolut überzeugt, dass sie diese neue Herausforderung
bewältigen werden, wie sie auch schon alle Herausforderungen
in der Vergangenheit bewältigt haben. Wie lautet der
denkwürdige Ausspruch des Controllers der unglücklichen Apollo-13-Mission: ›Misserfolg ist keine
Option!‹. Das gilt heute mehr denn je.
    Aber die Raumfahrtingenieure werden es allein nicht schaffen.
Um den Sieg zu erringen, werden wir alle mithelfen müssen,
jeder Einzelne von uns. Meine schlimme Botschaft wird Sie jetzt
erschüttern, doch Morgen ist ein andrer Tag. Sie können
sich aus Zeitungen und dem Internet informieren, E-Mails
versenden und Anrufe tätigen; die Transportsysteme
funktionieren wie immer – und jeder Arbeitsplatz und jede
Schule wird und muss wie immer besetzt sein.
    Ich bitte Sie dringend, an die Arbeit zu gehen. Ich bitte Sie
dringend, an Ihrem Platz das Beste zu geben; jede Minute und
jeden Tag. Wir sind wie eine Pyramide, eine Pyramide aus Arbeits-
und Wirtschaftsleistung, eine Pyramide, die eine Hand voll Helden
auf ihrer Spitze trägt, die uns alle zu retten
versuchen.
    Wir alle haben den 9. Juni erlebt, und wir haben die eher
geringfügigen Probleme überwunden, die dieser
schwierige Tag uns beschert hatte. Ich weiß, dass wir uns
gemeinsam dieser neuen Herausforderung stellen können.
    Solang die Menschheit überlebt, werden unsere Nachkommen
auf diese flüchtigen Jahre zurückschauen. Und sie
werden uns beneiden. Weil wir an diesem Tag, in dieser Stunde,
bereit waren. Und Großes geleistet haben.
    Ich wünsche uns allen viel Glück.«
     
    Sie haben das Thema verfehlt.
    Bisesa hätte die Softwall anschreien und ein Kissen nach
der Präsidentin werfen mögen. Dieser Schild ist zwar
eine enorme Leistung. Aber Sie müssen weiter denken. Sie
müssen sich bewusst werden, dass er erst einmal
errichtet werden muss. Sie müssen mir zuhören!
    Doch um Myras willen blieb sie äußerlich ruhig, als
sie vom bevorstehenden Weltuntergang erfuhr.
    Die Unbestimmtheit der von Alvarez’ zitierten Daten
verwirrte sie. Wieso redete sie um den heißen Brei herum?
Die Astrophysiker, die diese Prognose erstellt hatten, waren mit
ihren Aussagen so exakt gewesen, dass man den Zeitpunkt auf den
Tag genau bestimmen konnte.
    Das Datum wurde gewiss von den Erstgeborenen bestimmt,
was auch für alle anderen Aspekte dieses Ereignisses galt.
Sie würden sich einen Tag aussuchen, der irgendwie von
Bedeutung für sie war. Aber welche Bedeutung konnte
irgendein Tag im April 2042 haben? Sicher keine nach menschlichen
Maßstäben: Die Erstgeborenen waren nämlich
Geschöpfe der Sterne… also etwas Astronomisches.
    »Aristoteles« sagte sie leise.
    »Ja, Bisesa?«
    »April 2042. Kannst du mir sagen, was sich in diesem
Monat am Himmel abspielt?«
    »Du meinst eine Ephemeride?«
    »Was?«
    »Eine Tabelle mit astronomischen Daten, aus denen die
tägliche Position der Planeten und Sterne hervorgeht
und…«
    »Ja. Genau das!«
    Das Konterfei der Präsidentin wurde in eine Ecke der Wand
verbannt. Der Rest füllte sich mit Zahlenspalten

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