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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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stehen. Ihre Augen loderten blau zu ihm auf.
    »Jacob.« Sie bemühte sich konzentriert, ruhig zu sprechen. »Würden Sie mir versprechen, daß Sie mir einen kleinen Gefallen tun und nachher nicht darüber reden werden? Ich kann Ihnen erst sagen, was ich meine, wenn Sie einverstanden sind.« Ihre Augen blickten flehentlich.
    Jacob brauchte nicht zu überlegen. »Selbstverständlich, Helene. Sie können mich bitten, um was Sie wollen. Aber sagen Sie mir doch, was ist...«
    »Dann, bitte, halten Sie mich fest...« Ihre Stimme ging in ein Schluchzen über. Sie preßte sich an ihn, die Arme vor die Brust gedrückt. In wortloser Überraschung schlang Jacob seine Arme um sie, und sie schmiegte sich an ihn.
    Langsam wiegte er sie vor und zurück, und heftiges Beben schüttelte ihren Körper. »Schhhh... Es ist alles gut...« Er sprach tröstende, sinnlose Wörter. Ihr Haar streichelte seine Wange, und ihr Duft schien die kleine Kammer zu erfüllen. Er stieg ihm in den Kopf.
    Eine Weile standen sie schweigend so da. Langsam bewegte sie ihren Kopf auf seiner Schulter.
    Das Beben ließ nach. Allmählich entspannte sich ihr Körper. Er streichelte die harten Muskeln ihres Rückens mit der Hand, und einer nach dem anderen lockerten sie sich.
    Jacob fragte sich, wer hier wem einen Gefallen tat. Ifni wußte, wie lange er sich nicht mehr so ruhig, so friedlich gefühlt hatte. Es rührte ihn, daß sie ihm so sehr vertraute. Mehr noch – es machte ihn glücklich. Tief innen hörte er eine verbitterte kleine Stimme, ein feines Zähneknirschen, aber er achtete nicht darauf. Zu tun, was er hier tat, war natürlicher, als zu atmen.
    Noch ein paar Augenblicke, und Helene hob den Kopf. Als sie sprach, klang ihre Stimme gepreßt.
    »In meinem ganzen Leben hatte ich noch nicht solche Angst«, sagte sie. »Sie sollen verstehen, daß ich das hier nicht tun mußte. Ich hätte für den Rest dieser Tauchfahrt die Eiserne Lady bleiben können... aber Sie waren hier, verfügbar ... Es mußte sein. Entschuldigen Sie.«
    Jacob merkte, daß Helene keine Anstalten machte, sich zurückzuziehen. Er ließ seine Arme, wo sie waren.
    »Kein Problem«, sagte er leise. »Irgendwann werde ich Ihnen einmal erzählen, wie schön es war. Und zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über Ihre Angst. Ich wäre selber fast aus der Haut gefahren, als ich diese Buchstaben sah. Neugier und Gefühllosigkeit sind mein Abwehrmechanismus. Sie haben doch gesehen, wie die anderen reagierten. Dabei tragen Sie nur die größere Verantwortung, das ist alles.«
    Helene antwortete nicht. Sie schob ihre Hände nach oben und legte sie ihm auf die Schultern, ohne dadurch einen Zwischenraum zwischen ihnen zu schaffen.
    »Na ja«, fuhr Jacob fort. »Sicher hatten Sie bei den Sprüngen, die Sie hinter sich haben, oft mehr Angst als heute.« Er strich ihr ein paar Locken aus dem Gesicht.
    Helene straffte sich und drückte ihn von sich weg. »Mr. Demwa, Sie sind unerträglich! Sie mit Ihrem ständigen Gerede von meinen Sprüngen! Glauben Sie wirklich, ich habe jemals soviel Angst gehabt?! Für wie alt halten Sie mich eigentlich?«
    Jacob grinste. Sie hatte ihn nicht so heftig zurückgestoßen, daß sie sich aus seinen Armen gelöst hätte. Offensichtlich wollte sie nicht, daß er sie schon losließ.
    »Nun, wenn man die Relativität bedenkt...«, begann er.
    »Ich pfeife auf die Relativität! Mann, ich bin fünfundzwanzig! Vielleicht habe ich mehr vom Himmel gesehen als du, aber vom realen Universum weiß ich, verflucht noch mal, sehr viel weniger als du! Und meine Kompetenzquote sagt nichts darüber aus, wie ich mich innerlich fühle! Es macht Angst, wenn man perfekt und stark sein muß und die Verantwortung für das Leben anderer Leute trägt... mir zumindest – im Gegensatz zu dir, du undurchdringlicher, unerschütterlicher Es-wareinmal-Held-und-Trottel, der du hier so lässig herumstehst, genau wie Cap’n Beloc damals auf der Calypso, als wir diese verrückte Scheinblockade auf J8’lek durchführten und... und jetzt werde ich gleich etwas überaus Illegales tun und dir befehlen, mich zu küssen, denn du scheinst ja nicht die Absicht zu haben, es von allein zu tun!«
    Trotzig starrte sie ihn an. Als Jacob sie lachend an sich zog, wehrte sie sich einen Augenblick lang. Dann schlang sie die Arme um seinen Hals, und ihre Lippen preßten sich auf seine.
    Jacob fühlte, wie das Beben wieder sanft in ihr aufstieg. Aber diesmal war es anders. Es war schwer zu sagen, inwiefern es anders war,

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