Sonnentaucher
dann werden meine Mitarbeiter gern darüber befinden.« »Aber...«
»Und damit ist dieses Thema vorläufig beendet! Wir werden später genug Zeit haben, darüber zu sprechen.«
»Nein, wir haben überhaupt keine Zeit.«
Alle drehten sich um. Dr. Martine stand hinten auf der Galerie im Eingang. »Ich denke, wir sollten diese Angelegenheit sofort erörtern.« »Geht es Dr. Kepler gut?« erkundigte sich Jacob.
Sie nickte. »Ich komme eben aus seinem Zimmer. Es ist mir gelungen, ihn aus dem Schockzustand zu lösen, und er schläft jetzt.
Aber bevor er einschlief, meinte er, wir sollten unverzüglich eine weitere Tauchfahrt unternehmen.«
»Unverzüglich? Warum? Sollten wir nicht abwarten, bis wir genau wissen, was mit Jeffs Schiff passiert ist?«
»Wir wissen, was mit Jeffs Schiff passiert ist!« erwiderte sie in scharfem Ton. »Ich habe gehört, was Mr. LaRoque sagte als ich hereinkam, und ich bin ganz und gar nicht glücklich über die Art und Weise, wie Sie seine Vorhaltungen aufgenommen haben. Sie sind allesamt so vernagelt und bar allen Selbstzweifels, daß Sie außerstande sind, eine neuartige Auffassung auch nur anzuhören!«
»Soll das heißen, Sie glauben ernsthaft, daß diese Gespenster unsere Ahnen und Patrone sind?« fragte daSilva ungläubig.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber unabhängig davon klingt seine Erklärung vernünftig. Haben denn die Solarier vor diesem Zwischenfall je etwas anderes getan, als Ihnen zu drohen? Aber jetzt werden sie unvermittelt gewalttätig. Warum? Kann es nicht sein, daß sie keinerlei Hemmungen verspürten, den Angehörigen einer so unreifen Spezies zu töten?« Betrübt schüttelte sie den Kopf. »Wissen Sie, es ist doch nur eine Frage der Zeit, wann die Menschen endlich begreifen, wie sehr wir uns werden anpassen müssen. Tatsache ist, daß jede andere sauerstoffatmende Rasse ein Statussystem praktiziert – eine Hackordnung, die auf Alter, Stärke und Herkunft basiert. Viele von Ihnen finden das nicht schön. Aber so sind die Dinge nun einmal! Und wenn wir nicht wollen, daß es uns so ergeht wie den nichteuropäischen Rassen des neunzehnten Jahrhunderts, dann müssen wir einfach lernen, wie ältere, stärkere Spezies gern behandelt werden.«
Jacob runzelte die Stirn.
»Sie wollen sagen, wenn ein Schimpanse getötet und wenn Menschen bedroht oder ignoriert werden, dann...«
»Dann kann es sein, daß die Solarier einfach keine Lust haben, sich mit Kindern und Tieren abzugeben...« Einer der Techniker hieb mit der Faust auf seine Konsole. Ein wütender Blick von daSilva schnitt ihm das Wort ab. »Aber sie sind vielleicht bereit, mit einer Delegation zu sprechen, der Vertreter älterer Spezies mit größerer Erfahrung angehören. Woher wollen wir das wissen, solange wir es nicht versuchen?«
»Culla war auf den meisten Tauchfahrten mit dabei«, knurrte der Techniker. »Und er ist als Botschafter ausgebildet!«
»Bei allem schuldigen Respekt vor Pring Culla ...« – Martine verbeugte sich leicht vor dem Alien – »...er gehört zu einem sehr jungen Volk, fast so jung wie unseres. Es liegt auf der Hand, daß die Solarier ihn ihrer Aufmerksamkeit für ebensowenig würdig erachten wie uns. Nein, ich schlage vor, wir machen uns den bislang beispiellosen Umstand zunutze, daß die Angehörigen zweier großer, ehrwürdiger Rassen hier auf Merkur zugegen sind. Wir sollten Pil Bubbacub und Cant Fagin in aller Bescheidenheit bitten, zu einem letzten Kontakt versuch mit uns zur Sonne hinunterzutauchen.«
Bubbacub erhob sich langsam. Er sah sich gemessen um. Ihm war bewußt, daß Fagin warten würde, bis er gesprochen hatte. »Wenn die Men-schen sa-gen, sie brau-chen mich auf Sol, dann bin ich trotz der er-sicht-li-chen Ge-fahren, de-nen die Sonnen-schiffe aus-ge-setzt sind, be-reit, ih-rem Wunsch zu ent-spre-chen.«
Zufrieden und behäbig sank er auf sein Kissen zurück. Fagin raschelte, und seine Stimme klang seufzend. »Auch ich werde mit Vergnügen mitkommen. Fürwahr, ich würde jede Mühe auf mich nehmen, um den hintersten Winkel eines Sonnenschiffes in Anspruch nehmen zu dürfen. Ich glaube nicht, daß ich Ihnen in irgendeiner Weise helfen kann. Aber ich werde gern mitkommen.«
»Verdammt noch mal, aber ich weigere mich zuzustimmen!« schrie daSilva. »Ich bin nicht bereit, die politischen Implikationen zu akzeptieren, die sich ergeben, wenn Pil Bubbacub und Cant Fagin uns begleiten – schon gar nicht nach diesem Unfall! Sie reden von guten Beziehungen zu
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