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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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jede Chance, unseren Patronen als Freunde gegenüberzutreten, verdorben hätte, wagt es, mich eines Verbrechens zu bezichtigen, für das es kein Motiv gibt! Er hat diesen armen Affen ermordet, und jetzt will er jemand anderem die Schuld dafür zuschieben!«
    »Halten Sie den Mund, LaRoque«, befahl daSilva mit ruhiger Stimme. Dann wandte sie sich wieder an Kepler.
    »Ist Ihnen bewußt, was Sie da sagen, Sir? Ein Bürger würde keinen Mord begehen, nur weil er ein Individuum nicht mag. Ohne schwerwiegenden Grund könnte nur eine Probandenpersönlichkeit töten.
    Können Sie sich vorstellen, welchen Grund Mr. LaRoque haben könnte, zu einer so drastischen Tat zu schreiten?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Kepler zuckte die Achseln. Er starrte LaRoque an. »Ein Bürger, der einen berechtigten Grund sieht, jemanden zu töten, empfindet nach der Tat nichtsdestoweniger Reue. Mr. LaRoque sieht nicht aus wie jemand, der irgend etwas bedauert. Also ist er entweder unschuldig oder ein guter Schauspieler... oder er ist ein Proband!«
    »Im Weltraum!« rief Martine. »Das ist unmöglich, Dwayne. Und das wissen Sie auch. Jeder Raumhafen ist vollgestopft mit P-Sensoren. Jedes Schiff ist mit Detektoren ausgestattet. Sie sollten sich auf der Stelle bei Mr. LaRoque entschuldigen!«
    Kepler grinste.
    »Entschuldigen? Zumindest weiß ich doch, daß LaRoque gelogen hat, als er im Gravitationsring behauptete, ihm sei schwindlig. Ich habe ein Masergramm zur Erde geschickt und bei seiner Zeitung ein Dossier über ihn angefordert. Sie haben meinem Wunsch nur allzu gern entsprochen. Es hat den Anschein, als sei Mr. LaRoque ein ausgebildeter Astronaut. Aus medizinischen Gründen‹ wurde er ›vom Dienst befreit‹ – eine Formulierung, die man oft benutzt, wenn jemandes PTest-Resultate auf Probandenniveau ansteigen und er daraufhin gezwungen ist, einen sicherheitsempfindlichen Posten aufzugeben. Das beweist vielleicht nichts, aber es bedeutet immerhin, daß LaRoque zuviel Erfahrung mit Raumschiffen hat, als daß ihn in Jeffreys Gravitationsring plötzlich ›Todesangst‹ überkommen könnte. Ich wünschte nur, dieser Konflikt wäre uns so rechtzeitig bekannt geworden, daß wir Jeffrey hätten warnen können.«
    LaRoque protestierte, und Martine erhob Widerspruch, aber Jacob merkte, daß die Waage sich zu ihren Ungunsten senkte. DaSilva beäugte LaRoque, und in ihrem Blick lag ein eiskalter, wilder Schimmer, der Jacob erschrecken ließ.
    Er hob die Hand. »Moment mal. Wieso überprüfen wir nicht einfach, ob es hier auf Merkur Probanden ohne Sender gibt? Ich schlage vor, wir alle lassen unser Netzhautmuster zur Erde übermitteln und dort verifizieren. Wenn sich erweist, daß Mr. LaRoque nicht als Proband registriert ist, wird Dr. Kepler uns erklären müssen, weshalb ein Bürger einen Grund zum Morden hätte sehen können.« »Also gut, um Kukulkans willen, dann bringen wir’s doch hinter uns!« sagte LaRoque erbost. »Aber nur unter der Bedingung, daß ich nicht der einzige bin!« Zum erstenmal huschte Unsicherheit über Keplers Züge.
    Um Keplers willen ließ daSilva die Schwerkraft im Stützpunkt auf Merkur-Niveau reduzieren. Die Leitzentrale antwortete, die Änderung werde etwa fünf Minuten in Anspruch nehmen. DaSilva trat an die Sprechanlage und gab Besuchern und Besatzung bekannt, daß man einen Test durchführen werde, und verschwand dann, um die Vorbereitungen zu beaufsichtigen.
    Der Telemetrieraum begann sich zu leeren, und die Leute begaben sich zu den Aufzügen. LaRoque hielt sich dicht hinter Kepler und Martine, als wolle er demonstrieren, wie erpicht er darauf sei, die Vorwürfe gegen ihn zu widerlegen. Er reckte das Kinn in der Haltung hehren Märtyrertums in die Höhe.
    Die drei, und mit ihnen Jacob und zwei Besatzungsangehörige, warteten auf den Aufzug, als die Schwerkraftverschiebung stattfand. Es war eine Ironie, sie an dieser Stelle zu erleben, denn es fühlte sich an, als versinke plötzlich der Boden unter ihren Füßen.
    Jeder von ihnen war an Gravitationsveränderungen gewöhnt, denn viele Bereiche im Stützpunkt Hermes standen nicht unter Erdgravitation. Aber normalerweise geschah der Übergang durch eine stasisgesteuerte Tür – an sich nicht angenehmer als dieser hier, aber durch die Macht der Gewohnheit weniger verwirrend. Jacob schluckte heftig, und einer der Besatzungsangehörigen schwankte ein wenig. In einer jähen, wilden Bewegung stürzte LaRoque sich auf die Kamera in Keplers Hand. Martine schrie auf, und

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