Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
seine Fingerspitzen, und mit einem Aufschrei ließ er den Spiegel fallen. Fast hätte er sich die Hand in den Mund gesteckt, aber er hielt sie ein paar Zoll vor seinem Gesicht starr in die Höhe, den Mund vor Schmerz weit aufgerissen.
    Automatisch begann er, das Brennen mit einer seichten Schmerzerleichterungstrance zu überlagern. Die rotglühenden Nadeln erkalteten, und seine Finger schienen sich von ihm zu lösen. Dann hörte der Strom der Erleichterung auf. Es war wie ein Tauziehen – mehr brachte er nicht zustande: Ein Gegendruck widerstand der Hypnose mit gleicher Kraft, so angestrengt er sich auch konzentrierte.
    Auch wieder einer von Hydes Tricks. Na, jetzt hatte er keine Zeit, sich mit ihm zu zanken – was immer er wollte. Er betrachtete seine Hand. Der Schmerz war kaum noch zu ertragen. Der Zeigefinger und der Ringfinger waren arg verschmort, die übrigen waren glimpflicher davongekommen.
    Er brachte einen kurzen Codepfiff für Hughes zustande. Es war an der Zeit, den Plan in die Tat umzusetzen – den einzigen Plan, der eine Erfolgschance besaß.
    Ihre einzige Chance lag darin, ins All hinauszugelangen. Die Zeitkompression war im Automatikbetrieb eingefroren – Cullas erste Maßnahme nach der Ausschaltung der Maser-Verbindung mit der Basis –, und so würde die subjektive Zeit der Realzeit, die sie benötigten, um die Chromosphäre hinter sich zu lassen, ungefähr entsprechen.
    Da ein Angriff auf Culla mit großer Sicherheit scheitern würde, bestand die beste Methode, den Mord-Selbstmord-Plan des Alien hinauszuzögern, darin, mit ihm zu reden.
    Jacob atmete zweimal tief durch und lehnte sich mit dem Rücken an den Holorecorder. Dabei spitzte er aufmerksam die Ohren. Culla pflegte sich äußerst geräuschvoll zu bewegen. Darin lag Jacobs größte Hoffnung bei einem direkten Angriff des Pring. Wenn Culla auf freier Fläche zuviel Lärm machte, würde Jacob vielleicht Gelegenheit haben, den Strahler zu benutzen, den er in der unverletzten Hand hielt. Die Waffe streute stark, und so würde er nicht allzu sorgfältig zielen müssen.
    »Culla!« rief er. »Finden Sie nicht, daß Sie es jetzt weit genug getrieben haben? Warum kommen Sie nicht heraus, damit wir miteinander reden können?«
    Er lauschte. Ein leises Summen war zu hören, als ob Cullas Zähne hinter den dicken Greiflippen sanft gegeneinander vibrierten. Bei dem Handgemenge auf der Oberseite hatte eines der größten Probleme für ihn und Donaldson darin bestanden, diesen blitzend weißen Mahlzähnen zu entrinnen.
    »Culla!« wiederholte er. »Ich weiß, daß es dumm ist, einen Alien nach den Maßstäben der eigenen Spezies zu beurteilen! Aber ich hielt Sie wirklich für einen Freund! Sie schulden uns eine Erklärung. Reden Sie doch mit uns. Wenn Sie auf Bubbacubs Befehl handeln, dann können Sie sich ergeben, und ich schwöre, wir werden allen erzählen, Sie hätten uns einen blutigen Kampf geliefert!«
    Das Summen wurde lauter. Füße schlurften über den Boden. Einmal... zweimal... dreimal. Dann war es wieder still. Nicht genug, um sich zu orientieren.
    »Jacob, esch tut mir leid.« Cullas Stimme hallte leise über das Deck. »Ich musch esch Ihnen erklären, bevor wir sterben. Aber vorher bitte ich Schie, den Lascher abtschuschalten. Er tut mir weh.«
    »Culla, meine Hand tut mir auch weh.«
    Der Pring klang hundeelend. »Esch tut mir scho furchtbar leid, Jacob. Bitte verstehen Schie: Schie schind mein Freund. Wasch ich hier tue, tue ich tschum Teil für Ihr Volk. Esch gibt notwendige Verbrechen, Jacob. Ich bin nur froh, dasch der Tod nicht mehr weit ischt, denn dadurch bleibt mir die Erinnerung erspart.«
    Die Sophisterei des Alien verblüffte Jacob. Ein so schuljungenhaftes Gejammer hätte er von Culla niemals erwartet, aus welchen Gründen auch immer er tun mochte, was er tat. Er war dabei, sich eine Antwort auszudenken, als Helene daSilvas Stimme aus der Sprechanlage dröhnte.
    »Jacob! Hörst du mich? Der Gravitationsschub läßt rapide nach. Die Beschleunigung verringert sich.«
    In dem, was sie nicht sagte, lag die Bedrohung. Wenn nicht bald etwas geschähe, würde der lange Sturz in die Photosphäre beginnen, ein Sturz, von dem sie nie wieder zurückkehren würden.
    Wenn das Schiff erst im Griff der Konvektionszellen wäre, würde es in den solaren Kern hineingezogen werden – falls es dann noch ein Schiff gäbe.
    »Schehen Schie, Jacob«, sagte Culla. »Mich auftschuhalten wird Ihnen nichtsch nütschen. Esch ischt bereitsch vorüber.

Weitere Kostenlose Bücher